Lokales

Ehrenamtliche „Manager“ gesucht

Qualifizierte Freiwillige können sich in Kirchheim speziell für den Projektaufbau schulen lassen

In Kirchheim gibt es eine neues Qualifizierungsangebot für bürgerschaftlich Engagierte. Ausbilden lassen können sich all diejenigen, die ein spezielles ehrenamtliches Projekt mit aufbauen und sich nur für eine begrenzte Zeit einbringen wollen.

Leihoma Monika Nowak und ihrem "Enkel" LukasProjekt des Bürgerbüroskinder
Leihoma Monika Nowak und ihrem "Enkel" LukasProjekt des Bürgerbüroskinder

Kirchheim. In der Teckstadt ist es gute Sitte, mit den Bürgern zu kooperieren. „Nur dank des bürgerschaftlichen Engagements gelingt Kirchheim so, wie es gelingt“, ist Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker überzeugt. Doch auch wenn sich zahlreiche Freiwillige in den verschiedensten Bereichen engagieren, sieht sie Luft nach oben. „Es gibt Menschen in Kirchheim, die noch ungeheures Potenzial haben“, betont die Stadtchefin. Das Problem: „Viele wollen sich nicht mehr dauerhaft binden.“ Deshalb hat die Stadt zusammen mit ihren Bürgermentorentrainern und verschiedenen Organisationen ein Qualifizierungsangebot für all diejenigen entwickelt, die sich mit ihren Fähigkeiten, Neigungen und Ideen zielgenau für ein spezielles Projekt und vielleicht auch nur auf begrenzte Zeit einsetzen wollen.

Gedacht haben die Verantwortlichen ganz speziell an „qualifizierte Menschen, die in Management oder Wirtschaft tätig waren und jetzt eine ganz andere Herausforderung suchen“, beschreibt Heike Kunz von der Kirchheimer Fachstelle Bürgerengagement die Idee. Aber beispielsweise auch Frauen nach der Familienphase gehören zur Zielgruppe.

Der Qualifizierungskurs „Menschen als Projektwerker“, der am 27.  Januar startet, hat verschiedene Ziele und Inhalte. So werden sowohl Theorie als auch Praxis vermittelt. „Im Theorieteil geht es beispielsweise um Pressearbeit, Rhetorik, Sponsoring und Netzwerk-Arbeit“, erklärt Heike Kunz. Jedem Theorieblock folgt aber auch ein Praxisteil. „Den gestalten die verschiedenen Organisatio­nen die sich beteiligen“, sagt Heike Kunz, so etwa das Brückenhaus, der BUND, buefet, die Diakonische Bezirksstelle, das Bürgerbüro und der Malteser Hilfsdienst. Erwarten können die Teilnehmer davon auch erste Arbeitsbeschreibungen beziehungsweise Vorschläge, welche Projekte umgesetzt werden könnten. „Aber auch neue Ideen sind willkommen“, betont Tilmann Walther, seit sechs Jahren ausgebildeter Bürgermentorentrainer.

Als Idee für mögliche Aufgaben, die die künftigen „Projektwerker“ anpacken könnten, nennt Angelika Matt-Heidecker zum Beispiel den Aufbau eines Fahrdienst-Netzwerks für ältere Menschen oder die Organisation eines Winter-Räumdienstes. Weiteren Bedarf gibt es etwa auch im Therapiehunde-Bereich bei den Maltesern oder beim Aufbau einer Grund-Anlaufstelle für Senioren im Bürgerbüro.

Ganz klar betont die Stadtchefin aber auch, dass in dem Qualifizierungskurs nicht Menschen gesucht werden, die Schnee schippen oder Fahrdienste leisten sollen. Ausgebildet werden vielmehr Ehrenamtliche mit Managerqualitäten, die ein Projekt zum Laufen bringen, beispielsweise ein Fahrt- oder Räumdienst-Netzwerk aufbauen – und sich dann wieder zurückziehen können, wenn es funktioniert. Auch wenn voraussichtlich vor allem Senioren auf das Angebot reagieren werden, so sind ganz klar auch Jugendliche und junge Menschen mit Organisationstalent und Interesse gefragt.

„Wir hoffen, dass wir mit dem Kursangebot Impulse geben und interessierten Menschen dabei helfen können, ihre Hemmschwelle zu überwinden“, so Tilmann Walther. Er sieht in dem Angebot sozusagen eine „Win-Win-Win-Situation“: Es profitieren die Organisationen, die Stadt Kirchheim – und nicht zuletzt auch die Ehrenamtlichen selbst. Denn viele Freiwillige würden durch ihr Engagement auch etwas für sich selbst tun – wie Bürgermentorentrainer Hermann Kölle am eigenen Leib erfahren hat: „Das Leben im Ruhestand sollte doch nicht nur daraus bestehen, Tennis oder Golf zu spielen.“ Viel zufriedenstellender sei es, auch etwas Nützliches zu tun.

Heike Kunz sieht in dem Qualifizierungskurs ein neues Puzzleteil im großen Ganzen des Bürgerschaftlichen Engagements in Kirchheim, das vielleicht auch wieder für mehr Dynamik sorgt: „Wir erhoffen uns auch eine neue Schubkraft von dem Kurs“, sagt sie.