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Auf Holzschwellen zum Geburtstagskindinfo

Sonderausstellung zum 70-jährigen Bestehen des Schopflocher Torfmoors im Naturschutzzentrum – 2011 Besucherrekord

Das älteste Naturschutzgebiet im Kreis Esslingen, das Schopflocher Torfmoor, feiert heuer sein 70. Wiegenfest. Seit Mai 2011 steht das nahe Naturschutzzentrum Schopflocher Alb in neuem Glanze da und lockt mehr Besucher an denn je. Passend zum runden Torfmoor-Geburtstag gibt‘s eine Sonderausstellung.

Die Geburtstags-Ausstellung ¿Schopflocher Torfmoor¿ und den neuen Flyer im Blick: Dr. Wolfgang Wohnhas, Dr. Jürgen Schedler, Mat
Die Geburtstags-Ausstellung ¿Schopflocher Torfmoor¿ und den neuen Flyer im Blick: Dr. Wolfgang Wohnhas, Dr. Jürgen Schedler, Matthias Berg und Sonja Strobel (v.r.n.l.).Foto: Jean-Luc Jacques

Lenningen. Nach Sanierung, Umbau und Wiedereröffnung 2011 erlebte das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb, das gleichzeitig als Nordportal des Biosphärengebiets fungiert, einen absoluten Besucherrekord. Waren es 2009 knappe 17 000 Ausflügler, Wanderer und Naturbegeisterte, die das Naturschutzzentrum bevölkerten, so waren es im vergangenen Jahr von Mai bis Ende Dezember 26 888 Besucher.

Nur das Geburtstagskind „Schopflocher Torfmoor“ begrüßen jährlich mehr Menschen. Bis zu 70 000 Frauen, Männer und Kinder nehmen den Holzschwellenweg und folgen dem rund zwei Kilometer langen ausgeschilderten Rundweg durch das älteste Naturschutzgebiet des Landkreises Esslingen.

Rechtzeitig zum 70-jährigen Bestehen des aktuell 77 Hektar großen Naturschutzgebiets gab das Regierungspräsidium wieder ein von den Volunteers des Naturschutzzentrums überarbeitetes und aktualisiertes Faltblatt heraus, das Dr. Jürgen Schedler, im RP zuständig für die Schutzgebiete, ebenso vorstellte wie die Entstehungsgeschichte des Schopflocher Torfmoors auf einem etwa 17 Millionen Jahre alten Vulkanschlot. Da die Schlotfüllung, der Vulkantuff, schneller verwittert war als die harte Kalkgesteinumgebung, hatte sich eine Mulde mit einer Lehmschicht gebildet. Darin war Millionen Jahre später nach einer Eiszeit vor etwa 10 000 Jahren ein See entstanden. In ihm gediehen Torfmoose so prächtig, dass das Gewässer im Laufe der Zeit verlandete und zum Moor wurde. Durch die Torfstecherei und Entwässerung ab 1784 blieben jedoch vom einstigen Moor nur noch zwei Torfhügel übrig. Am 26. Februar 1942 wurde das Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt. Doch es war noch ein weiter Weg bis zur heutigen „Perle“ auf der Schopflocher Alb. Nur ungern erinnert sich der Vorstand der Schopflocher Torfmoor-Stiftung, SAV Ehrengauobmann Heinz Dangel, an die Anfänge nach dem Krieg, als er wegen seines aktiven Eintretens für das Naturschutzgebiet immer wieder angefeindet wurde. Heute gehören dem Schwäbischen Albverein und der 1983 gegründeten Torfmoor-Stiftung die ökologischen Kernflächen des Moors. Dangels Sorge gilt in dieser Zeit nicht mehr so sehr der Arrondierung des Moors als vielmehr „dem Rummel auf der Alb“. Fahrradfahrer auf dem Breitenstein, Fahrradfahrer auf dem Auchtert, „und wenn man sie anspricht, wird man unflätig beschimpft“, ärgerte sich Heinz Dangel.

Der Konflikt „mehr Albtourismus kontra Naturschutz“ scheint vorprogrammiert, denn immer mehr Veranstaltungen mit Eventcharakter locken zahlreiche Ausflügler auf die Hochfläche. Der Geschäftsführer des Naturschutzzentrums, Dr. Wolfgang Wohnhas, benannte als ein Hauptziel die Besucherlenkung in den Naturschutzgebieten. Der Stellvertretende Landrat, Matthias Berg, sagte zu, die Ranger auf das Problem hinzuweisen. „Wir tun alles, um die Besucher zu sensibilisieren und zu informieren.“

Dies wird angesichts steigender Besucherzahlen notwendig sein, denn das Nordportal, das auch Infostelle des GeoParks Schwäbische Alb ist, will diese erreichte Besucherzahl ausbauen und hofft durch ein attraktives Programm und interessante Kooperationen, etwa mit den Volkshochschulen Kirchheim und Bad Urach sowie den „Obstlern“ und der Schwäbischen Landpartie, neue Gäste zu gewinnen. Dazu kann auch das neu eingerichtete Biosphärenlädle seinen Teil beitragen. „Wir wollen nicht nur Informationen vermitteln“. so NAZ-Leiter Wolfgang Wohnhas, „sondern nach dem Motto Genuss und Geist Besucher ansprechen und auf heimische Produkte aufmerksam machen“.

Deshalb zählt Wohnhas auch den 16. Bauernmarkt im Herbst mit dem Schwerpunktthema „Obst“ zu einem der vier Programmhöhepunkte in diesem Jahr, die allesamt im 88 Seiten starken Heft stehen. Bereits von Mitte März bis zum Sommer wird das Naturschutzzentrum passend zum Geburtstag des Torfmoors die Sonderausstellung „Schopflocher Moor“ zeigen. Ergänzt wird sie durch ein umfangreiches Begleitprogramm wie einem Familientag, Vorträgen und Exkursionen.

Stolz ist Dr. Wohnhas darauf, dass „Per Pedal zur Poesie“, ein literarischer Radweg, dessen Teilnehmer sich auf Mörikes Spuren begeben, auch im Naturschutzzentrum haltmachen wird. Start ist am Sonntag, 10. Juni, in Kirchheim. Die Tour führt über Owen, das NAZ, das Mörikehaus Ochsenwang und Bad Boll wieder zurück nach Kirchheim.

Natürlich fühlt sich das Naturschutzzentrum auch dem „Streuobstparadies“ zugehörig, weshalb es im Herbst zusammen mit dem Freilichtmuseum und dem Landwirtschaftsamt in den Streuobstwochen gemeinsame Veranstaltungen anbietet.

Insgesamt zählt das Programmheft neben 135 Einzelveranstaltungen, darunter naturkundliche Führungen, Vorträge und Fortbildungen, auch drei Sonderausstellungen. Diese befassen sich neben dem Schopflocher Torfmoor auch mit den typischen Alb-Biotopen sowie mit „Kultur und Natur am Albtrauf“.

„Eine wichtige Aufgabe des Naturschutzzentrums ist die Umweltpä­dagogik“, weist Wolfgang Wohnhas auf einen weiteren Arbeitsschwerpunkt des Zentrums hin. Darunter fallen Führungen, das „Grüne Klassenzimmer“, Workshops für Schulklassen, Kindernachmittage und Kindergeburtstage zu Naturthemen, das Sommerferienprogramm sowie das Junior-Ranger-Camp für Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren.

Mit mehreren Veranstaltungen beteiligt sich das NAZ an der Biosphärenwoche, an der Woche der europäischen GeoParks und am Jubiläum der Bergwacht Lenninger Tal. Und auch in diesem Jahr ist es beim Landschaftspflegetag im Naturschutzgebiet Randecker Maar am 13. November dabei.

Neben den Kooperationen mit den genannten Volkshochschulen, den Kulturlandschaftsführern Streuobstwiesen und der Schwäbischen Landpartei gibt es 2012 noch eine besondere Zusammenarbeit. Der Steinbruch Lauster am Naturschutzzentrum wird die natürliche Kulisse für die Uraufführung des Stückes „Rulaman“ der Theaterspinnerei Frickenhausen abgeben. Die Bühne bildet ein Felsvorsprung am Eingang des Steinbruchs. Zwölf Aufführungen des kulturellen Highlights im August und September sind geplant.

INFO

Das Veranstaltungsprogramm 2012 des Naturschutzzentrums liergt ab der nächsten Woche in allen Rathäusern der Landkreise Esslingen und Göppingen aus und kann kostenlos mitgenommen werden. Das Programm ist auch auf der Homepage des NAZ Schopflocher Alb unter www.naturschutzzentren-bw.de abrufbar.

Die Öffnungszeiten sind auf den den Fahrplan des Rad- und Wanderbusses, der von Mai bis Oktober das NAZ anfährt, abgestimmt.