Lokales

Diskussion um Baulücke

Gemeinde räumt Innenentwicklung Priorität ein – Unterschriftenliste gegen Bebauung

Kein Bauplatz innerhalb der Gemeinde soll ungenutzt bleiben. Bissingen räumt der Innenentwicklung absolute Priorität ein. Damit hat Bürgermeister Marcel Musolf den Unterzeichnern einer Unterschriftenliste widersprochen, die sich gegen die Bebauung einer Brachfläche in der „Bitzene II“ gewehrt haben.

Der Grund des Anstoßes: Nach dem Willen der Gemeinde soll auf dieser Grünfläche in der „Bitzene II“ ein Einfamilienhäuschen geba
Der Grund des Anstoßes: Nach dem Willen der Gemeinde soll auf dieser Grünfläche in der „Bitzene II“ ein Einfamilienhäuschen gebaut werden. Die Anlieger wollen dagegen die „grüne Oase“ als Kinderspielplatz erhalten.Foto: Jean-Luc Jacques

Bissingen. Grund ist kostbares Gut, vor allem im Außenbereich. Viele Kommunen gehen den Kampf gegen den Landschaftsverbrauch aktiv an und schauen innerorts nach Plätzen, die in Baugrund verwandelt werden können. So auch die Seegemeinde Bissingen.

Baulücken innerhalb des Orts sollen geschlossen werden. Zum Beispiel im südlichen Ortsteil „Bitzene II“ in Richtung Viehweide. Dort, an der Ecke „Lerchenbühl/Breitensteinstraße“ gibt es eine unbebaute Grünfläche, die bislang von den Kindern aus der Nachbarschaft als eine Art natürlicher „Abenteuerspielplatz“ genutzt wurde. Und den wollten die Eltern der Kids als solchen erhalten. Als sie erfuhren, dass die Gemeinde dafür den Bebauungsplan ändern will, liefen sie Sturm und sammelten 79 Unterschriften – auch die Kinder unterzeichneten – und übergaben die Liste in der Julisitzung des Gemeinderats dem Bürgermeister. Sie hätten gerne die „grüne Oase“ behalten.

„Wir haben in der Sommerpause die Zeit genutzt, um darüber nachzudenken“, gab Marcel Musolf die gemeinsamen Überlegungen von Verwaltung und Gemeinderat in jüngster Sitzung bekannt. Weder der Verwaltungschef noch die Bürgervertreter sahen die Notwendigkeit, in der Ortsrandlage noch sonst wo in Bissingen eine grüne Oase zu erhalten. „Wir sind kein riesiger Ort und schnell in hervorragender Natur“, meinte Musolf. Im Zuge der Innenentwicklung müsse die Gemeinde alle Flächen untersuchen, die sich dazu anböten.

Was das Spielplatzargument betraf, so verwies der Bürgermeister auf den rund 250 Meter von der Grünfläche entfernten Spielplatz Heerstraße. Er musste freilich zugeben, dass dieser mit den vorhandenen Geräten nicht mehr einem modernen Spielplatz entspricht, den Kinder gerne bevölkern. Deshalb überlegen die Gemeindeverantwortlichen, ob er nicht aus Geldern des Grundstücksverkaufs wieder instand gesetzt werden kann.

Auch den Einspruch der Anlieger, sie hätten die Erschließungskosten des Grüngrundstücks mitgetragen, ließ Marcel Musolf nicht gelten. „Die Umlegung wurde rechtskräftig durchgeführt und 1997 abgeschlossen“. Aus späteren Veränderungen würden somit keinerlei Rechtsansprüche für die Teilnehmer der Umlegung erwachsen.

Nach den Erläuterungen von Rainer Metzger vom Vermessungsbüro Kuhn, Frickenhausen, entstehen den Nachbarn des unbebauten, rund 450 Quadratmeter großen Grundstücks durch ein Einfamilienhaus mit Satteldach keine unzumutbaren Beeinträchtigungen. Auch gebe es auf dem Bauplatz keine Tierarten, die unter den Artenschutz fielen. Deshalb empfahl der Bürgermeister, in das Bebauungsplanverfahren zu gehen. Der Gemeinderat billigte daraufhin den Entwurf des geänderten Bebauungsplans.

„Wir kommen um eine Nachverdichtung nicht herum“, meinte Rainer Schaufler. Dem pflichtete auch Andrea Bitzer bei: „Wir würden gegenüber privaten Grundbesitzern unglaubwürdig, wenn wir als Gemeinde freie Plätze nicht bebauen würden.“ Dafür bat sie die Unterzeichner der Unterschriftenliste um Verständnis, wies aber auch darauf hin, dass es junge Familien gebe, die froh seien, noch solche Bauplätze vorzufinden.

In einem nächsten Schritt werden die Pläne öffentlich ausgelegt. Zuvor will Marcel Musolf die Anwohner informieren.