Lokales

Gigantische Stromtrasse schreckt auf

Informationsveranstaltung zu SuedLink stieß im Bürgerhaus auf große Interesse

Die geplante Stromtrasse ­SuedLink bewegt in Notzingen die Gemüter. Zahlreiche Bürger, darunter auch einige Gemeinderäte, waren der Einladung von Susanne Schullerer gefolgt, um sich im Bürgerhaus in Wellingen über den Stand der Planung zu informieren. Andreas Schwarz, Landtagsabgeordneter der Grünen, gab seinen Wissensstand weiter und trat in den Dialog mit den Besuchern.

Info-Veranstaltung Stromtrasse "SuedLink" mit Andreas Schwarz im Bürgerhaus Wellingen
Info-Veranstaltung Stromtrasse "SuedLink" mit Andreas Schwarz im Bürgerhaus Wellingen

Notzingen. „Im Grunde müsste ein Vertreter von TransnetBW hier stehen und Gemeinderat und Bürgerschaft frühzeitig darüber informieren, welche Planungen es gibt – einfach Transparenz herstellen“, erklärte Andreas Schwarz, Landtagsabgeordneter der Grünen für den Wahlkreis Kirchheim, gleich zu Beginn seines Referats. Weil er seine Aufgabe als Politiker auch darin sieht, Informationen an die Bevölkerung weiterzugeben, gab er einen kurzen Überblick über die Stromtrasse ­SuedLink und deren möglichen Endpunkt Wendlingen.

„Mein Eindruck ist, dass TransnetBW die Situation im dicht besiedelten Landkreis Esslingen nicht kennt. Wir haben die Autobahn, die Bundesstraßen 10 und 313, die ICE-Trasse und viele Schutzgebiete. All das schränkt die Trassenplanung ein“, so Andreas Schwarz. Dieses Unwissen bezweifelten jedoch viele Zuhörer, da TransnetBW eine EnBW-Tochter ist. Diese Tatsache und die Intransparenz des Verfahrens sorgten für Misstrauen bei den Zuhörern.

Wenig Wissensvorsprung hat Andreas Schwarz. „Step by Step sind die Informationen an die Öffentlichkeit gekommen“, erklärte er. Aus diesem Grund wandte er sich in Schreiben an den Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und die Bundesnetzagentur. Die SuedLink-Trasse verläuft vom Anfangspunkt im Norden über Grafenrheinfeld bei Schweinfurt und Großgartach bei Heilbronn mit einem Abzweig nach Wendlingen. „Es wird zunächst ein Grobkorridor von 15 Kilometern gesucht und der mögliche Trassenkorridor dann auf einen Kilometer eingegrenzt“, konnte der Abgeordnete in Erfahrung bringen. Die Mastenhöhe für Gleichstrom beträgt zwischen 60 und 65 Meter. „Die Planung der Trasse unterliegt 41 Kriterien, die öffentlich sind. FFH- und Natura 2000-Gebiete sind K.-o.-Kriterien. Auch ein gewisser Abstand zur Bebauung muss eingehalten werden“, führte Andreas Schwarz aus.

Der Konverter, der in Wendlingen im Gespräch ist und eine Fläche von 200 mal 300 Meter benötigt, war ebenfalls Thema. In dieser Anlage wird der von den Leitungen übertragene Gleichstrom in Drehstrom verwandelt und dann weitergeleitet. „Der Suchradius für den Konverter-Standort liegt etwa 10 Kilometer um den Netzverknüpfungspunkt“, konnte Andreas Schwarz in Erfahrung bringen. Wegen der bestehenden Infrastruktur zur überregionalen Verteilung ist Wendlingen im Gespräch, auch deshalb, weil der östliche Teil der Region Stuttgart an das große Netz angebunden werden soll. „Für die Erstellung eines Konverters gilt das Baurecht – und den Bebauungsplan dafür erstellen die Kommunen. Deshalb sollte die kommunale Ebene frühzeitig bei solch einem großen Vorhaben einbezogen werden“, erklärte Andreas Schwarz, der mit Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel seit geraumer Zeit im engen Dialog steht.

Die Organisatorin des Abends, Susanne Schullerer, machte auf den gewaltigen Umbruch im Energiebereich aufmerksam. „Die Pläne sind gigantisch. Das Herzstück des Umbaus soll SuedLink sein. Es wird die Energietransportleitung längs durch Deutschland, die nicht nur Baden-Württemberg versorgt. Hier geht es darum, einen europäischen Strombinnenmarkt zu schaffen – das hat nichts mit den erneuerbaren Energien zu tun“, sagte Susanne Schullerer. Sie geht davon aus, dass es in einigen Jahren einen europaweiten Strommarkt geben wird. „Das wird eine andere Welt, als wir jetzt haben“, ist sie überzeugt.

Ihre Recherchen ergaben, dass durch die Leitung vier Gigawatt transportiert werden. „Die drei großen Kraftwerke in Baden-Württemberg, Philippsburg, Neckarwestheim und Altbach, produzieren zusammen nicht so viel Strom“, sagte Susanne Schullerer, der auch die gesetzlich festgelegten Abstände zur Bebauung wichtig sind. „In Nordrhein-Westfalen gelten 400 Meter, für Baden-Württemberg habe ich nichts gefunden“, wies sie auf die Lücke hin.

In der sachlich geführten Diskussion äußersten die Bürger ihre Bedenken. Zu viele Unbekannte bereiten Unbehagen. Dazu zählen etwa die fehlende Transparenz des Verfahrens, kaum Erfahrung mit Gleichstrom – vielen erscheint die Technik noch nicht ausgereift – aber auch mögliche Gesundheitsgefährdung.