Lokales

(Fast) alles unter einem Dach

Zweiter Teil der Serie über die Kreiskliniken und ihre Schwerpunkte – Heute: Nürtingen

Die Kreiskliniken sind im Umbruch. An den Standorten Kirchheim, Nürtingen, Ruit und Plochingen hat sich in den letzten Jahren vieles verändert. Der Teckbote beschreibt in einer Serie, welche Angebote es in den einzelnen Kliniken gibt und wie sich die Häuser fit für die Zukunft machen.

¿Zukunftsmusik statt Baulärm¿: Das Kreiskrankenhaus Nürtingen.Foto: Jean-Luc Jacques
¿Zukunftsmusik statt Baulärm¿: Das Kreiskrankenhaus Nürtingen.Foto: Jean-Luc Jacques

Nürtingen. „Ab sofort: Zukunftsmusik statt Baulärm“ verkündet ein großes Transparent über dem Eingangsbereich des Nürtinger Krankenhaus-Neubaus. Die Zeit des Bauens ist vorüber. „Wir können unseren Bürgern eine wohnortnahe Grund- und Regelversorgung auf hohem medizinischem Niveau anbieten“, freut sich Klinikdirektor Norbert Nadler. Das neue 105 Millionen Euro teure Haus auf dem Nürtinger Säer liegt lang gestreckt zwischen dem Klinikaltbau und den Schulen und verfügt über 331 Betten und rund 160 moderne Patientenzimmer.

Ein wichtiger Leistungsschwerpunkt der Klinik für Innere Medizin in Nürtingen ist die Gastroenterologie. Ihr Chefarzt ist Dr. med. Ulrich Römmele.

Die Gastroenterologie befasst sich mit Diagnostik, Therapie und Prävention von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts sowie mit der Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse. Schwerpunkte innerhalb des Fachgebietes sind das gesamte Spektrum der Endoskopie, also der Spiegelung des Magen-Darm-Trakts, der Bauchspeicheldrüse und des Gallengangs, wobei im zertifizierten Darmzentrum in Nürtingen diese Untersuchungen mithilfe des endoskopischen Ultraschalls erfolgen. Röntgenbild und Spiegelung des menschlichen Innenlebens ergeben so für die Spezialisten ein aufschlussreiches Bild. „Wir führen hier knapp 5 000 Endoskopien pro Jahr durch“, sagt Dr. Römmele.

Macht die endoskopische Diagnose einen chirurgischen Eingriff notwendig, so steht dafür in Nürtingen ein sehr erfahrenes Team mit dem weltweit anerkannten Spezialisten für minimalinvasive Eingriffe, dem Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Dr. med. Klaus Kraft, zur Verfügung. 80 Prozent der Darmoperationen werden im Darmzentrum mit der den Patienten schonenden sogenannten Schlüssellochchirurgie ausgeführt. Polypen können gleich bei der Vorsorge-Darmspiegelung entfernt werden.

Auch wer an der Volkskrankheit Diabetes leidet, ist in der Diabetologie am Klinikstandort Nürtingen gut aufgehoben. „Wir sind seit 1999 eine zertifizierte Behandlungs- und Schulungseinrichtung für Typ 1- und Typ 2-Diabetiker“, erklärt leitende Oberärztin Dr. Gabriele Götz. Ein Hauptproblem des Diabetes sind Schäden an verschiedenen Organen, die als Folge erhöhter Blutzuckerwerte entstehen. „Für Schäden an den Füßen haben wir eine Spezialambulanz“, sagt Dr. Götz. „Durch die einzelnen Schwerpunkte in der Klinik können wir dem Patienten alles bieten.“

Ein besonderes Augenmerk gilt dem schwangerschaftsbedingten Diabetes. „Sehr viele Frauen entbinden hier, weil sie wissen, sie werden von uns gut betreut“, erklärt die Oberärztin. Das zehn- bis zwölfköpfige Diabetesteam umfasst Diabetologinnen, Diabetesberaterinnen, Diätassis­ten­ten und Physiotherapeuten. Das Diabeteszentrum Nürtingen ist übrigens eine der wenigen Kliniken, die Diabetologen ausbilden.

Das Zentrum schult die Zuckerkranken in Kursen – auch in türkischer Sprache – und bietet spezielle Insulinpumpenkurse an. Millionen Menschen in Deutschland leiden am sogenannten Alterszucker, der allerdings bereits mit 30 Jahren auftreten kann. Einer der Gründe hierfür können eine ungesunde Ernährung und Übergewicht sein. Deshalb bieten Diabetologinnen und Diabetesberaterinnen in der Lehrküche des Schulungsraums auch Kochkurse an.

Die Krankenhäuser in Nürtingen und Kirchheim verfügen an beiden Klinikstandorten über eine leistungsstarke Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie, deren Chefarzt Dr. med. Florian Bopp ist. Das Spektrum umfasst die gesamte moderne Unfallchirurgie, die Wiederherstellungschirurgie und Orthopädische Chirurgie.

Als spezieller Schwerpunkt ist im Kreiskrankenhaus Nürtingen die Klinik für Handplastische- und Ästhetische Chirurgie etabliert, die von Chefärztin Dr. med. Christa Ludwig und Chefarzt Dr. med. Michael Kaun geleitet wird. Sie nähen abgetrennte Finger und deren feinste Gefäße und Nerven an, behandeln Arthrose in der Hand, bauen Kunstgelenke ein, versorgen Brüche und Sehnenverletzungen und führen Handgelenkspiegelungen durch. In der Plastischen Chirurgie korrigieren sie operativ Verbrennungs- und Unfallnarben, entfernen große Muttermale und bösartige Hauttumore, rekonstruieren Brüste nach einer Brustkrebsoperation und verkleinern oder vergrößern eine Brust im Bereich der ästhetischen Chirurgie oder saugen Fett ab.

„Die Klinik für Handplas­tische- und Ästhetische Chirurgie bringt für das Gesamtklinikum wichtige Leistungen“, sagt Klinikdirektor Norbert Nadler. So müssen etwa Frauen nach einer Brustkrebsoperation nicht weggeschickt werden, sondern erhalten durch die Plastische Chirurgie ihre fraulichen Rundungen wieder zurück. 2010 wurden in der Klinik 800 ambulante Operationen und ebenso viele stationäre Operationen bewerkstelligt, nennt Dr. Kaun Zahlen.

Ein weiterer Klinikschwerpunkt liegt in der Behandlung von Schlafstörungen im Schlaflabor des Krankenhauses. „Wir haben hierfür eine riesige Nachfrage“, sagt Klinikdirektor Norbert Nadler. „Von der rei­nen Überwachung bis zur speziellen Behandlung ist hier alles machbar.

Krebspatienten werden in der Onkologischen Tagesklinik chemotherapeutisch behandelt. Hierfür stehen in der onkologischen Station zehn Zimmer zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es im Untergeschoss der Klinik einen von Kunststudenten sensibel gestalteten Palliativbereich.