Lokales

Autogas als Tipp für Vielfahrer

Kfz-Innung Nürtingen-Kirchheim wirbt für Alternative – „Bei fachgerechter Umrüstung nicht gefährlicher als Benzin“

Die neuen Benzinpreis-Apps sollen Autofahrern helfen, möglichst günstig zu tanken. Einen anderen Tipp hält die Kfz-Innung Nürtingen-Kirchheim parat: Sie wirbt für Autogas.

Kreis Esslingen. Heute geht die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K) in Betrieb: Für mindestens 13 000 der rund 15 000 Tankstellen in Deutschland werden die Sprit-Preise ab sofort aktuell erfasst und in Benzinpreis-Apps eingespeist. „Mit den amtlichen Daten werden es die Autofahrer leichter haben, die günstigste Benzinquelle in ihrer Umgebung zu finden“, begrüßt Dr. Harry Brambach, Präsident des Verbandes des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg, das neue Angebot. Daran, dass die Benzinpreis-Apps alleine für sinkende oder stabile Kraftstoffpreise sorgen können, hat er allerdings seine Zweifel. „Dafür muss es Anbieter geben, die die anderen unterbieten“, sagt er.

Der Verband und die Kraftfahrzeuginnung Nürtingen-Kirchheim haben deshalb insbesondere für Vielfahrer noch eine kostengünstige Alternative in petto: Autogas. Der Preis dafür liegt aktuell zwischen 75 und 80 Cent pro Liter. „Die Umrüstung auf Autogas kommt im Kreis Esslingen noch deutlich zu kurz“, findet Konstantin Lepadusch, Obermeister der Kfz-Innung Nürtingen-Kirchheim. 1 631 auf Flüssiggas umgerüstete Fahrzeuge bieten aus seiner Sicht noch reichlich Spielraum nach oben: „Das sind gerade mal acht Promille der hier zugelassenen Benziner.“

„Der größere Durchblick beim Spritpreis wird nichts daran ändern, dass hohe Spritpreise nerven“, sagt auch Hansjörg Russ, Pressesprecher der Kraftfahrzeuginnung Nürtingen-Kirchheim/Teck. Vor allem für Vielfahrer und die Käufer großvolumiger Gebrauchtfahrzeuge könne sich der Umstieg auf Autogas, auch LPG genannt, lohnen: „Die Reichweite wird bei diesen Autos schon dadurch größer, dass der LPG-Tank zusätzlich zum Benzintank ins Auto kommt und beide Treibstoffarten verwendet werden können.“ Der Preisvorteil ergebe sich aus dem günstigeren Preis für Autogas, das bis 2018 vom Staat subventioniert werde. Deswegen seien auch die Vielfahrer mit den kräftigen Motoren besonders gut dran: „Der ADAC hat ausgerechnet, dass sich die 3 200 Euro, die eine Gasanlage für einen Audi A 8 kostet, bereits nach 41 000 Kilometern durch die Ersparnis bezahlt gemacht haben.“ Bei einem VW-Golf oder einem vergleichbaren Auto dieser Klasse ist laut Kfz-Innung zwar der Einbau billiger, aber die Fahrstrecke bis zur Amortisation 10 000 Kilometer länger, weil kleinere Wagen von vornherein weniger verbrauchen.

Das Interesse an Gas als alternativem Treibstoff wächst: Von 2011 auf 2013 wuchs der Bestand an Gas-Fahrzeugen im Kreis Esslingen um 30 Prozent. Hinter dieser aus Sicht von Obermeister Konstantin Lepadusch „beeindruckenden Prozentzahl“ stehen in absoluten Zahlen 1 482 Gasfahrzeuge im Jahr 2011 und 1 927 Gasfahrzeuge im Jahr 2013. Die meisten benutzen „Autogas“, ein Propan-Butan-Gemisch, auf das sich Benziner vergleichsweise einfach umrüsten lassen. Auch für Diesel gibt es eine Variante, die aber ist laut Kfz-Innung zu teuer. Auch für Erdgas gebe es Umrüstangebote, die aber seien kostspieliger. Deswegen sei der Einsatz von Erdgas nur dann ratsam, wenn der Wagen ab Werk mit Gasantrieb komme.

Dass sich die Nachfrage – zumindest noch – in Grenzen hält, führt Obermeister Konstantin Lepadusch auch darauf zurück, dass der Treibstoff Flüssiggas dem Menschen nicht so vertraut ist wie das allgegenwärtige Benzin: „Das Fahren mit Gas ist bei fachgerechter Umrüstung in einem Kfz-Meisterbetrieb nicht gefährlicher als mit Benzin – dafür sorgen Sicherheitsventile im Tank“, so Lepadusch. „Das bestätigen diverse Tests, bei denen Gasautos gecrasht oder auch gezielt in Brand gesteckt wurden.“ Das Stichwort sei „fachgerechte Umrüstung“: „Wer einen Gastank einbaut, muss sein Handwerk verstehen“, betont Konstantin Lepadusch. Deswegen müsse der Einbau auch immer geprüft werden. Vereinfacht ausgedrückt: Jeder Kfz-Meisterbetrieb darf ein Gasnachrüstsystem einbauen. Die erforderlichen Prüfungen dürfen nur von anerkannten Kfz-Werkstätten durchgeführt werden. Anerkannte Kfz-Werkstätten sind an einem speziellen Zusatzschild unter dem blauen Innungsschild für Meisterbetriebe zu erkennen oder bei der Innung zu erfragen.

Tanken jedenfalls ist bei den Gasautos kein Problem: „Inzwischen gibt es bundesweit rund 6 500 Gastankstellen“, sagt Verbandspräsident Dr. Harry Brambach. Der zusätzliche Benzintank gebe zusätzliche Sicherheit. „Und natürlich gibt es längst eine App, die hilft, unterwegs Tankstellen zu finden und Preise zu vergleichen. Genau wie es beim Benzin jetzt kommen soll.“pm