Lokales

Eine „Stadt“ steht unter Wasser

In der Kinderspielstadt des Brückenhauses sorgte die Feuerwehr für ordentlich Abkühlung

Kinderspielstadt an der Raunerschule
Kinderspielstadt an der Raunerschule

Kirchheim. Die Küche streikt, der Verkauf boomt und der Betriebsausflug in den „Freizeitpark“ ist geplant. In der Kinderspielstadt des Brückenhauses sollen Kinder spielerisch lernen, wie die Welt der Erwachsenen funktioniert. Täglich ab 10 Uhr

Jennifer Münster

konnten die 170 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ihr eigenes „Raunergeld“ hart erarbeiten und dabei jede Menge Spaß haben. Stolz präsentierten die Kinder am Donnerstag ihre Kunstwerke und standen beim Arbeitsamt Schlange, das zugleich auch Post und Bank ist. Dort wollten sie ihr Gehalt abholen, um es gegen Snacks und Cocktails einzutauschen.

Auch an einem Tag mit über 30 Grad tobten die Kinder über das Gelände der Raunerschule oder arbeiteten eifrig an ihren Projekten. Berufe wie Modedesigner, Maler oder Gärtner standen ihnen offen, und so mancher machte sich mit dem eigenen Casino, Friseursalon oder einer Lotterie selbstständig.

Wie im echten Leben mussten die Kinder Steuern zahlen, konnten ihr Gehalt aber durch den Besuch verschiedener Workshops aufstocken. Wer eine gute Idee hatte, suchte sich eine erwachsene Betreuungsperson und machte seinen Workshop mit Plakaten unter den Kindern bekannt. Zahlreiche Workshops von Kindern für Kinder kamen somit zustande, zum Beispiel Origamifalten oder Schmuckbasteln. Teilweise brachten die Kinder für ihre Arbeiten Sachen von zu Hause mit und es machte ihnen sichtlich Spaß, anderen etwas beizubringen. Die Kinder lernten in der Spielstadt nicht nur mit Geld umzugehen, sondern übernahmen in den Workshops und Werkstätten auch Verantwortung.

Essen und Getränke konnten in der Mittagspause mit dem „Raunergeld“ gekauft werden, doch so ganz genau nahmen die Kinder es damit nicht. Besonders an einem solch heißen Tag sollte niemand durstig bleiben – so war das Leben in der Kinderspielstadt eher vom Geben als vom Nehmen geprägt.

Das diesjährige Ferienprogramm des Brückenhauses kam bei den Kleinen gut an: Stolz erzählten sie von ihren Tätigkeiten und was sie schon alles für Berufe ausgeübt haben. Wechseln konnten sie ihren Beruf ein Mal am Tag, aber auch hier galt: Wer sich in seiner Werkstatt langweilte, konnte sich jederzeit nach etwas anderem umsehen. Man­chen Kindern gefiel es in ihrer Arbeitsstätte aber auch so sehr, dass sie „Dauerarbeitsverträge“ von bis zu einer Woche unterschrieben.

Alle zwei Jahre im Wechsel mit dem thematischen Kinderferienprogramm kommt die Kinderspielstadt wieder, doch jedes Mal ist sie anders. Dieses Jahr führten der gewählte Bürgermeister und die Bürgermeisterin erstmals eine Polizeistation und Krankenversicherung ein.

Auch Ausflüge wie beispielsweise zum Schopflocher Moor machen das Ferienprogramm noch abwechslungsreicher. Dort wurden die Kinder von Gnomen gejagt und mussten einen Drachen finden – ein gelungener Ausgleich zur alltagsnahen Spielstadt.

Doch das Brückenhaus hat Erfahrung mit Kindern und Freizeitbeschäftigungen: Seit dreißig Jahren veranstaltet es nun regelmäßig Spielstädte und thematische Ferienprogramme, bei denen jedes Jahr zahlreiche ehrenamtliche Helfer mitarbeiten. Besonders auffällig war dieses Jahr die Anzahl der vielen jungen Helfer, die teilweise schon selbst als Kinder an den Ferienprogrammen des Brückenhauses teilgenommen haben. Die Mitarbeiter des Brückenhauses begannen bereits im März mit der Organisation. Die Mittel für die Veranstaltung bekommt das Brückenhaus über Geld- und Sachspenden von ansässigen Unternehmen und Privatpersonen.

Normalerweise spielen und arbeiten die Kinder bis 15 Uhr in der Spielstadt, doch am Donnerstag packten die ersten bereits um 14 Uhr zusammen, denn ein besonderes Highlight war geplant: Die Kirchheimer Feuerwehr sollte die schwer arbeitenden Kinder an diesem heißen Sommertag mit einer nassen Abkühlung belohnen. Ausgestattet mit Schläuchen und Sprinkleranlage errichteten die Feuerwehrmänner auf dem Pausenhof der Raunerschule eine große Wasserfontäne, die die Kinderherzen höherschlagen ließ.

Aufgeregt tobten die Kinder durch die Sprinkleranlagen und spritzten sich mit den Feuerwehrschläuchen gegenseitig nass. Spritzpistolen wurden gefüllt, selbst einige Helfer und Eltern wagten sich unter die herrlich kalte Dusche.

Am heutigen Samstag feiert die Spielstadt ab 14 Uhr ihr Abschlussfest, bei dem die Kinder ihre fertigen Werke und Arbeiten präsentieren und verkaufen können. Und nach getaner Arbeit geht es vielleicht noch mal in den „Freizeitpark“: aufs Klettergerüst der Raunerschule.

Kinderspielstadt an der Raunerschule
Kinderspielstadt an der Raunerschule