Lokales

Gordischer Knoten

Eine „Herkulesaufgabe“ hat die Stadtverwaltung nach Aussage der Oberbürgermeisterin mit der Einbringung des Haushalts bewältigt. Fürs Erste ist die Aufgabe offensichtlich gut gelöst. Sorgen bereitet allerdings der Blick in die Zukunft: 65 Millionen Euro Schulden, das wären 1 656 Euro pro Kopf, so das Schreckensszenario, könnte Kirchheim im Jahr 2018 haben. So viel war‘s noch nie in der Geschichte der Stadt.

Eine Stadt so tief in die roten Zahlen zu führen, kann niemals Ziel eines verantwortungsbewussten Ratsgremiums sein. Schon gar nicht eines Ratsgremiums, das sich – wie hier in Kirchheim – explizit die „zukunftsfähige Gestaltung der Haushalts- und Finanzwirtschaft“ auf die Fahnen geschrieben hat.

Wie also lässt sich der Weg in die Verschuldung vermeiden? Der Fingerzeig der Oberbürgermeisterin ist deutlich: Von Wünschenswertem Abschied nehmen, das legt sie den Räten ans Herz. Was wäre wünschenswert in Kirchheim? Da braucht man nicht lange zu überlegen: Schmerzlich vermisst wird in der Großen Kreisstadt seit Jahren ein Hallenbad. Dessen Neubau trägt mit zehn Millionen Euro Planungssumme zum Schuldenberg bei. Dafür ist dann ein Gegenwert vorhanden. Zudem wird aber der laufende Betrieb mit prognostizierten jährlichen Fehlbeträgen im siebenstelligen Bereich belastet.

Ja: Die Verwaltung hat die „Herkulesaufgabe“ gelöst – wenn darunter die Einbringung des Haushalts 2015 zu verstehen ist. Jetzt jedoch stehen Verwaltung und Ratsrund vor einem wahren Gordischen Knoten, wenn sie Schulden minimieren und dennoch Wünschenswertes wie zum Beispiel ein Bad bauen wollen. Bleibt zu hoffen, dass sich auch hier eine Lösung nach antikem Vorbild anbietet. Alexander der Große tat der Legende nach bekanntlich Unerwartetes: Er hat den Knoten mit einem kühnen Schwertstreich durchtrennt. IRENE STRIFLER