Lokales

Laserstrahl und Gegenherzog

Vorträge zu Archäologie und Adelsgeschichte rund um die Limburg stoßen auf großes Interesse

Beim elften Vortragsabend der Reihe „Geschichte und Gegenwart im Landkreis Esslingen“ ging es um die Limburg. Die drei Vorträge in der Weilheimer Limburghalle drehten sich um aktuelle Technik, ausdauernde Ausgrabungen und alte Adelsgeschlechter.

Weilheim. Kreisarchivar Manfred Waßner hatte den Abend organisiert, die Stiftung der Kreissparkasse sorgte für die finanzielle Unterstützung. Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle nannte zwei Gründe für die 300 Besucher: Waßner habe einen großen Fanklub und die Weilheimer großes geschichtliches Interesse. In der Stadt sind viele historische Gebäude zu finden; im Jahr 2019 steht die 1 250-Jahr-Feier an. Die Situation der Limburg, so Züfle, sei ohne Ruine viel spannender: so seien Fantasie und Grabungen gefragt. Gegraben wurde und wird auf der Limburg viel, für Waßner ist sie „ein Schwerpunkt archäologischer Forschung“ geworden.

Zum Auftakt stellte Jörg Bofinger, Hauptkonservator im Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen, einige Methoden moderner Spurensuche vor. Die Luftbildarchäologie dokumentiere aktuelle Grabungen, helfe aber auch beim Auffinden neuer Fundstellen. „Man kann aus der Luft Struktur erkennen, die am Boden nicht sichtbar wäre.“ Das Landesamt für Denkmalpflege verwahrt knapp 750 000 Luftbilder, jedes Jahr kommen 10 bis 12 000 neue hinzu. Rund 300 000 Dias wurden digitalisiert – eine Fleißarbeit.

Technik Nummer zwei ist die Geophysik. Georadar ermöglicht einen Blick in den Boden mit dreidimensionalen Bildern, ohne zum Spaten zu greifen. Bei der dritten Technik, dem Geländescanning, sendet ein Flugzeug gepulste Laserstrahlen aus. Das Flugzeug ist per GPS geortet, aus der Laufzeit der Strahlen bis zur Rückkehr lässt sich die Höhe des Geländes berechnen. Ein Teil des Lasers wird von der Vegetation reflektiert, ein Teil vom Boden. Dadurch ist ein Blick durch das Blätterdach möglich. Dieser Gelände-Scan ersetzt die Luftbilder nicht, sondern ist eine gute Ergänzung. Der virtuelle Rundflug, den Bofinger präsentierte, war aus den Daten von 2 000 Scans und 2 000 Orthofotos errechnet worden.

Trotz moderner Technik muss noch immer gegraben werden, so wie es schon in den Jahren 1913/14 auf der Limburg geschah. Die Dokumentation von damals ist leider verschollen, nur ein Plan aus dem Kunstdenkmälerinventar von 1921 liegt noch vor. „Wir haben nur geringe Kenntnisse über die Bebauungsstruktur und Siedlungsdauer“, sagte Anke Scholz von der Universität Tübingen. 2011 und 2012 hat die Mittelalterarchäologin deshalb mit Studenten noch einmal gegraben.

Die Burg von Bertold I. wurde vermutlich um 1 050 erbaut. „Dass sie mit der Erbauung der Burg Teck eventuell um 1 150 aufgegeben wurde, ist rein hypothetisch“, so Anke Scholz.Neuere Grabungen hätten zudem ergeben, dass die Burg Teck um einiges älter sei als bisher angenommen. Die Michaelskapelle wurde im 15. Jahrhundert auf der Limburg gebaut. Doch geschah das in einer einzigen Phase? Unten, das ergaben die Grabungen, wurde ein Maueransatz stumpf angebaut, erst ab der dritten Steinlage gab es Verschränkungen. Deshalb, so die These, gab es einen Vorgängerbau, wohl ein repräsentativer Wohnraum. Um 1580 wurde die Kirche abgebaut, die Besiedlung der Limburg war vorbei.

Ein geheimnisvolles Schieferkästchen in Größe eines Schuhkartons war mit Keramik gefüllt. „Wir wissen nicht, was es ist. Ein einziger Eisennagel und ein Fragment eines Tierknochens waren auch dabei. Es ist auf jeden Fall eine Hinterlassenschaft der frühen Neuzeit.“ Ein Höhepunkt ist der Fund einer Scherbe, die ins späte dritte bis fünfte Jahrhundert einzuordnen ist. „Ich bin optimistisch“, meinte Anke Scholz, „dass wir vielleicht auch die Limburg in die Reihe der alamannischen Höhensiedlungen einordnen werden. Auf jeden Fall ist das Keramikfragment nicht von alleine dort hoch- geflogen.“

Zu den Funden zählen zwei mittelalterliche Münzen, ein Pfennig und ein Heller, sie werden derzeit restauriert. Das Vespermesser von Bertold hat sich inzwischen als halbe Schere entpuppt. Die einzige gefundene Waffe ist eine Armbrustbolzenspitze, für eine kriegerische Zerstörung der Limburg gibt es keinerlei Belege. Auch kleine Spielwürfel wurden entdeckt. „Die Schachfigur steht bisher noch aus, ich bin aber guten Mutes“, sagte die Referentin. Trotz aller Entdeckungen bleiben ungelöste Rätsel, die nächste Grabungskampagne ist deshalb von Ende Juli bis Ende August geplant.

Zum Abschluss gab Heinz Krieg von der Universität Freiburg einen Überblick über die Entwicklung zweier schwäbischer Hochadelsdynastien: der Herzöge von Zähringen und der Markgrafen von Baden. Schon der Titel des Vortrags verlangte nach einer ersten Klärung: „Ich verstehe Schwaben natürlich als das mittelalterliche, das Herzogtum Schwaben.“ Krieg erläuterte, dass es in der Geschichte nicht nur zeitweise Papst und Gegenpapst gab, sondern in Schwaben auch Herzog und Gegenherzog. Beim Friedensschluss verlor Bertold II., im Gegensatz zu den Staufern, seinen Titel „Herzog von Schwaben“. Er wurde Herzog von Zähringen, war der erste Zähringer geworden.