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„Der Schaden hält sich in Grenzen“

Nach dem Hagelsturm: Die Wein- und Obstgärtner scheinen mit einem blauen Auge davongekommen zu sein

Nicht so schlimm wie befürchtet waren die Auswirkungen des Hagels auf die Weinberge im Neuffener Tal. Bei der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck und auch bei Winzer Helmut Dolde sind eher Gebäudeschäden als Schäden in den Weinbergen zu beklagen. Der Frickenhäuser Obstbaubetrieb Weber schützte seine Früchte mit Netzen.

Otto Weber vom Obstbaubetrieb Weber prüft die Hagelnetze, die auch die Bäume mit den kleineren Zieräpfeln schützten. Foto: Jürge
Otto Weber vom Obstbaubetrieb Weber prüft die Hagelnetze, die auch die Bäume mit den kleineren Zieräpfeln schützten. Foto: Jürgen Holzwarth

Neuffen. Es war ein kurzer Urlaub für den Linsenhöfer Winzer Helmut Dolde. Erst am Samstag war er an die Nordsee gereist, am Montag ging’s mit dem Zug schon wieder zurück. Telefonisch war er über das verheerende Unwetter unterrichtet worden. Gestern inspizierte er gleich morgens seine Weinberge. Danach konnte Dolde Entwarnung geben. „Eigentlich können wir sehr zufrieden sein“, sagt Dolde erleichtert. Auf rund zehn Prozent beziffert er die Menge der beschädigten Beeren.

Dolde vermeldet von seinem Weinberg lediglich vereinzelte Einschläge. Gerade die riesigen Hagelkörner habe es nur ab und an gegeben. Der Winzer: „Einige Beeren sind verletzt.“ Die allerdings würden jetzt, begünstigt auch durch das prognostizierte gute Wetter der nächsten Tage, trocknen und dann von den Reben abfallen. Das ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der das Faulen der ganzen Rebe verhindert. Zudem sei jetzt noch kein Zucker in den Beeren.

Dolde führte den geringen Schaden auch darauf zurück, dass der Hagel gepaart mit starkem Regen fiel. Die Feuchtigkeit bildete auf den Blättern einen Schutzfilm und ließ den Hagel abrutschen. „Trockener Hagel ist viel gefährlicher“, erklärt Helmut Dolde. Freilich fürchtet auch Dolde weitere Unwetter. Doch im Moment fällt sein Fazit für den Wein positiv aus: „Wir können das ganz gut verschmerzen.“

Allerdings hat auch Dolde einen Hagelschaden zu beklagen: „Das Dach unseres Weinkellers ist durchgeschlagen.“ Regen lief in die Isolierung, tröpfelte nach innen durch. Von solchen Gebäudeschäden kann auch der Neuffener Jürgen Buck, Vorstandsvorsitzender der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck, ein Lied singen. Die Kelter in Neuffen wurde beschädigt. „Das Dach auf der Südseite ist stark betroffen“, sagt er. Es regnete rein. Die Winzer legten Ersatzziegel auf, deckten das Dach mit Folien ab, stellten Eimer unter. Man versuchte, den Verkaufsraum zumindest gegen allzu viel Wasser abzuschirmen. „Das ist uns einigermaßen gelungen“, sagt Buck. Die Kelter dient auch als Lager, deshalb wurden einige Kartons durchweicht.

Natürlich gingen auch die bangeren Blicke der Genossenschafts-Verantwortlichen in Richtung der Weinberge. Auch Buck meint: „Der Schaden hält sich in Grenzen.“ Von einem Totalschaden könne man bestimmt nicht sprechen. Und er hofft: „Vielleicht kommen wir mit einem blauen Auge davon.“

Auch Buck kann für den glimpflichen Ausgang ein paar Gründe aufzählen. „Der Weinberg ist in der Entwicklung später dran in diesem Jahr“, berichtet er. Deshalb sind die Trauben noch nicht so groß. So kann das Instrument der Ertragsreduzierung dementsprechend eingesetzt werden. Normalerweise nämlich können die Winzer einen drohenden zu großen Ertrag reduzieren, um die Qualität zu sichern.

Man könne allerdings auch nicht behaupten, dass es in den Weinbergen gar keinen Schaden gegeben habe, erklärt Buck. Denn kaputte Trauben erkenne man oft erst ein paar Tage später, wenn sie sich verfärben. Eine Besonderheit war es auch, dass im Gegensatz zu bisherigen gefährlichen Unwettern diesmal zum ersten Mal alle Mitgliedsgemeinden der Genossenschaft betroffen gewesen seien: Das Unwetter wütete nicht nur in Neuffen, sondern zog über Kappishäusern, Kohlberg, Linsenhofen, Frickenhausen, Beuren-Balzholz bis nach Weilheim, dessen Umland ja besonders stark betroffen war.

Und wie sieht es beim Obst aus? Helmut Dolde macht an seinen Bäumen ebenfalls nur einen Schaden von rund zehn Prozent aus. Dieses Jahr gebe es sowieso weniger Äpfel. Von diesen wenigen seien wiederum wenige runtergeschossen worden. Bei den Walnüssen sehe es ähnlich aus.

Gibt es denn eventuelle Spätfolgen? Auch an den Baumstämmen, so Helmut Dolde, hätte der Hagel für wenig Macken gesorgt. Auf diese gelte es jedoch zu achten, da sie Pforten für den Feuerbrand sein könnten. Solche Wunden müsste man rechtzeitig ausschneiden, bevor Bakterien eindringen könnten.

Größere Schäden vermeldet das Frickenhäuser Obstbauunternehmen Weber nur in seinem Bestand von jungen Apfelbäumen. 70 bis 80 Prozent der Ernte sind laut Stefan Weber da vernichtet worden. Bei diesen Jungbäumen lohne es sich noch nicht, sie mit Hagelnetzen zu schützen. Bei den älteren Bäumen allerdings schon. Und so habe der Hagel diesen auch nichts anhaben können. Die Netze schützen die Bäume vor dem Hagel, die Körner werden zu einer Gasse hin zwischen den Bäumen umgeleitet.

Die Kirschbäume waren mit Regenfolien abgedeckt, die schützten sie ausreichend, sagt Stefan Weber. In den letzten zwei Tagen wurden die in diesem Jahr sowieso spärlichen Kirschen vollends abgeerntet. Die Williamsbirnbäume des Betriebs wurden vom eigenen Laubdach geschützt, zudem sei der Hagel an deren Standort am Waldrand nicht so stark gewesen.