Lokales

Mit Jakob himmelwärts

Die Jugendlichen aus dem katholischen Dekanat Esslingen-Nürtingen haben eine Jugendkirche erhalten

Die Idee kam nicht aus Rom, nicht aus Rottenburg und nicht aus dem Dekanatsamt – sie kam von den Jugendlichen selbst: „Wir wollen eine Jugendkirche“, erklärten sie in der Dekanatsversammlung. Das Konzept haben sie ebenfalls selbst entwickelt. „Ich habe nur begleitet“, sagt die Dekanatsjugendseelsorgerin Eva Pfänder.

Die Katholiken im Landkreis haben eine frisch „geborene“ Jugendkirche, die vier Mal jährlich in Wernau stattfindet.Foto: Peter D
Die Katholiken im Landkreis haben eine frisch „geborene“ Jugendkirche, die vier Mal jährlich in Wernau stattfindet.Foto: Peter Dietrich

Wernau. Wie viele Jugendliche aus dem katholischen Dekanat Esslingen-Nürtingen würden zum Start der Jugendkirche „Himmelwärts“ ins Jugendhaus Sankt Antonius in Wernau kommen? 40 wurden erwartet, es kamen fast 100. Ein sehr guter Start für das neue Angebot, das künftig vierteljährlich geplant ist, das nächste Mal an den Sonntagen 15. März und 21. Juni.

Das Angebot ist für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht, vor allem für ehrenamtliche Mitarbeiter in den Kirchengemeinden. Sie sollen einfach dabei sein und auftanken dürfen – ohne selbst gleich wieder als Mitarbeiter gefragt zu sein. Das Besondere ist, dass Ministranten, die Katholische Junge Gemeinde (KJG) und Pfadfinder alle im Vorbereitungskreis vertreten sind. Während sie sonst auch mal konkurrieren, spricht Dekanatsjugendseelsorgerin Eva Pfänder bei diesem Projekt von einem „tollen Miteinander“.

Wenn Jugendliche, zwar auch mit erwachsener Begleitung, eine Gottesdienstform selbst entwickeln, sträuben sich dann beim traditionellen Liturgen die Nackenhaare? Mitnichten. Der Start erwies sich als gelungene Mischung alter und neuer Elemente. Das Vaterunser, der Segen und der Friedensgruß hatten ihren Platz, aber genauso eine moderne und richtig gute Band. Sie bestand aus Vincent, Benny, Lenny, Nina und Nadine und nannte sich „Spirit of Incense“ – das klingt eben besser als auf Deutsch „Geist des Weihrauchs“. Vor allem Benny hat für seinen gelungenen Gitarrenpart in Eric Claptons „Tears in Heaven“ ein Lob verdient.

Um den Himmel ging es thematisch, genauer gesagt um die Himmelstreppe, von der Jakob einst geträumt hatte. Jener hinterlistige Kerl, der erst per Täuschung von seinem Vater den Segen ergaunerte und dem später nach sieben Jahren Arbeit für seine Traumfrau als Lohn die falsche Partnerin untergejubelt wurde. Von dem die Bibel ganz ungeschönt berichtet – auch davon, wie Gott dennoch mit so einem Mann ans Ziel kam.

Ein Ziel der Jugendkirche ist, dass aus ihr keiner herauskommt, ohne mit anderen Menschen zu sprechen. Möglichkeit dazu gab es bei einer Agape-Feier, das heißt am Tisch bei unverwandeltem Brot und Traubensaft. Die Themenvorschläge entstammten einem Lied: Wo will ich 2015 Wege verlassen und neu beginnen, wo mich verschenken, wo Hass überwinden?

Am Ausgang gab es für alle Löwenzahnsamen. Der war für die kleinen Becher gedacht, in die jeder während des Gottesdienstes einen Zettel mit einem Traum und etwas Erde getan hatte. Gut gegossen und mit viel Licht soll der Samen zur Pusteblume werden – und als solche den Traum mit hinaufnehmen, himmelwärts. Dieses Wort stand auch auf der Torte, mit der anschließend gefeiert wurde. Schließlich hat die Jugendkirche Geburtstag: ihren nullten.