Kirchheim. In den vergangenen Jahren hat die Stadt ihr Betreuungsangebot für Kleinkinder kräftig ausgebaut, auch mithilfe freier Träger, denen die Stadt mit einem Betriebskostenzuschuss in Höhe von 83 Prozent unter die Arme greift. Allein in diesem Jahr haben drei private Kitas mit insgesamt 94 Krippenplätzen eröffnet: die Kita Schneckenhäusle in der Bohnau, die CJD-Kita im Doschler und die Kita Topkids der Stiftung Tragwerk in der Schlierbacher Straße. Bestehende Einrichtungen haben ihr Angebot erweitert. Insgesamt kam die Stadt Anfang August auf 399 Betreuungsplätze für unter Dreijährige. Damit gibt es für 41 Prozent der Kleinkinder eine Betreuungsmöglichkeit außer Haus. Die Zielvorgabe von 34 Prozent, die der Bund einst für den Ausbau der Kinderbetreuung vorgegeben hatte, ist somit übererfüllt.
Während andere Städte sich auf Klagewellen enttäuschter Eltern einrichten, gibt es in Kirchheimer Kitas und in der Kindertagespflege – also bei Tagesmüttern – noch rund 60 freie Plätze. Der Löwenanteil entfällt auf private Kindertagesstätten. In der neuen Kita des CJD im Doschler, die für Kinder ab sechs Monaten bei Bedarf auch Ganztagsbetreuung anbietet, sind von 30 verfügbaren Plätzen noch 20 frei. Die Kita startet also mit nur einer Gruppe ins neue Kindergartenjahr. Harald Gerhardt, CJD-Gesamtleiter, kann nur mutmaßen, warum das so ist. „Unsere Räumlichkeiten werden jetzt erst fertig, bisher sah es nicht sehr einladend aus. Und Erzieherinnen waren in den letzten Wochen auch noch keine da. Erst jetzt haben Eltern die Chance, die Räume zu sehen und die Erzieherinnen kennenzulernen“, sagt er.
Auch in der Kita Schneckenhäusle in der Bohnau, die Ganztagsbetreuung anbietet, gibt es noch Luft nach oben. Aktuell sind dort noch sechs oder sieben Plätze frei. Theoretisch darf die Kita 24 Kinder aufnehmen, die in zwei Gruppen à zwölf Kindern betreut werden. Geschäftsführerin und Erzieherin Claudia Einsele ist zuversichtlich, dass die Plätze voll werden. „Es muss sich halt noch rumsprechen, dass es uns gibt.“ Dass das Platzangebot nicht überall so üppig ist wie in Kirchheim, hat Claudia Einsele schon erfahren. „Wir bekommen beispielsweise Anfragen von Eltern aus Stuttgart, die in Kirchheim arbeiten, und die in Stuttgart keinen Betreuungsplatz bekommen haben“, erzählt sie.
In der Kindertagesstätte Topkids, die ebenso wie die Kita im Doschler und das Schneckenhäusle erst kürzlich eröffnet hat, wird es dagegen schon eng. „40 Betreuungsplätze haben wir, fünf Plätze gibt es noch“, sagt Manfred Sigel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Tragwerk, die die Kita trägt. Leiterin Marion Autenrieth sieht unter anderem das Konzept der Ganztagskindertagesstätte als Schlüssel zum Erfolg. In der Ganztagskindertagesstätte muss eine Betreuungszeit je Kind von 36 Stunden erreicht werden. Platzsharing – also das Teilen eines Platzes – ist allerdings möglich. Topkids räumt Kindern ab einem Jahr Vorrang ein. Unter Einjährige können nur aufgenommen werden, wenn es nicht genügend andere Anmeldungen gibt.
Ganztagsbetreuung bei Bedarf haben beispielsweise auch die Kitas der Rasselbande im Programm, die ab Januar 2014 in ihren Zweigstellen in der Bohnau und in der Stuttgarter Straße sechs freie Plätze anbieten. „Wir haben ein neues Zeitmodulsystem eingeführt, mit dem die Betreuungszeiten noch flexibler sind“, sagt Geschäftsleiterin Mathilde Maier. Betreuungszeiten sind von 6.45 bis 18 Uhr, allerdings dürfen Kinder maximal zehn Stunden am Stück betreut werden.
Auch die Waldorfkindertagesstätte hat in ihren zwei Wiegestubengruppen für Null- bis Dreijährige noch Plätze frei. Bisher gab es nur eine Gruppe, nach einem Neubau ist nun Platz für zwei. In Zukunft wird es eine reine Ganztagsgruppe geben, in der zwischen 7.30 und 16 Uhr betreut wird, sowie eine Halbtagsgruppe, in der die Kinder zwischen 7.30 und 12.30 Uhr anwesend sind. Laut Erzieherin Sandra Göttlicher gibt es in der Ganztagsgruppe noch zwei freie Plätze, in der Halbtagsgruppe drei.
„Wir sind froh, dass wir diesen Überhang haben“, sagt Johannes Ehni, Leiter des Sachgebiets Kindertagesstätten bei der Stadt Kirchheim. Die Stadt brauche den Puffer, um Eltern, die ihren Wunschplatz nicht bekommen haben, einen anderen Platz anbieten zu können.
Aktuell läuft nur die Vergabe der städtischen Kita-Plätze über die Stadt. Allerdings hat der Gemeinderat der Stadtverwaltung laut Johannes Ehni den Auftrag erteilt, zum Kindergartenjahr 2014/15 eine zentrale Annahmestelle einzurichten. Dann könnten alle Anfragen, auch für private Kita-Plätze, über die Stadt laufen.