Lokales

Braune Brühe braucht zu viel Strom

Notzingen lässt Energieverbrauch der Kläranlage überprüfen – Einsparpotenzial vorhanden

Der Notzinger Kläranlage auf den Zahn gefühlt hat Dr. Tobias Morck. Im Fokus seiner Analyse stand der hohe Energieverbrauch und wie er verringert werden könnte.

Möglicherweise wird in der Notzinger Kläranlage die Belüfterbrücke gegen eine Gebläsestation ausgetauscht.Foto: Jean-Luc Jacques
Möglicherweise wird in der Notzinger Kläranlage die Belüfterbrücke gegen eine Gebläsestation ausgetauscht.Foto: Jean-Luc Jacques

Notzingen. Kein Detail scheint Tobias Morck vom Büro Weber-Ingenieure an der Kläranlage in Notzingen verborgen geblieben zu sein. Auf Anregung des Gruppenklärwerks Wendlingen gab der Gemeinderat eine energetische Analyse – für das es einen Zuschuss vom Regierungspräsidium gab – in Auftrag, deren Ergebnis der Ingenieur nun vorgestellte.

Fazit des Ingenieurs: „Es gibt ein Potenzial, um Energie einzusparen.“ Die Kläranlage ist für die derzeitige Belastung gerade ausreichend dimensioniert. „Große Reserven sind nicht vorhanden“, erklärte er. Zudem stellte er Defizite bei der Sauerstoffversorgung fest, denn die Gebläseleistung ist nicht ausreichend. Die Anlage hat einen hohen Energieverbrauch, insbesondere beim Wärmebedarf, der über Nachtspeicheröfen erfolgt. Pro Jahr sind es im Durchschnitt etwa 145 000 Kilowatt-Stunden, was Kosten von rund 27 000 Euro verursacht. Dies entspricht einem Energieverbrauch von etwa 38 Kilowatt-Stunden pro Jahr und Einwohner. Der Toleranzwert liegt hier bei 37, Ziel sollte jedoch 22 sein.

Bei der Rechenanlage sieht Tobias Morck beispielsweise keinen dringenden Handlungsbedarf, ebenso bei der Nachklärung oder Schlammbehandlung. Anders jedoch beim Gebläse des Sand- und Fettfangs – hier empfiehlt er den Austausch des Gebläses. Als Schwachpunkt hat sich die Belüftung im großen Becken erwiesen. Hier muss aus seiner Sicht in nächster Zeit gehandelt werden, denn die Leistung lässt zu wünschen übrig, trotz des hohen Energiebedarfs von knapp 70 000 Kilowattstunden im Jahr. „Eine weitere Absenkung der Sauerstoffregelwerte ist nicht zu empfehlen“, so der Ingenieur. Er regt „eine Neuauslegung der Gebläsestation mit Redundanz“ an. Bei der Umwälzung will Tobias Morck die Belüfterbrücke stilllegen, da er hier mit einem Einsparpotenzial von über 9 000 Kilowattstunden pro Jahr rechnet. Zwei Varianten stellte er zur Optimierung der biologischen Stufe vor.

Die Nutzung von Sonnenenergie wurde ebenfalls untersucht. Die Dachfläche des Betriebsgebäudes bietet Platz für etwa 45 Quadratmeter Solarmodule, die jährlich etwa 5 500 Kilowattstunden produzieren. „Liegt die Investitionssumme über 17 000 Euro, ist keine Wirtschaftlichkeit gegeben“, so Tobias Morck. Herbert Hiller wollte sich jedoch nicht so schnell von einer Photovoltaikanlage abbringen lassen. „Auf dem Dach des benachbarten Bauhofs könnte man mehr Strom produzieren als auf der Kläranlage. Dann wären wir näher am Eigenverbrauch und könnten in einigen Jahren Geld einsparen. Die Anlagen sind derzeit günstig“, erklärte er. Dem widersprach Rainer Hauff, Geschäftsführer des Gruppenklärwerks: „Wir haben eine Photovoltaikanlage bewusst nicht ins Auge gefasst, denn die Rückspeisung ist wirtschaftlich nicht so hoch.“

Hans Prell interessierte das weitere Vorgehen: „Brauchen wir einen Kostenvoranschlag oder ein Gutachten, um Strom sparen zu können?“ Rainer Hauff riet zu einer HOAI-Planung. „Dann haben Sie eine grobe Hausnummer und wissen, wohin es geht und wie die Kostenschätzung aussieht“, sagte er.