Lokales

Komm‘ mit mir ins Rhythmikland . . .

Beim Projekt „Singen – Bewegen – Sprechen“ werden Sprache und Feinmotorik geschult

Im März soll sich entscheiden, wie das Musik- und Sprachförderprojekt „Singen – Bewegen – Sprechen“ (SBS) weitergeführt wird, das aktuell an vier Kirchheimer Kitas läuft. Grundschüler werden voraussichtlich nicht in den Genuss der Förderung kommen.

Die Buben und Mädchen im Aichelberg-Kindergarten tanzen mit Musikpädagogin Annegret Kepp (Mitte) im Kreis. Auf spielerische Weis
Die Buben und Mädchen im Aichelberg-Kindergarten tanzen mit Musikpädagogin Annegret Kepp (Mitte) im Kreis. Auf spielerische Weise werden Sprache, Koordination und Feinmotorik der Kinder geschult.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Einmal in der Woche verwandelt Musikpädagogin Annegret Kepp den Turnraum des Aichelberg-Kindergartens in ein Rhythmikland. Stampfen, hüpfen und kriechen ist in diesem Land ausdrücklich erwünscht. Die acht kleinen Einwohner toben auf das Kommando der Musikpädagogin durch imaginäre Wälder, springen über Flüsse oder ziehen sich auf Schlitten gegenseitig über den Nordpol. Zwischendurch kommen die Kinder im Stuhlkreis zur Ruhe und machen Fingerspiele. Dazu wird gereimt, gesungen und getanzt. Immer mit dabei ist Erzieherin Lea Eppinger.

Das Projekt „Singen – Bewegen – Sprechen“ (SBS), das aus Landesmitteln finanziert wird, läuft aktuell an drei Kirchheimer Kitas. Außer dem Kindergarten in der Aichelbergstraße nehmen die Einrichtung in der Jesinger Reußensteinstraße und der Kindergarten im Hafenkäs daran teil. Der Schulkindergarten der Verbundschule Dettingen ist ebenfalls mit von der Partie. Die Musikpädagoginnen Annegret Kepp und Kunigunde Welker-Theimert verbringen jede Woche eine Dreiviertelstunde mit den Kleinen. Beide sind Angestellte der Musikschule Kirchheim, die das Projekt in Kirchheim und Dettingen organisiert. Im Landkreis Esslingen begleiten außer den Musikschulen viele Vereine das Projekt.

Musikalische Förderung steht bei SBS nicht im Vordergrund, erklärt Annegret Hepp. Vielmehr geht es darum, mithilfe der Musik Feinmotorik, Körperwahrnehmung und Sprache der Kinder zu verbessern, und zwar auf spielerische Weise. „Die Kinder merken gar nicht, was sie alles lernen“, sagt die Musikpädagogin. Erzieherin Lea Eppinger sieht den Unterschied sehr wohl. „Die Aussprache der Kinder verbessert sich“, sagt sie. Außerdem hielten sie beim Spielen länger durch und könnten sich besser konzentrieren. Das Rhythmikland wirkt im Kindergartenalltag nach: „Die Kinder singen die Lieder immer wieder oder machen die Bewegungen einfach so“, beobachtet die Erzieherin. Die Eltern sind von dem Projekt begeistert. „Zu Hause wird teilweise wenig gesungen“, weiß Lea Eppinger. Deshalb seien die Eltern froh, dass SBS im Kindergarten angeboten werde.

Aktuell wird auf Landesebene darüber beraten, wie SBS weitergeführt werden soll. Der Grund: Die schwarz-gelbe Vorgängerregierung, unter der das Projekt gestartet worden ist, hat laut der neuen Landesregierung nur für eine Anschubfinanzierung gesorgt. Die Konsequenz: Anstatt das Sprachförderprojekt, wie geplant, auf die Grundschulen auszudehnen, wird es voraussichtlich nur an den Kitas weiterlaufen. „Es ist sehr schade, dass die Grundschüler nichts davon haben werden“, sagt Urs Läpp­le. Der Leiter der Kirchheimer Musikschule ist von dem Nutzen des Projekts überzeugt. „Die Pilotphase hat gezeigt, dass dadurch die Schulfähigkeit, vor allem bei Kindern mit Migrationshintergrund, stark zunimmt“, sagt er. Auch von den Kitas kämen positive Rückmeldungen. „Die Einrichtungen mussten in den vergangenen Jahren viele verschiedene Sprachförderprojekte umsetzen und waren davon nicht immer begeistert“, weiß Urs Läpple. Alle seien sich aber einig, dass SBS das richtige Projekt sei.

Momentan läuft SBS an 1 400 Kitas in Baden-Württemberg. Wenn es nach der Landesregierung geht, sollen noch mehr Kinder, die Förderbedarf haben, von dem Projekt profitieren. Musikschulleiter Urs Läpple ist skeptisch, wie das gelingen kann. „Ich habe die Sorge, dass die Qualität abnimmt, wenn alle Kitas zum Zug kommen“, sagt er. Dafür fehlten zum einen die Musikpädagogen. „Es war schon bei den jetzigen 1 400 Kooperationen nicht leicht, das nötige Fachpersonal zu finden“, sagt er. Zudem sei eine Ausweitung des Projekts ohne zusätzliche finanzielle Mittel nicht zu machen.