Lokales

Die pralle Vielfalt der Streuobstwiesen

Life+-Markt in der Dettinger Schlossberghalle machte Lust auf Produkte der Region

Die Natur hat den Tisch am Albtrauf reich gedeckt. Nicht nur Apfelsorten in großer Vielfalt bereichern den Küchenplan – es gibt auch Walnüsse, Holunder, Wildkräuter und vieles mehr. Beim Markt der Streuobstvielfalt, der gestern zum Abschluss des Life+-Projekts „Vogelschutz in Streuobstwiesen“ in der Dettinger Schlossberghalle seine Stände aufschlug, gab es Gutes aus dem Biosphärengebiet zu kosten und Neues zu entdecken.

Apfelsorten in großer Vielfalt gab es beim Markt der Streuobstvielfalt zu bestaunen. Doch die Streuobstwiesen und das Albvorland
Apfelsorten in großer Vielfalt gab es beim Markt der Streuobstvielfalt zu bestaunen. Doch die Streuobstwiesen und das Albvorland haben kulinarisch noch viel mehr zu bieten.Fotos: Markus Brändli
Schlossberghalle Dettingen, LIFE+ Markt der Streuobst-Vielfalt, entdecken, informieren, probieren

Dettingen. Die Bananen aus Costa Rica und die Kiwis aus Australien haben sicher ihren Reiz. Doch so manchen haben die gut sortierten und gefüllten Regale in den Supermärkten vergessen lassen, dass es vor der eigenen Haustür eine Kulturlandschaft gibt, aus der der Mensch viel schöpfen kann.

Dass die Streuobstwiesen und das Albvorland weitaus mehr bieten als bloße Kulisse für die Erholung am Wochenende, zeigten die Aussteller des Life+-Markts eindrucksvoll. Dabei ging das Kennenlernen gestern vornehmlich über den Geschmack. Vom frisch gepressten Apfelsaft über feine Destillate bis hin zum prickelnden alkoholfreien Prosecco-Genuss reichte allein die Palette bei den Getränken. Beim „Erikäle vo Eninga“, alias Erika Schlotterbeck, gab’s allerlei Anregungen, was sich aus dem Guten von den Streuobstwiesen alles zubereiten lässt. Von hausgemachten Apfelchips und Apfelspeck, der jeden Gummibären um Längen schlägt, reicht die kulinarische Palette der Obstlerin bis hin zu selbst angesetztem Essig mit fruchtiger Himbeernote oder Nudel-Pesto. „Es gibt so vieles, was auf einer Streuobstwiese wächst und die Küche bereichert“, schwärmte die Eningerin.

Auch August Kottmann vom Restaurant Hirsch in Bad Ditzenbach-Gosbach findet es schade, dass die Wertigkeit der Streuobstwiesen bei vielen in Vergessenheit geraten ist. Mit einem Streuobst-Kuchenwettbewerb hoffte der engagierte Gastronom die Hausfrauen und -männer in ihrem Ideenreichtum etwas zu befeuern. „Manche trauen sich aber offenbar nicht so recht, ihre Backkunst der Bewertung zu stellen“, musste er feststellen.

Doch nicht nur um die guten Produkte aus dem Life+-Gebiet drehte sich der Markt der Streuobstvielfalt: Beim Besuch gab es obendrauf viele Informationen über die schützenswerte Kulturlandschaft und ihre einmalige Flora und Fauna. Bei Obstler Norbert Tobisch und seinen Kollegen zum Beispiel dreht sich alles um die vom Aussterben bedrohten Wildbienen. Wie man den wilden Verwandten der Honiglieferanten einen guten Nistplatz anbietet, dazu verriet er den Besuchern eifrig Tipps. „Bloß kein Hirnholz“, lautet einer seiner häufigsten Ratschläge. Die Bohrungen sollten sauber sein und Risse vermieden werden. Zudem sollte das Insektenhotel fest montiert sein. „Bienen haben ein fotografisches Gedächtnis: Schwankt der Nistkasten hin und her, finden sie ihren Brutplatz nicht wieder“, erklärte er. Am liebsten gehen die Wildbienen seiner Erfahrung nach in ein Nistangebot aus Bambusröhren. In einer ausgedienten Blechbüchse oder einem alten Saftkarton seien die Behausungen auch witterungsbeständig geschützt und die Bewohner im nächsten Jahr garantiert wieder da.

Ein breites Angebot aus Informationen, Literaturtipps, Spielen, Bastelangeboten, Kutschfahrten sowie interessanten Vorträgen und Seminaren rundete die bunte und bestens besuchte Veranstaltung ab. Und wer nach einem spannenden Markt-Tag – meist reich bepackt – den Heimweg antrat, bei dem reifte die Erkenntnis: „Das Gute liegt so nah.“