Lokales

Glock und Gockel neu „getürmt“

Naberner Kirchensanierung so gut wie abgeschlossen – Einweihung am 2. November

Glocke und Gockel der Naberner Kirche kommen zurück und werden mit Drehleiter etc. eingebaut.Renovierung Kirche Nabern
Glocke und Gockel der Naberner Kirche kommen zurück und werden mit Drehleiter etc. eingebaut.Renovierung Kirche Nabern

Kirchheim. Zwei bedeutende schwäbische Dichter haben sich vor rund 200 Jahren mit zwei wichtigen

Utensilien befasst, die „hoch überm niedern Erdenleben“ in Nachbarschaft des Donners schweben. Ihr Dasein fristen sie in und auf Kirchtürmen – die eine weithin hörbar und der andere weithin sichtbar: die Glocke und der Wetterhahn.

Friedrich Schiller hat sich in seinem berühmt-berüchtigten „Lied von der Glocke“ mit dem Herstellungsprozess von Glocken sowie mit deren grundsätzlicher Bedeutung für den menschlichen Lebensweg befasst. Eduard Mörike dagegen ging sein Thema persönlicher an: „Der alte Turmhahn“, der da 113 Jahre lang „zu Cleversulzbach im Unterland“ ein „guter Hahn“ war, bevor ihn ein Schieferdecker vom Dach holt, erzählt über sich selbst. Beim Hufschmied gehört er plötzlich zum „alten Eisen“, bis sich der Pfarrer seiner erbarmt und ihn auf dem alten Ofen in der Studierstube sozusagen vom Gnadenbrot leben lässt.

Gestern in Nabern ging es um beides: um eine Kirchturmglocke und um den Wetterhahn. Sie gehören aber beide nicht zum alten Eisen, sondern wurden ausgebessert und können nun in neuem Glanz erstrahlen – akustisch die eine, optisch der andere.

Zunächst zur Glocke: Auch die kleinste der Naberner Kirchturmglocken, die einen Riss aufgewiesen hatte und deshalb in einer Spezialwerkstatt in Nördlingen geschweißt werden musste, erzählt von sich selbst. „1738 goss mich Christian Ginther zu Königsbronn“, sagt die knapp 140 Kilogramm schwere Glocke seit nunmehr 276 Jahren über sich aus. Sie ist folglich sogar 21 Jahre älter als Friedrich Schiller. Bevor sie gestern frisch restauriert „in das Reich des Klanges“ oder auch in die Schillersche „Himmelsluft“ steigen konnte, wurde sie noch am Boden von einer Kindergartengruppe bestaunt.

Die Rufe „ziehet, ziehet, hebt“ konnten in Nabern allerdings unterbleiben, denn die Kraftanstrengung blieb in diesem Fall der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim überlassen. „Sie bewegt sich, schwebt“, hieß es aber gleichwohl – und mittlerweile hatte eine Grundschulklasse trotz strömenden Regens ihre helle Freude daran, Zeugen der Aktion geworden zu sein.

Die Glockenreparatur war ein Teil der Naberner Kirchen- und Kirchturmsanierung, die sich immer weiter ausgeweitet hatte, wie die zuständige Bauingenieurin Ursula Kallenbach erläutert. Ursprünglich waren sie und ihr Stuttgarter Büro nur für die Tragwerksplanung hinzugezogen worden. Dann habe sich aber immer mehr an notwendigen Arbeiten ergeben. Insgesamt hofft sie, dass der Kostenrahmen von 250 000 Euro eingehalten werden kann.

Dankbar war sie dafür, dass der Architekt Andreas Blum die Bauleitung vor Ort übernommen hat. Und an dieser Stelle schließt sich der Kreis, zumindest was den Turmhahn betrifft: Die Maler- und Lackierermeister Gerhard und Christian Seyfang sind auf den Bauleiter zugekommen und haben ihn gefragt, ob auch der Hahn neu vergoldet wird. Weil das im Budget eigentlich nicht vorgesehen war, kam es zu einer pragmatischen Naberner Lösung: Helmut Kapp, der bereits den Transport der Glocke nach und von Nördlingen übernommen hatte, organisierte auch die Drehleiter der Feuerwehr. Vater und Sohn Seyfang wiederum stifteten Material und Arbeitsleistung im Wert von 1 500 Euro, sodass der alte Hahn nun im neuen Blattgoldkleid nach Wind und Wetter Ausschau hält.

Was fehlt noch? Bei Schiller heißt es bekanntlich: „Der Segen kommt von oben.“ Dieses Thema steht für den 2. November an: Um 9.20 Uhr beginnt der Festgottesdienst zur Einweihung der sanierten Kirche. Dazu wird sicher die kleine Glocke läuten, und hoffentlich kann auch der stolze Hahn seinen neuen Goldputz „im blauen Himmelszelt“ präsentieren.

Glocke und Gockel der Naberner Kirche kommen zurück und werden mit Drehleiter etc. eingebaut.Renovierung Kirche Nabern
Glocke und Gockel der Naberner Kirche kommen zurück und werden mit Drehleiter etc. eingebaut.Renovierung Kirche Nabern
Gerhard (links) und Christian Seyfang präsentieren den Naberner Turmhahn, den sie mit neuem Blattgold überzogen haben. Unten bes
Gerhard (links) und Christian Seyfang präsentieren den Naberner Turmhahn, den sie mit neuem Blattgold überzogen haben. Unten bestaunt eine Kindergartengruppe gemeinsam mit Pfarrer Paul Bosler die 276 Jahre alte Glocke, die gerade auf ihre Rückkehr in den Turm wartet.Fotos: Jean-Luc Jacques