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Kripo geht von Auftragsmord aus

Kripo geht von gescheitertem Auftragsmord aus – Motiv noch unklar

Drei tatverdächtige Männer sind im Fall Schlierbach gefasst (wir berichteten), zwei geständig. Alle drei haben sich des gemeinschaftlichen versuchten Mordes aus Habgier und Heimtücke schuldig gemacht, wie Oberstaatsanwalt Peter Staudenmaier gestern in einer Pressekonferenz in Ulm bekannt gab. Dennoch bleiben Fragen.

Lohn aufwendiger Ermittlungen mit großem Personaleinsatz: Die Kripo konnte innerhalb kurzer Zeit drei Tatverdächtige festnehmen.
Lohn aufwendiger Ermittlungen mit großem Personaleinsatz: Die Kripo konnte innerhalb kurzer Zeit drei Tatverdächtige festnehmen. Sie sitzen in Untersuchungshaft.Foto: Sven Friebe

Ulm. Die Ermittlungsgruppe „Maisfeld“ der Kriminalpolizei Göppingen hat ganze Arbeit geleistet. In weniger als 24 Stunden konnte sie nach dem Mordversuch an einem 44-jährigen Kirchheimer auf einem Feldweg bei Schlierbach zwei Tatverdächtige festnehmen: einen 19-Jährigen aus Heiningen und einen 23-Jährigen aus Bad Boll. Beide wurden nach Hinweisen von Zeugen identifiziert und, nachdem das Sondereinsatzkommando (SEK) und das Mobile Einsatzkommando (MEK) alarmiert worden waren, am Donnerstag festgenommen. Das berichtete der Leiter der Kripo Göppingen, Kriminaloberrat Jürgen Hauber, bei der Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft in Ulm.

Noch am selben Tag wurden die jungen Männer dem Haftrichter vorgeführt, wobei der 23-Jährige – er ist in Omsk geboren – auf dem Weg in die Jugendvollzugsanstalt ein Geständnis ablegte. Samstagfrüh, so Oberstaatsanwalt Staudenmaier, gestand auch sein 19-jähriger Komplize und bestätigte dessen Angaben. Beide belasteten den dritten Mann.

„Nachdem die Person und der Aufenthaltsort des mutmaßlichen Haupttäters feststand, erfolgte am Freitag der Zugriff von SEK und MEK. Der 26-Jährige ließ sich widerstandslos festnehmen“, erklärte Jürgen Hauber. Der Mann aus Kirchheim, er gilt als Drahtzieher der Tat, wurde am Samstag ebenfalls dem Bereitschaftsrichter vorgeführt und Haftbefehl erlassen. Er schwieg bislang zu den Vorwürfen.

Der mutmaßliche Haupttäter soll die beiden 19- und 23-Jährigen angeworben, die Tatwaffe besorgt und das Tatfahrzeug, den nicht angemeldeten und für das Vorhaben mit einem anderen Kennzeichen ausgestatteten alten Peugeot 106, an den Ortsrand von Schlierbach gelenkt haben. Die Kripo geht auch davon aus, dass das Opfer zuvor ausgespäht und gezielt abgepasst worden war.

Eine erste Vernehmung des 44-­jäh­rigen Kirchheimers ergab, dass er, wie so oft, mit seinem Hund in der Mittagszeit an jenem Mittwoch, 21. August, auf dem Feldweg zwischen dem Schlierbacher Schützenhaus und dem Wald bereits wieder zurückspazierte, als ihm besagter Peugeot 106 entgegenkam. Daraus sei er beschossen worden und daraufhin in das nahe Maisfeld geflüchtet, von wo aus er die Polizei alarmierte.

Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass der 19 Jahre alte Schütze auf Anweisung des 26-Jährigen mehrere Schüsse mit einer Pistole auf das Opfer abgab. Als der Angeschossene im Maisfeld auf dem Boden lag, soll ihm der Schütze gefolgt sein und einen letzten Schuss abgefeuert haben, „um die Sache zu Ende zu bringen“.

„Alle drei Tatverdächtigen haben sich des versuchten gemeinschaftlichen Mordes schuldig gemacht“, sagte Oberstaatsanwalt Staudenmaier. Den beiden jüngeren Männern, die von dem mutmaßlichen Haupttäter aus Kirchheim jeweils einen „niedrigen vierstelligen Geldbetrag“ erhielten, wird Habgier vorgeworfen, und allen dreien heimtückisches Vorgehen. Die Beschuldigten sind bei der Polizei keine Unbekannten. „Sie haben eine bunte Palette an Vorstrafen“, so der Göppinger Kripochef Jürgen Hauber.

Ebenso unklar wie das Tatmotiv ist der Verbleib der Waffe. Projektile und Hülsen werden zurzeit laut Jürgen Hauber ballistisch untersucht und ausgewertet. Auf das Opfer waren aus „wenigen Metern Entfernung“ mehrere Schüsse abgegeben worden. Drei der Projektile trafen das Bein, ein Schuss drang in den Bauch ein.

Auch ermittelt die Kriminalpolizei, welche Beziehung zwischen Opfer und Tatverdächtigen besteht. Hauber: „Der Mann hat bisher keine Idee geäußert, warum auf ihn geschossen wurde.“ Ebenfalls unklar ist, warum der schwer verletzte Kirchheimer einem Rettungssanitäter gesagt haben soll, „die Russen“ hätten auf ihn geschossen.