Lokales

Beim ÖPNV-Pakt „stimmt die Richtung“

Kreis zahlt Anbindung an S-Bahn und Nachtbusse – Expressbus ab Kirchheim im Gespräch

Den Landkreis Esslingen wird der regionale ÖPNV-Pakt eine Menge Geld kosten. Profitieren werden die Fahrgäste. Sie können mit einer halbstündigen Anbindung von Bussen an die S-Bahn rechnen. Auch die nächtlichen S-Bahnen sollen besser angebunden werden. Außerdem sind Expressbuslinien zum Flughafen im Gespräch, auch von Kirchheim aus.

Auch Kirchheim könnte Ausgangspunkt für einen Expressbus zum Flughafen werden.Foto: Jean-Luc Jacques
Auch Kirchheim könnte Ausgangspunkt für einen Expressbus zum Flughafen werden.Foto: Jean-Luc Jacques

Kreis Esslingen. Jahrelang haben sich die Landkreise mit dem Verband Region Stuttgart (VRS) um Zuständigkeiten und Geldaufteilung gestritten. Unter Vermittlung von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) haben sich die Kreise und die Landeshauptstadt mit der Region geeinigt. Auf die Frage, ob er mit dem Ergebnis zufrieden sei, schweigt Landrat Heinz Eininger ungewöhnlich lang, bevor er sagt: „Es ist ein guter Kompromiss, der jedem viel abverlangt und der sich jetzt bewähren muss. Er kostet uns auch Geld, aber er bringt uns Klarheit über die Zuständigkeiten.“

Landrat Eininger hat sich in der Vergangenheit in zwei Punkten heftig mit der Region angelegt: bei der Verteilung der Einnahmen im Verkehrsverbund VVS und bei der Zuständigkeit für den Busverkehr. Bei der Verteilung des Geldes muss die Region nun das Einvernehmen der Kreise einholen. Bei den Buslinien hatte der Landrat die Rückendeckung des Kreistags, sogar verfassungsrechtliche Schritte einzuleiten. Die Kreise bleiben für die Busse zuständig, außer den Expressbussen in der Metropolregion. Der VRS soll diese Linien einrichten, die nicht auf Stuttgart ausgerichtet sind, sondern tangentiale Verbindungen schaffen. Das müssen die Kreistage erst akzeptieren. Er werde dafür werben, dass der Kreistag am 10. April zustimme, sagte Eininger.

Fünf Metropolbusse sind als erste Stufe geplant. Die Verbindung zum Flughafen könne eine zentrale Rolle spielen, glaubt Eininger, weil es nicht nur um neun Millionen Fluggäste, sondern auch um 10 000 Arbeitsplätze gehe. Als Ausgangspunkte werden Esslingen, Kirchheim und Nürtingen genannt sowie außerhalb des Landkreises die Städte Leonberg, Reut­lingen und Tübingen. Wie es um die Chancen der Linien zwischen den Städten steht, ist noch offen. Der VRS muss zunächst die Wirtschaftlichkeit klären. Die Expressbusse sollen im Stundentakt verkehren und eventuell auf staugefährdeten Strecken eigene Spuren erhalten.

Die Zusatzangebote sind nicht zuletzt Hermann zu verdanken. Der oft gescholtene Minister hat den Streitparteien klar gesagt, dass kein Fahrgast draußen den Händel um die Zuständigkeiten verstehe. Deshalb packte er neue ÖPNV-Angebote in die Gesprächsrunden und insbesondere das Thema Pünktlichkeit der S-Bahn. Am Mittwoch habe man 13 Stunden verhandelt, berichtet Eininger. „Insgesamt stimmt nun die Richtung, auch wenn wir die ein oder andere Kröte schlucken müssen.“

Bei der Anbindung der Busse an die S-Bahn haben sich die Landkreise verpflichtet, für einen Halbstunden-Takt zu sorgen. Allerdings gibt es eine Klausel: In nachfrageschwachen Zeiten darf der Bus seltener kommen. Man müsse ja keine heiße Luft transportieren, meint Landrat Heinz Eininger. Das Nachtbus-Angebot werde man verändern. Hier hatte der Landkreis 2012 zugesagt, dass Busse die Nachtschwärmer abholen, die mit der S-Bahn von Stuttgart kommen. Doch etliche Kommunen sträubten sich, sich an den Bussen zu beteiligen.

Laut der gemeinsamen Erklärung bleiben die Kreise für die Nebenbahnen zuständig. Das ist im Kreis Esslingen die Tälesbahn nach Neuffen. Für Eininger auch ein Knackpunkt. Die Tälesbahn ist bereits modernisiert. Wäre nun die Region zuständig geworden, hätte der Kreis für die Modernisierung anderer Nebenbahnen mitzahlen müssen.