Lokales

Im „Wilden Westen“ geht‘s rund

150 Kinder nehmen am Ferienwaldheim der Evangelischen Kirche Kirchheim und des CVJM teil

Auf spannende Weise verbringen Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren derzeit im Ferienwaldheim am Ludwig-Uhland-Gymnasium in Kirchheim. Zurückversetzt in die Pionierzeit des 19. Jahrhunderts und des Goldrausches begeben sie sich auf eine Reise mit Spiel, Spaß und biblischen Geschichten.

Kirchheim. Schon um 8.10 Uhr ist Frühstück angesagt. Gleich danach geht es los mit einem bunten Programm, bei dem für jeden etwas dabei ist. Nach dem Motto „Wilder Wes­ten“ werden Verkleidungen gebastelt, Indianerschmuck hergestellt und die ganz Wilden können sich in der Turnhalle austoben. Aber auch das Zeichnen von Schatzkarten, das Basteln von Bögen oder einfach mal relaxen gehört zum Ferienwaldheim ebenso dazu. Den meisten Kindern gefällt es im Ferienwaldheim sehr gut, so wie Brendan. „Ich war letztes Jahr schon hier, und nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall wieder dabei sein.“

Das Ferienwaldheim findet schon zum 59. Mal statt. In dieser Zeit hat es sich zu einem festen Bestandteil im Ferienprogramm der Kinder in der Region entwickelt. Getragen wird das Freizeitprogramm von der Evangelischen Kirchengemeinde Kirchheim in Kooperation mit dem CVJM. Auch dieses Jahr ist das Ferienwaldheim wieder voll belegt, und nicht jeder Interessierte bekam einen Platz. Am wichtigsten ist dem Leiter des Ferienwaldheims Jochen Leitner, dass die Kinder lernen, sich in eine Gruppe einzubringen. Aber auch die Tischgemeinschaft erleben, gemeinsam Mittag zu essen, gehört einfach dazu, denn einige Kinder kennen das nicht. An dieser Gemeinschaft möchte er jeden teilhaben lassen. Auch Kinder mit Handicap, die mit einer Begleitperson der Lebenshilfe angereist sind. Für Jochen Leitner gibt es keine Menschen mit Behinderung. „Jeder Mensch kann etwas, der eine mehr, der andere weniger gut, und dies macht jeden einzigartig.“ Das möchte er auch jedem Kind näherbringen, „denn die Mädchen und Jungen sind noch ohne Berührungsängste und trauen sich auch an die Menschen mit Handicap heran.“ Das möchte er für ihre Zukunft erhalten. Somit wird im Ferienwaldheim auch Bildungsarbeit betrieben, und zwar Bildung für jeden, unabhängig von seinen Fähigkeiten.

Die 150 Kinder wurden entsprechend ihren Vorstellungen in zehn Gruppen eingeteilt, die jeweils von zwei Leitern betreut werden. In „Hobbygruppen“ kann nachmittags jeder genau das machen, wozu er Lust hat oder es folgt ein Gruppenprogramm, das jede Gruppe individuell gestaltet. So wie am Mittwochnachmittag: Da am nächsten Tag die Eltern vorbeischauen, möchte jede Gruppe etwas von sich präsentieren. In einer Gruppe entsteht die Frage, wer das bessere Bild zum Thema „Bogenwerkstatt“ malt. „Die Mädchen können nicht malen“, behaupten die Jungs. Deshalb werden die Kinder aufgeteilt und es beginnt ein Wettstreit darüber, wer das beste Plakat malt. Eine andere Gruppe übt ein Theaterstück ein, das passend zum Motto „Wilder Wes­ten“ eine Schlägerei im Saloon darstellt, die bei manchen Kindern wahre Freude auslöst. – Natürlich nur unter Aufsicht der Gruppenbetreuer. Auch an hungrige Mägen ist gedacht. So bäckt eine Gruppe Kekse, die hoffentlich am nächsten Tag auch den Eltern schmecken werden. Damit auch alles originalgetreu nach dem „Wildem Westen“ aussieht, bastelt eine Gruppe Indianerschmuck.

Aber nicht jeder Tag läuft im Ferienwaldheim gleich ab. Jeden zweiten Tag können sich die Kinder frei austoben und dem nachgehen, was ihnen gerade vorschwebt. Das Angebot reicht von verschiedenen Sportarten wie Fußball und Tischtennis bis hin zu Bastelgruppen. Eine Besonderheit sind die Tagesausflüge, die spontan unternommen werden. So ging es beispielsweise am Tag zuvor zum Fils­ursprung. Dort wurden dann lus­tige Spiele gemacht und die Kinder bauten Dämme in der Fils. Auch das sogenannte „Stadtspiel“ am Freitag zuvor erfreute sich großer Beliebtheit. Hierzu bekamen die Kinder einen Apfel, mit dem sie in die Geschäfte der Stadt gingen. Ziel war, ihn in andere Sachen einzutauschen.

Am besten – und da waren sich alle Kinder einig – gefiel ihnen das Übernachten im Ludwig-Uhland-Gymnasium.