Lokales

Damoklesschwert trübt Euphorie

„Berufseinstiegsbegleiter“ unterstützen Jugendliche – „Projekt darf nicht auslaufen“

Leistungsschwachen Schülern dabei helfen, den Übergang in das Berufsleben zu meistern: Das ist das Ziel der „Berufseinstiegsbegleiter“ an der Grund- und Werkrealschule in Weilheim. Das Projekt soll 2012 allerdings auslaufen. Die Verantwortlichen hoffen deshalb auf Unterstützung aus der Politik.

Bildungszentrum WŸhle Weilheim -  Projekt BerufseinstiegsbegleitungFrau Evelyn Schmidt mit SchŸler der Klasse 8b
Bildungszentrum WŸhle Weilheim - Projekt BerufseinstiegsbegleitungFrau Evelyn Schmidt mit SchŸler der Klasse 8b

Weilheim. „Die Lebenswelt vieler Schüler ist geprägt von Bildungsferne, Medien und Konsum. Dies passt immer weniger zur Lebenswelt der Schule und zu Wegen in die Ausbildungsfähigkeit“, sagte Christian Birzele-Unger, Rektor der Grund- und Werkrealschule (GWRS) Weilheim, gestern bei einer Veranstaltung vor Ort. Um Schülern mit schwierigem familiärem Hintergrund und mangelnder Unterstützung durch das Elternhaus bei der Berufsvorbereitung und beim Übergang von der Schule in die Ausbildung zu helfen, wird in Weilheim seit Februar 2009 das Projekt der „Berufseinstiegsbegleitung“ angeboten. Die Weilheimer GWRS gehört damit zu den wenigen Schulen in Deutschland, die in den Genuss des Projektes kommen, betonte der Schulleiter.

An rund 1 000 allgemeinbildenden Schulen in ganz Deutschland wird das Projekt seit 2009 erprobt, im Landkreis Esslingen sind es neben der GWRS Weilheim die Burgschule in Plochingen, die Mörikeschule in Nürtingen, die Ludwig-Uhland-Schule in Leinfelden-Echterdingen und die Schillerschule in Esslingen-Berkheim.

Bei dem Modell handelt es sich um ein Bildungsangebot der Bundesagentur für Arbeit. Sie trägt die Kosten, die sich pro Schule und Schuljahr auf etwa 80 000 Euro belaufen. Ziel des Projektes ist, leistungsschwache Schüler – häufig mit Migrationshintergrund – durch Fachkräfte individuell zu unterstützen, ihre Ausbildungsfähigkeiten zu erhöhen und damit den Übergang in das Ausbildungsverhältnis zu erleichtern. Bei der GWRS Weilheim übernehmen diese Aufgabe die „Berufseinstiegsbegleiter“ Eva Werden, Evelyn Schmidt und Jens Coers vom Kreisjugendring. Sie sind sowohl an der Schule als auch im Kinder- und Jugendhaus in Weilheim anzutreffen. „Viele Jugendliche kommen nach der Schule ins Kinder- und Jugendhaus, um mit uns zum Beispiel ihre Bewerbungsunterlagen durchzugehen“, erzählte Evelyn Schmidt.

„Es gibt im Kreis Esslingen noch viele weitere Schulen, die das Projekt dringend benötigen würden“, informierte Dr. Hans-Dieter Pix vom Schulamt Nürtingen. „Wir sehen die großen Erfolge und wissen aber gleichzeitig, dass das Damoklesschwert über dem Projekt schwebt“, fügte der Schulamtsdirektor mit Blick auf die Tatsache hinzu, dass das Modell im Januar 2012 ausläuft.

Um die „Berufseinstiegsbegleitung“ langfristig zu sichern, haben die Beteiligten des Projektes die Bundestagsabgeordneten im Kreis Esslingen angeschrieben. Gestern informierte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Markus Grübel in der Weilheimer GWRS. Die Politiker sollen ihren Einfluss nutzen, damit das Projekt weitergeführt werden kann, lautet der Wunsch. Neben Markus Grübel, den „Berufseinstiegsbegleitern“ der GWRS Weilheim sowie Christian Birzele-Unger, Elke Amend-Gebühr und Josef Pscheidt von der GWRS Weilheim waren Vertreter der anderen beteiligten Schulen im Kreis, des Schulamts Nürtingen, der Agentur für Arbeit, des Kreisjugendrings und des Berufsausbildungszentrums Esslingen gekommen. Sie alle berichteten begeistert von ihren Erfahrungen und vom großen Erfolg des Projektes.

„Beim Übergang von der Schule in den Beruf gibt es immer mehr Schwierigkeiten. Wir sind da als Schule etwas hilflos geworden“, sagte Gloria Jeuthe, Rektorin der Schillerschule in Esslingen-Berkheim. „Deshalb ist es wichtig, dass die Schüler begleitet werden – auch dann, wenn sie sich bereits in einem Ausbildungsverhältnis befinden oder eine weiterführende Schule besuchen.“ Die individuelle Betreuung könnten die Lehrer aus Zeitgründen schlichtweg nicht leisten, fügte Josef Pscheidt hinzu, Klassenlehrer einer neunten Klasse der GWRS Weilheim, an der die „Berufseinstiegsbegleiter“ insgesamt 30 Schülern unter die Arme greifen. „Über die ,Berufseinstiegesbegleitung‘ konnten in meiner Klasse vier Ausbildungsverträge sicher abgeschlossen werden. Es läuft wunderbar“, freute sich der Pädagoge.

„Im Bereich Bildung und Forschung sparen wir nicht. Es ist der einzige Etat, der geplant wächst“, informierte der Bundestagsabgeordnete Markus Grübel. „Wir brauchen jede und jeden und können es uns nicht leisten, dass ein Teil der Jugendlichen den Einstieg ins Erwerbsleben verpasst“, fügte der Politiker hinzu, der von dem Projekt durchaus angetan war. Allerdings wolle er sich zunächst auf politischer Ebene umfassend informieren, sagte er gegenüber dem Teckboten. „Ich gehöre nicht zu denen, die sofort sagen: Das ist toll, das unterstütze ich. Man muss vorher immer alle Seiten anhören.“