Lokales

Herrschaftsgärten feiern Auferstehung als Bürgerpark

In Kirchheims Stadtmitte tut sich was: Park in zentraler Lage soll allen Kirchheimern dienen

Einst diente das Areal an der Lauter hinter dem Kirchheimer Schloss vorrangig dem Amusement der Herrschenden. Jetzt darf sich das Volk gewissermaßen die „Herrschaftsgärten“ zurückerobern: Der „Bürgerpark“ auf dem Gelände des ehemaligen Pädagogischen Fachseminars nimmt Gestalt an.

Bürgerpark HerrschaftsgärtenNeubau einer Parkanlage mit naturnahem Gewässerbau
Bürgerpark HerrschaftsgärtenNeubau einer Parkanlage mit naturnahem Gewässerbau

Kirchheim. Ziemlich unbeachtet von der Öffentlichkeit wurden in den vergangenen Monaten am westlichen Rand der Innenstadt sozusagen in aller Stille Berge versetzt. Nach Abbruch der nicht mehr benötigten Gebäude des Pädagogischen Fachseminars ist auf der Freifläche die künftige Parkanlage bereits gut zu erkennen. „Dieser Bürgerpark ist eine tolle Chance, mehr Grün in die Stadt zu holen“, freut sich Geschäftskreisleiter Martin Zimmert. Vor seinem inneren Auge sieht der Fachmann bereits das, was die Kirchheimer spätestens im nächsten Sommer dort erleben können: Kinder spielen Fußball oder Volleyball im Park, Berufstätige verbringen ihre Mittagspause auf einer der Bänke, Schmetterlinge flattern über bunten Blüten, die Lauter plätschert fröhlich im befreiten Bachbett. . 

Mit öffentlichem Grün ist Kirchheim bislang nicht allzu üppig gesegnet. Eher überschaubare Areale wie die Grünflächen am Alleenring, der Vogthausgarten oder der Marstallgarten laden zum Verweilen ein. Deswegen hat die Stadt die Gelegenheit genutzt, das PFS-Areal zu kaufen und die Gebäude abzureißen. Da die Fläche einer öffentlichen Nutzung zugeführt wird, gibt‘s Fördergelder im Rahmen des Sanierungsgebiets Herrschaftsgärten und auch eine Finanzspritze gemäß den Förderrichtlinien für Wasserwirtschaft für die Freilegung der Lauter. Insgesamt kostet die Anlage des zunächst 7 500 Quadratmeter großen Parks ohne Grunderwerb und Abriss 300 000 Euro. Weniger als die Hälfte bleiben letztlich an der Stadt hängen.

Dass das Geld gut investiert ist, steht für die Planer außer Frage. Nicht nur die innenstadtnahe Lage und die Nachbarschaft der Alleenschule sowie der Kreissporthalle garantieren Betrieb im Park. Zudem wird bald auch der kürzeste Weg von der Innenstadt zur S-Bahn für Fußgänger und Radler durch die Herrschaftsgärten führen. Die Angst vor möglichem Vandalismus hält sich daher in Grenzen: „Je mehr Bürger den Park annehmen, desto mehr Sozialkontrolle findet statt“, weiß Zimmert aus Erfahrung an anderen Stellen in Kirchheim.

Zwei ganz besondere Projekte verleihen dem Park außergewöhnlichen Schmuck: Gemeinsam mit dem BUND werden die optimalen Bedingungen für eine „Schmetterlingsweide“ ausgetüftelt. Außerdem ist ein „Hain der Kulturen“ geplant. Dahinter steht die Idee, dass Bäume aus allen Ländern, aus denen Menschen in Kirchheim leben, gespendet werden und hier gemeinsam wachsen – sofern dies unter botanischen Aspekten sinnvoll und möglich ist.

Bis die Bäume in den Himmel wachsen, werden noch einige Jahre ins Land gehen. Die Erdarbeiten im Park sind jedoch fast abgeschlossen, auch die Wege sind schon angelegt. Wenn der Wettergott mitspielt, kann noch in diesem Jahr Rasen beziehungsweise Wiese gesät werden. Sicher ist, dass die Kirchheimer Bürger die Herrschaftsgärten im kommenden Jahr erobern können.

Damit ist die Stadt auch einen guten Schritt weiter auf dem Weg zum „blauen Ypsilon“. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, die Wasseradern Lauter und Lindach, die Y-artig hinter der Freihof-Realschule zusammenfließen, wieder zu stadtprägenden Linien zu machen. An einzelnen Punkten ist schon viel passiert, beispielsweise an der Lauter entlang der Gaisgasse oder an der Lindach im Freihof-Bereich. Bereits 2006 hatte sich der Gemeinderat dafür entschieden, die Herrschaftsgärten für „grüne Infrastruktur“ freizuhalten und nicht etwa einer Bebauung zu öffnen. Dieser Weichenstellung sind nun erste konkrete Schritte gefolgt.