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„Die Realschulen brauchen eine sichere Zukunft“

CDU-Landtagsabgeordneter Karl Zimmermann besuchte die Realschulen in seinem Wahlkreis

Der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann besuchte in den vergangenen Wochen nahezu alle Realschulen im Wahlkreis Kirchheim. Der Hintergrund: An den Realschulen befürchte man, zur Umwandlung in Gemeinschaftsschulen gedrängt zu werden.

Kirchheim. Seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlungen sehen sich die Realschulen zunehmenden Schwierigkeiten ausgesetzt, ohne dass dem mehr Lehrerzuweisungen gegenüberstünden, beklagt Karl Zimmermann

„Die Realschulen sind die Leidtragenden einer schlecht gemachten Bildungspolitik der grün-roten Landesregierung“, sagt Zimmermann nach Abschluss der Gesprächsreihe mit den Realschulrektoren. Eine wesentliche Ursache sei der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung. In der Vergangenheit wechselten noch viele Schüler mit Gymnasialempfehlung an die Realschulen. Das habe sich drastisch geändert. Unisono berichteten die Rektoren, dass diese Schüler nun das Gymnasium bevorzugten. Stattdessen rückten nun deutlich schwächere Schüler auf, die in der Vergangenheit noch die Haupt- oder Werkrealschule besuchten. „Das Ergebnis ist, dass in jeder Klasse nunmehr mindestens 3 bis 5 Schüler sind, die sich mit dem Stoff und Lerntempo völlig überfordert fühlen“, so Zimmermann. „Damit tut man den Kindern nichts Gutes – im Gegenteil.“

Mit der Abschaffung der verbindlichen Schulempfehlung sei der letzte Schutz des Kindes weggefallen, brachte es ein Rektor auf den Punkt. Mit dieser Situation müsse man sich nun auseinandersetzen. Allerdings fehle es dabei an entsprechenden Stundenzuweisungen. „Trotz deutlich gestiegener Heterogenität an den Realschulen gibt es praktisch keine Möglichkeiten, die individuellen Probleme gerade der schwächeren Schüler aufzufangen“, beklagt Zimmermann. Im Gegenteil. Gegenüber den Gymnasien und den Gemeinschaftsschulen hätten die Realschulen mit Abstand niedrigere Stundenzuweisungen. Ein Realschulrektor habe erklärt, dass 1,4 Poolstunden oder umgerechnet 5 Minuten je Schüler zu wenig seien, um individuell fördern zu können.

Leider sei es allzu durchsichtig, wohin die Landesregierung wolle, erklärt Zimmermann. So rate man seitens der Landesregierung den unzufriedenen Realschulrektoren, ihre Schule in eine Gemeinschaftsschule umzuwandeln und stelle damit den Schulen mehr Lehrkräfte zur Verfügung. „Aber auch die Kommunen werden geködert, indem sie deutlich höhere Mittelzuweisungen für Gemeinschaftsschüler erhalten“, so Zimmermann. „In meinen Augen kommt dies einer Erpressung gleich. Ich möchte, dass die Schularten unter gleichen Bedingungen zeigen, was sie können.“

Dass die Realschulen einem wie er sagt „unausgegorenen Schulversuch namens Gemeinschaftsschule“ geopfert werden, befürchtet nicht nur der CDU-Abgeordnete. Der Druck von außen nehme zu, Gemeinschaftsschule zu werden, hat Zimmermann in den Gesprächen erfahren. Vom Konzept der Gemeinschaftsschule seien die Rektoren, mit einer Ausnahme, jedoch alles andere als überzeugt. Nicht jedes Kind sei für diese selbst organisierte Lernform geeignet.

„Gerade weil die Gemeinschaftsschulen noch nicht bewiesen haben, dass sie das bessere Schulkonzept sind, wäre es fatal, wenn jetzt im Hauruckverfahren bislang erfolgreiche Schulen zu Gemeinschaftsschulen umgewandelt würden.“ Die Idee der Kirchheimer Stadtverwaltung, alle Werkrealschulen und Realschulen zu Gemeinschaftsschulen umzuwandeln, hält Zimmermann für geradezu fahrlässig. „Ich sehe dazu nicht die ehrliche Bereitschaft seitens der Realschulen. Und was die Eltern angeht, verstehe ich nicht, warum sie nicht die Wahl zwischen bewährten und neuen Schulmodellen haben sollen, so wie beispielsweise in Wendlingen.“ Dort haben die Eltern ab dem kommenden Schuljahr die Wahl zwischen Gymnasium, Realschule und Gemeinschaftsschule.

Den umliegenden Kommunen rät Zimmermann, zu beobachten, wie sich die Anmeldezahlen in Wendlingen entwickeln. Ansonsten könne es passieren, dass man auf eine Schulart setze, der die notwendige Akzeptanz in der Bevölkerung fehle. Der Bürgerentscheid in Bad Saulgau mit 65 Prozent Ablehnung der Gemeinschaftsschule sei ein klarer Hinweis. Und da die Landesregierung momentan weder die Rahmenbedingungen noch die Lehrerausbildung für die Gemeinschaftsschule abschließend geregelt habe, bestehe auch überhaupt keine Not, etwas zu überstürzen. Im Gegenteil. Die Gemeinschaftsschule solle sich zunächst einmal als Schulversuch dem Wettbewerb stellen. „Wenn sich eine neue Schulform aber nur beweisen kann, wenn zunächst alle anderen Alternativen zerschlagen werden, dann ist da etwas überfaul. Für solche Experimente sind mir die Schüler in unserem Land, dessen Bildungssystem immer beste Ergebnisse gebracht hat, zu schade.“pm