Lokales

Bewegungsmelder beruhigt Nerven

„Unser Netz“ berät Hilfe suchende in Lenningen und Owen – Neuer Leitfaden

Die Ehefrau wird immer verwirrter, das Zusammenleben mit ihr schwieriger und die Belastung für den Ehemann im Alltag größer. Was tun? Ansprechpartnerin in Lenningen und Owen ist in solchen Fällen Gabriele Riecker von „Unser Netz“.

Gabriele Riecker ist bei „Unser Netz“ Ansprechpartnerin bei Fragen rund ums Thema Pflege und Hilfe im Alter. Foto: Jean-Luc Jacq
Gabriele Riecker ist bei „Unser Netz“ Ansprechpartnerin bei Fragen rund ums Thema Pflege und Hilfe im Alter. Foto: Jean-Luc Jacques

Owen/Lenningen. Als die Diagnose Demenz bei seiner Frau gestellt wird, fällt der Ehemann aus allen Wolken und ist ziemlich geschockt. Zig Fragen schießen ihm durch den Kopf: Wie verhalte ich mich? Bin ich der Situation gewachsen? Wo bekomme ich Hilfe und welche Hilfsmittel stehen mir zu? Was kommt da alles noch auf mich zu? Der rettende Anker ist in diesem Fall Gabriele Riecker, Leiterin der Koordinationsstelle „Unser Netz“, die dank der kompetenten Beratung den Ehemann wieder in ruhigere Fahrwasser bringen kann. Ein Pflegebett ist in diesem Fall noch nicht nötig, aber ein höheres Ehebett erleichtert die Situation. Doch die Nächte bleiben unruhig. Nahezu stündlich geht die Frau zur Toilette ohne den Lichtschalter zu betätigen und der Mann hat Angst, dass sie über Möbel stolpert und stürzt. Auch für dieses Problem hat Gabriele Riecker eine Lösung: Ein Bewegungsmelder wird installiert und so geht automatisch das Licht an und macht jedes Hindernis sichtbar.

Manches kann die Geschäftsstellenleiterin schon am Telefon klären, auf Wunsch bringt sie das nötige Informationsmaterial auch mal zu Hause vorbei. „Es gibt hilfreiche Broschüren – vor allem was Demenz betrifft – mit Beispielen für Verhaltensmaßnahmen, etwa, wenn jemand unbedingt noch Autofahren will“, erklärt sie und ermutigt dazu, zur Alzheimer-Sprechstunde nach Kirchheim zu gehen. „Die Angehörigen sind oftmals schon für kleine Hinweise dankbar“, ist die Erfahrung der Leiterin. Viele Einzelschicksale hat sie im Laufe der Jahre begleitet und versucht, den Angehörigen und Betroffenen das Leben trotz aller Beschwernisse leichter zu machen. „Plötzlich ist die Mutter sehbehindert und möchte gerne in ihrer Wohnung bleiben, weil sie ansonsten fit ist. Trotzdem muss sie sich in der vertrauten Umgebung neu zurechtfinden“, nennt Gabriele Riecker ein Beispiel. In diesem Fall gab sie die Telefonnummer der Nikolauspflege Stuttgart, Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen, weiter. „Manchmal genügen solch einzelne Tipps. Es zeigt jedoch, wie wichtig die Vermittlung von Hilfe ist“, so die Leiterin.

Viele Angehörige sind nicht selten ratlos, wenn der Partner oder ein Elternteil nach einer Operation recht zügig aus dem Krankenhaus entlassen wird, aber weiterhin auf besondere Pflege angewiesen ist. Von Gabriele Riecker ist in solchen Fällen das Wort „Entlassmanagement“ zu hören. Auch hier kennt sie sich aus, rät im einem Fall zur Kurzzeitpflege, um die Zeit bis zur Reha zu überbrücken, kümmert sich um den Berechtigungsschein für Arztfahrten, bringt die Diakonie ins Gespräch oder spricht selbst mit der Krankenkasse, um die nötigen Hilfsmittel und -möglichkeiten zu erörtern. „Manchmal telefoniere ich mit dem Hausarzt, fülle Anträge aus oder setze ein Schreiben auf“, beschreibt Gabriele Riecker ihren Berufsalltag.

Kam es im Jahr 2012 zu 140 Kontakten, waren es heuer knapp 270. „Allein diese Zahl sagt aus, wie gut die Bevölkerung dieses Angebot annimmt – und wie wichtig es ist“, sagt sie weiter. Es zeigt aber auch, dass sie mehr Arbeit hat, denn Informationen über vorsorgende Papiere gibt es bei ihr ebenfalls. Damit Ratsuchende auch weiterhin sicher durch den Leistungsdschungel kommen und auf schnelle Auskunft und Hilfe zählen können, unterstützt die Teckbo­ten-Weihnachtsaktion die Arbeit von „Unser Netz“.

Druckfrisch liegt außerdem die Broschüre „Hilfe – Wenn man sie braucht“ für Lenningen, Owen und Erkenbrechtsweiler aus. Sie gibt einen umfassenden Überblick über sämtliche Angebote rund ums Thema Alter und Pflege sowie über „Unser Netz“, dem Verein zur Koordination sozialer Aufgaben. Übersichtlich aufgelistet sind darin beispielsweise Ärzte, Apotheken oder Krankengymnasten, Fußpflege oder Krankenhäuser unter der Rubrik medizinische und therapeutische Hilfe. Sämtliche Pfarrämter sind darin ebenso zu finden, wie Notfallnummern, Beratungsstellen, Mittagstische, Gesprächsgruppen, Pflegedienste und -heime, bis hin zu Bestattungsunternehmen oder Blumen und Grabpflege. Der Leitfaden ist erhältlich bei Ärzten, Apotheken, den Rathäusern und der Geschäftsstelle von „Unser Netz“, Brunnensteige 3, in Lenningen, Telefon 0 70 26/37 01 98. „Bei Bedarf schicken wir die Broschüre auch zu“, bietet Gabriele Riecker an.