Lokales

Bunte Artenvielfalt am Schulteich

Ganztagsschule Lenningen realisierte mit 50 Schülern in zweieinhalb Jahren ein Feuchtbiotop

Schon lange vor der offiziellen Einweihung haben viele Tiere das Feuchtbiotop im Lenninger Schulzentrum für sich entdeckt, und so wuselt und schwimmt, kreucht und fleucht es direkt neben den Klassenzimmern.

Das Lenninger Schulzentrum hat mit dem neuen Biotop ein Schmuckstück erhalten.Foto: Jean-Luc Jacques
Das Lenninger Schulzentrum hat mit dem neuen Biotop ein Schmuckstück erhalten.Foto: Jean-Luc Jacques

Lenningen. Die Erdkröten waren schon im Frühjahr da, um ihre Laichschnüre im Schulteich abzusetzen, und so tummeln sich jetzt die Kaulquappen zu Hunderten im glasklaren Wasser. Die teilen sich ihre Kinderstube mit Bergmolchen, die immer wieder ihr rotes Bäuchlein dem Betrachter entgegenstrecken, und über alle hinweg flitzen die Wasserläufer. So wird für alle Besucher des Teichfests augenfällig, wie schnell sich Tiere ein Terrain erobern, wenn sie optimale Bedingungen vorfinden.

Maßgeblich an der Realisierung des Feuchtbiotops beteiligt war Roswitha Hehr. Die Landespflegerin ist Jugendbegleiterin für Natur und Umwelt bei der Ganztagsbetreuung an den Karl-Erhard-Scheufelen-Schulen in Oberlenningen, für die die Familien-Bildungsstätte Kirchheim die Verantwortung trägt. Mit ihrer Teich-AG begann Roswitha Hehr im Oktober 2010 mit der Planung des ehrgeizeigen Projekts mit Skizzenentwurf, Details und Kostenschätzung. Daraufhin wurde schnell klar, dass die Schule die Umsetzung nicht alleine schultern kann, und so stellte die umtriebige Landespflegerin schnell den Kontakt zum Biosphärenzentrum Schwäbische Alb her, um an Fördergelder zu gelangen – was auch gelang. 7 000 Euro gab es von der Stelle für Nachhaltige Entwicklung für das „modellhafte Projekt in der Region“, und somit waren 70 Prozent der Kosten gedeckt. Die restlichen Gelder wurden aus dem Schuletat und mit einer Spende des Realschul-Fördervereins finanziert, und auch der Bauhof legte kräftig mit Hand an.

„Ab dem Spatenstich im September 2011 wurde gebuddelt, gebuddelt und nochmals gebuddelt“, beschreibt Roswitha Hehr diese Phase. Als die Schüler auf eine widerstandsfähige Steinschicht stießen, übernahm ein Bagger die schwere Arbeit. Teamwork war beim Auslegen der Teichfolie im Sommer 2012 gefragt. „Eine komplette Neuner-Klasse kam zur Unterstützung, um die 100 Quadratmeter große und 130 Kilogramm schwere Folie maßgenau auszubreiten“, beschreibt Roswitha Hehr diesen Kraftakt. Dann bekam der Teich peu à peu sein heutiges Aussehen. Schubkarrenweise wurden Sand und Kies gekarrt, Sumpf- und Wasserpflanzen an Ort und Stelle gesetzt, ebenso die Randbepflanzung mit Gehölzen. Während der Bauzeit sonnten sich Eidechsen auf der Mauer, eine Blindschleiche war zu sehen und im Winter labte sich ein Stieglitz an den frisch gesetzten Wildkräutern. Insgesamt waren 50 Schüler an dem Projekt beteiligt, die allesamt beim Teichfest als Anerkennung ihrer Arbeit eine Urkunde überreicht bekamen.

Für noch mehr Artenvielfalt sorgte Erich Merkle als geschäftsführender Schulleiter: Er brachte zwei Teichmuscheln und fünf Bitterlinge in einer wassergefüllten Box mit. „Diese beiden Arten brauchen sich gegenseitig zur Fortpflanzung – mal sehen, was wir alles beobachten können“, hofft der Rektor auf Nachwuchs in den nächsten Jahren. Er war es auch, der den Impuls gab, wieder einen kleinen See anzulegen, denn an gleicher Stelle gab es schon einen Vorgänger, der jedoch mangels Pflege keine Augenweide mehr darstellte.

Respekt für die Arbeit und das Durchhaltevermögen zollte Bürgermeister Michael Schlecht den Kids. „Im Moment habe ich zwar mit zu viel Wasser zu tun, aber dieses Wasserprojekt find‘ ich einfach klasse“, sagte er in Anspielung auf die Folgen des Dauerregens. Für ihn ist die Aktion nicht abgeschlossen, im Gegenteil: „Es geht in den nächsten Prozess über, denn das Biotop braucht Pflege – deshalb: großes Kompliment und weiter so im nächsten Projekt.“ Christoph Tangl, Leiter der Familien-Bildungsstätte, war ebenfalls begeistert vom Engagement der Kinder und seiner Mitarbeiterin. „Ros­witha Hehr merkt man die Liebe zur Natur und die Freude an der Arbeit mit Kindern einfach an. So stellt sich Motivation von allein ein“, sagte er. Gwendolyn Forster, am Schulzentrum für die Koordination der Ganztagsbetreuung zuständig, ist überzeugt, dass es weiterhin viele Aktivitäten rund um den Teich geben wird.