Lokales

Beliebter Pädagoge und hervorragender Pianist

Trauer um den langjährigen Leiter der Kirchheimer Musikschule, Thomas Arnold

Die Kirchheimer Kulturszene hat einen großen Verlust zu beklagen: Thomas Arnold, lang-jähriger Leiter der Kirchheimer Musikschule, ist Anfang August in seinen geliebten Schweizer Bergen ums Leben gekommen.

Thomas Arnold am Klavier. Dass sein Klavierabend im Mai sein Abschiedskonzert sein würde, ahnte damals noch niemand.Archiv-Foto:
Thomas Arnold am Klavier. Dass sein Klavierabend im Mai sein Abschiedskonzert sein würde, ahnte damals noch niemand.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. In Freiburg 1949 geboren, schloss Thomas Arnold 1975 in seiner Heimatstadt sein Hochschulstudium im Fach Klavier mit dem Konzertexamen ab. Im selben Jahr trat er an der Musikschule Kirch-heim die Stelle eines Klavierlehrers an. 1980 übernahm er die Leitung der Musikschule und führte sie zielstrebig zu ihrer heutigen Größe – mit rund 1 200 Schülern und 45 Lehrern eine gewichtige kulturelle Institu­tion in der Größenordnung der beiden allgemeinbildenden Gymnasien.

Seine führende Rolle im konstruktiven Miteinander von Kollegium, Kuratorium, Förderverein, Elternschaft und Stadtverwaltung hat er ohne „pomp and circumstance“ gespielt und dabei stets das Wichtigste in den Mittelpunkt gestellt: die Schüler. Viele Familien in Kirchheim und Umgebung sind Thomas Arnold und seiner Musikschule dankbar für die prägende musikalische Förderung ihrer Kinder. Dazu gehören auch herausragende Erfolge bei „Jugend musiziert“, Aufführungen jeglicher Couleur, Musikfreizeiten, Kooperationen unterschiedlicher Zielsetzung mit den Schulen (Alleenschule, Ludwig-Uhland-Gymnasium, Freihof-Realschule) und Musikvereinen und die ihm besonders ans Herz gewachsene Partnerschaft mit der spanischen Musikschule in Sta. Coloma de Gramenet bei Barcelona.

Bedauert hat er stets, dass seine besonderen Leidenschaften zu kurz kamen, nämlich das Klavierspiel eines genialen Solisten im ganzen Spektrum vom pianissimo bis zum furioso, eines sensiblen Kammermusikers und eines einfühlsamen Klavierbegleiters.

Im Zentrum stand eben die Tätigkeit als Schulleiter, die mehr ist als pianoforte. Da gibt es ein enges Korsett des Haushaltsrahmens, über 1 200 Schüler und deren Elternhäuser mit berechtigterweise hohen Erwartungen und nicht zuletzt ein hochkarätiges Kollegium von 45 Individualisten. Thomas Arnold hatte dies alles mit der Grandezza der stillen und sicheren Hand im Griff.

Nie trat er mit unnahbarem, direktorialem Gehabe auf, spielte nie die alles übertönende erste Geige, vielmehr war er ein aufmerksamer Zuhörer, eine umsichtige, einfühlsame und zugleich souveräne Führungspersönlichkeit, ein partnerschaftlicher Ratgeber und für nicht wenige seiner Mitarbeiter ein wirklicher Freund. Die Musikschule formuliert es auf ihrer Website wie folgt: „Das harmonische Miteinander und das überaus angenehme Betriebsklima an der Schule waren für manchen Musikschullehrer Grund genug, Anstellungsangebote anderer Musikschulen auszuschlagen.“

Im Oktober 2009 stand in der Waldorfschule in Ötlingen die Verabschiedung in den Ruhestand an. Mit einer launigen Abschiedsrede über­gab Thomas Arnold seinem Nachfolger Urs Läpple ein geordnetes und mit kreativen Ideen ausgestattetes Haus. Er lenkte dabei aber auch sorgenvoll den Blick auf ungewisse Entwicklungen, die er mit den Schlagworten Ganztagsschule, Turbo-Abi G 8 und Kostensteigerungen bei stag­nierenden oder rückläufigen öffentlichen Zuschüssen auf den Punkt brachte. Dessen ungeachtet setzte ein fulminantes Abschiedskonzert, an dem Kollegen und Schüler mitwirkten – unter ihnen auch zwei seiner hochbegabten Schüler aus längst vergangenen Jahren – einen glanzvollen Akzent an das Ende seiner beruflichen Tätigkeit.

„Endlich wieder mehr Zeit für Musik“ titelte der Teckbote damals als Motto für einen möglichst langen und erfüllten Ruhestand. Und so präsentierte sich Thomas Arnold an seinem Klavierabend im Kirchheimer Schloss im Mai dieses Jahres. Mit großer Virtuosität spielte er seine Lieblingskomponisten und gab am Ende – augenzwinkernd – als Zugabe den Abschiedswalzer von Chopin.

Ein da capo wird es nicht geben.