Lokales

Bekenntnis zum Pelz

Naturschützer und Jäger aus der Region begrüßen eine sinnvolle Verwertung von Fuchsfellen

Seit NABU-Landeschef Dr. Andre Baumann geäußert hat, dass eine sinnvolle Nutzung von Fuchspelzen die Jagd legitimiere, steht er unter Beschuss von Tierschützern. Jäger, aber auch Naturschützer aus der Region dagegen begrüßen den Vorstoß – zumal die Nachfrage nach Pelzen steigt. Allerdings weisen sie auch auf Probleme mit der „sinnvollen Nutzung“ hin.

Fuchspelzjacke - Fuchs - Mantel
Fuchspelzjacke - Fuchs - Mantel

Kirchheim. Als vor einigen Tagen die Meldung durch die Medien ging, der NABU Baden-Württemberg habe sich positiv zu Jagd und Pelzen geäußert, war so mancher bass erstaunt. Auch Dr. Wulf Gatter, erster Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Kirchheim und Lenninger Tal war überrascht, als er die Nachricht las – allerdings im positiven Sinne. „Mich hat die Hatz gegen Jagd und Pelzverwendung schon seit Jahrzehnten gestört“, gibt der Forstökologe und Ornithologe zu. Dass sich der NABU-Landeschef nun in dieser Form äußere, sei für ihn eine „Rückkehr zur Normalität“.

Auch Professor Dr. Martin Dieterich, Vorsitzender der BUND-Ortsgruppe Kirchheim, sieht den Vorstoß gelassen. „Ich habe keine Probleme damit“, sagt er und gibt zu bedenken: „Die Fuchspopulation nimmt rapide zu, und es existiert der begründete Verdacht, dass gefährdete Arten darunter leiden.“ Eine Nutzung der geschossenen Füchse sehe er als sinnvoll an. „Es gibt bei uns ohnehin keine Anti-Jagd-Haltung“, betont Martin Dieterich, Kritik übe der BUND allerdings an manchen Jagd-Methoden.

„Die Fuchsjagd muss stattfinden“, ist Bezirksjägermeister Jochen Sokolowski überzeugt – sei es, um Bodenbrüter zu schützen oder um Krankheiten wie Fuchsbandwurm, Räude und ganz aktuell auch Staupe in Schach zu halten. Er hat beobachtet, dass in jüngerer Zeit die Nachfrage nach Pelzen und deren Akzeptanz gestiegen ist. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Pelze wieder mehr in Mode kommen“, sagt Jochen Sokolowski und verweist auf die Kampagne „Schwarzwald-Pelz aus nachhaltiger Jagd“, in deren Rahmen ein Kürschner eine ganze Rotfuchs-Kollektion entworfen hat. Ins Leben gerufen wurde das Projekt, um dem stark gefährdeten Auerwild Schützenhilfe zu leisten.

Dass die Nachfrage nach Pelzprodukten in den vergangenen Jahren gestiegen ist, kann auch Frank Leuze, Geschäftsführer von TCS Textiles in Owen bestätigen. Sein Unternehmen fertigt unter anderem Lifestyle-Produkte aus Pelz. „Es gibt zurzeit einen Nachfrageboom bei Pelzen“, weiß der Unternehmer über die internationale Marktlage bescheid. Auch in seiner Firma sind Produkte aus natürlichen Fellen gefragt – insbesondere vom Rotfuchs.

Auf die Pelze gekommen ist das Owener Unternehmen über Kunstfelle. „Der Kunstfellboom ist damals aus der Ablehnung von Echtfellen entstanden“, erinnert sich Frank Leuze. „Vor fünf, sechs Jahren ist er aber wieder abgeebbt.“ Damals seien dann auch immer öfter Anfragen gekommen, ob er nicht auch Echtfell-Decken liefern könne. Mittlerweile sind Rotfuchs-Decken ebenso wie Muffs, Mützen oder Kissenbezüge im Sortiment der Owener Firma gefragte Accessoires.

„Generell unterstütze ich es, wenn Fuchsbälge verwendet werden“, sagt Frank Leuze, der selbst auch Jäger ist. Allerdings sei es nicht immer ganz einfach, Jagd und sinnvolle Verwendung der Felle in Einklang zu bringen. „Für die Pelzindustrie eignen sich nur reife Winterbälge“, gibt Leuze zu bedenken. Ein erheblicher Teil der Füchse werde aber auch zu anderen Jahreszeiten geschossen. Dazu komme, dass Löcher von Kugeln oder Schrot je nach Position oftmals problematisch für die Verarbeitung seien. Auch Größe und Alter der Füchse spiele für die Industrie eine Rolle.

Ein anderes Problem ergibt sich für Frank Leuze aus der mangelnden Infrastruktur. „Es gibt heute keine Gerbereien mehr, die ganze geschossene Füchse annehmen“, sagt er. Sollen die Pelze weiterverarbeitet werden, müssten die Jäger die Tiere selbst abziehen, die Felle trocknen und verschicken. „Das ist sehr viel Aufwand für einen Preis von 20 oder 25 Euro pro Balg“, gibt Frank Leuze zu bedenken. So sei es nicht verwunderlich, dass so mancher Fuchs im Müll lande. Auch Bezirksjägermeister Jochen Sokolowski bestätigt, dass nicht jeder Fuchs weiterverwertet werden kann. „Wenn die Tiere Räude, Staupe oder eine andere Krankheit haben, müssen sie entsorgt werden.“

Dass der Fuchs überhaupt zum Problem geworden ist, dafür hat der NABU-Vorsitzende Dr. Wulf Gatter eine Erklärung parat. „Angefangen hat der weltweite Kampf gegen das Tragen von Pelzen mit Brigitte Bardot“, blickt Gatter zurück. Die Proteste gegen die Pelze hätten zahlreiche negative Folgen gehabt – nicht nur für die Naturvölker, deren einzige Einnahmequelle der Pelzhandel gewesen sei. „Das Interesse der Jäger an der Fuchsjagd ließ nach“, beschreibt Gatter. Die dadurch steigende Fuchspopulation habe dann zur Ausbreitung von Krankheiten und dem Aussterben von Bodenbrütern geführt.

Während im Schwarzwald versucht wird, das Auerhuhn über die Pelzvermarktung zu schützen, kann sich Wulf Gatter noch etwas anderes vorstellen, das den Fuchs in Schach halten könnte: „Die Rückkehr des Wolfs, dem einzigen natürlichen Feind des Fuchses.“

Füchse dürfen gejagt werden, da sind sich Jäger und Naturschützer aus der Region einig. Ohnehin scheint die Akzeptanz von Echtfe
Füchse dürfen gejagt werden, da sind sich Jäger und Naturschützer aus der Region einig. Ohnehin scheint die Akzeptanz von Echtfellen wieder zu steigen: Pelze von Fuchs und Co. sind immer öfter auf Laufstegen und als Lifestyle-Accessoires zu finden.Fotos: Claudia Reinöhl, iStock