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Die Geldkassette war leider leer

Rund 270 Sammler beim Kirchheimer Markungsputz – Funde geben Grund zum Kopfschütteln

Was vereint alte Reifen, eine Registrierkasse, einen Einkaufswagen, ein Keyboard, alte Stühle, ein Spülbecken und einen Heizkörper? Sie alle waren Fundstücke beim diesjährigen Kirchheimer Markungsputz. Bei diesem waren die Ötlinger ganz vorne mit dabei. Die Jesinger hingegen drückten sich.

Ergebnis der Markungsputzete: Müllberge auf dem Kirchheimer BauhofgeländeFoto: Dietrich
Ergebnis der Markungsputzete: Müllberge auf dem Kirchheimer BauhofgeländeFoto: Dietrich

Kirchheim. Sechs Mann waren nötig, um mühsam den schweren langen Heizkörper aus der Lauter zu ziehen. Gemeinsam mit vielen anderen Fundstücken landete er auf dem Anhänger. Ein erwachsener Sammler las die Heckabdeckung eines Autos vom Acker auf, ein Schüler einen einzelnen Arbeitsschuh. Eine Geldkassette wurde ebenfalls entdeckt, leider war sie leer.

Knapp 140 Sammler hatten sich am Samstagmorgen beim Ötlinger „Haus der Vereine“ eingefunden, die Schlepperfreunde Ötlingen-Lindorf rückten mit fünf Schleppern mit Anhänger und der Cap-Markt mit einem Transporter an. Zwei Tage zuvor hatte Ortsvorsteher Hermann Kik die Gemarkung durchfahren und nach Müll Ausschau gehalten. Dann hatte er sechs Sammelgebiete eingeteilt und alles sehr gut vorbereitet. Nach seinen Anweisungen machten sich die Sammler auf den Weg. Sie kamen von der Freiwilligen Feuerwehr, den Motorradfreunden, von TSV und Gesangverein, Kleingartenverein und Bogenschützen, aus der evangelischen Kirchengemeinde und von der Neuapostolischen Kirche. Auch Ortschaftsräte und Bürger ohne Vereinsbindung schlossen sich an. Einige wenige waren falsch informiert worden und kamen eine Stunde später. Sie schlossen sich den Teams nachträglich an. Ebenfalls fleißig bei der Arbeit waren Schüler der Eduard-Mörike-Schule und der Waldorfschule.

Die Teams zogen mit Müllsäcken und Handschuhen los, ein Sammler hatte aus einer anderen Gemeinde zehn Greifzangen ausgeliehen. Teilweise wurde an steilen Böschungen gesammelt, was die Arbeit deutlich erschwerte. Die Schlepper fuhren den Teams, die alle zu Fuß unterwegs waren, hinterher und sammelten die Säcke und größeren Fundstücke ein.

Kaum zu glauben, was in der Natur so alles zu finden war. Vor allem, wenn es Dinge sind, die man ganz einfach kostenlos auf dem Wertstoffhof abgeben könnte. Immerhin stellte Kik fest, dass sich der jährliche Markungsputz auszahlt. Im allerersten Jahr der Sammlung wurde noch mehr gefunden als jetzt. Sehr zufrieden ist Kik auch mit der Verlegung in den März. Eine Verlegung, die strenggläubige Naturschützer kritisch sehen, für sie gilt der 29. Februar als letztmöglicher Tag. „Wir sind auch schon bei Minusgraden unterwegs gewesen“, sagte Kik, froh über Licht und Wärme und deshalb Gegner einer herbstlichen Sammlung. Als Ausgleich für den späteren Termin, erklärte er, würden mögliche Vogelbrutgebiete gemieden.

Während die Sammler unterwegs waren, bereiteten die Ortschaftsrätinnen Petra Auer und Birgit Schweiger 250 Wecken mit Leberkäse oder Käse vor. Bevor die Schlepper im Konvoi zum Bauhof fuhren, konnten sich die Sammler stärken, etwas trinken und ein Schwätzchen halten.

Auf dem Bauhofgelände wurde der gesammelte Müll unter den wachen Augen von Christian Maiwald, Leiter des Baubetriebsamts, sorgfältig sortiert. Die Berge wuchsen und wuchsen, die Menge war beachtlich. Aus der Innenstadt waren 90 Sammler unterwegs, aus Nabern 40. In Jesingen gab es mangels Teilnehmern keinen Markungsputz.

Maiwald freute sich, dass unter den Sammlern viele Jugendliche waren, er erhofft sich dadurch eine Bewusstseinsbildung. Die Stadt hatte ihren Schulen die Teilnahme nochmals deutlich ans Herz gelegt. Bürgermeister Günter Riemer hält es „für angemessen, dass jeder Schüler sich einmal während seiner Schullaufbahn beteiligt“. Er dankte allen, „die das unangenehme Geschäft übernahmen, das wegzuräumen, was andere gedankenlos in der Landschaft entsorgen“.

Die Schlepperfreunde übernahmen ihre Fahrdienste kostenlos, nur die Leberkäswecken mussten mit Steuergeldern bezahlt werden. Angesichts der geleisteten Arbeit, meinte Kik in seiner kurzen Dankesrede an die Ötlinger Sammler, seien diese Kosten jedoch gering.