Selten spielt das Wetter im 21. Jahrhundert eine so wichtige Rolle wie beim Owener Maientag. Denn das Wetter bestimmt über die alles entscheidende Frage: Teckhalle oder Maienwasen? Noch beim Wecken um 5 Uhr in der Früh‘ durch die Stadtkapelle blickte Bürgermeisterin Verena Grötzinger fragend in den Himmel. Die Entscheidung für den Maienwasen hatte sie bereits getroffen. Aber sie hätte sie kurzfristig auch noch rückgängig machen können.
Beinahe philosophisch handelte die Bürgermeisterin das Thema „Maienwasen“ in ihrer Ansprache nach dem Bändertanz ab: „Der beste Weg muss nicht immer der angenehmste sein. Und seit wann sind wir Owener diejenigen, die mit dem Strom schwimmen, nur weil es leichter ist? Wir wollen an unseren Traditionen festhalten, weil sie uns zu dem machen, was wir sind.“
Zuversicht brauchten beim Sammeln nicht nur die Brüder Grimm, von deren „Kinder- und Hausmärchen“ vor 200 Jahren der erste Band im Druck erschien. Alle vier Märchen, die gestern dargestellt wurden, stammen aus diesem ersten Band. Eine geradezu unverschämte Zuversicht trägt auch das „tapfere Schneiderlein“ zur Schau, das vor allem ein großer Aufschneider ist. Aber durch seine Prahlereien und sein Vertrauen in die eigene Stärke besiegt es tierische wie menschliche Gegner oder schlägt sie kampflos in die Flucht. Da macht es auch gar nichts, dass der Held sich im Schlaf verplappert und seine eigentliche Herkunft preisgibt.
Beim „König Drosselbart“, für den die Drittklässler zuständig waren, ist es genau umgekehrt: Weil die Prinzessin alle würdigen Freier verschmäht und deren Herzen achtlos wegwirft, verheiraten ihre Eltern sie mit dem nächsten dahergelaufenen Bettler. Die Königstochter muss erfahren, wie mühevoll ein Leben in Armut sein kann, bevor sie demütig genug ist, um den einst als „Drosselbart“ verschmähten Bewerber zu heiraten.
Ganz im Arbeitsleben angekommen waren schließlich die Viertklässler, bei denen es kein königliches Personal mehr gab. Aber auch bei ihrem „Tischlein, deck‘ dich“ zeigte sich die Moral, dass ehrlich am längsten währt und dass man gemeinsam zum Erfolg kommen kann – wie die drei Brüder in dieser Geschichte.