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Musikalisches Vorweihnachtsmenü

Symphonisches Orchester der Musikschule Kirchheim zu Gast in Dettingen

Dettingen. Seit zehn Jahren gehört das Gastspiel der Musikschule Kirchheim unter der erprobten Leitung von Johannes Stortz nun schon zum

Ernst Kemmner

festen „Kulturbaustein“ des vorweihnachtlichen Veranstaltungskalenders in Dettingen, und auch diesmal gab es regen Zuspruch an Zuhörern, die beim breit gefächerten, teils kammermusikalischen, teils sinfonischen Programm voll auf ihre Kosten kamen.

Zum Programmauftakt erklang das festliche „Trumpet Voluntary“ von Jeremiah Clarke (1673 – 1707) in der Bearbeitung von Johannes Stortz, mit dem ursprünglichen Titel „The Prince of Denmark’s March“, eine Art Rondo, das eigentlich für Trompete und Orgel komponiert, später auch für Orchester arrangiert und lange Zeit Henry Purcell zugeschrieben worden war. Gravitätisch-feierlich erklang die Introduktion der beiden gut aufeinander eingespielten Solotrompeten (Jannik Burkhardt, Christoph Zacharias), die in der Folge gekonnt alternierend mit dem Tutti konzertierten und mit sauberem Ansatz und guter Intonation gefallen konnten.

Ein beeindruckender Auftritt gelang im Anschluss der Flötensolistin Apinaya Vithyapathy, die das kan­table Andante in C-Dur, KV 315, von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) mit seinem bezaubernd einschmeichelnden Hauptthema in feiner Klanggestaltung zu Gehör brachte, wobei die makellos geblasene Kadenz besonders gefallen konnte. Auch das begleitende Orchester wurde nach anfänglichen kleinen rhythmischen „Wacklern“ zusehends sicherer und bildete ein verlässliches Fundament für die Solistin. Langer Beifall war der Lohn für den Vortrag aller Akteure.

Den Konzerthöhepunkt vor der Pause bildete das Concerto Grosso, das sogenannte „Weihnachtskonzert“ („fatto per la notte di natale“), von Arcangelo Corelli (1653 – 1713). In diesem Konzert trifft der Komponist genau die Stimmung heiterer Besinnlichkeit, die man gemeinhin mit dem Weihnachtsfest verbindet, und folglich gehört es neben Bachs Weihnachtsoratorium zu den beliebtesten Werken der Klassik zum Fest der Feste. Dem Orchester wird hier ein „Concertino“, bestehend aus zwei Soloviolinen (Vanessa Bens, Leonie Stark) und einem Solocello (Katharina Sigel), gegenübergestellt, als Continuo-Instrument agiert ein Cembalo (Cornelia Hahn). Seinen abwechslungsreichen Charakter bezieht das Werk aus den vielen Tempowechseln in den vier abwechselnd langsamen und schnellen Sätzen nach dem Kompositionsschema der „sonata di chiesa“ (Kirchensonate).

Johannes Stortz und seinen Musikern gelang es hier in ansprechender Weise, die klanglichen und rhythmischen Gegensätze der Komposition herauszustellen. Das erste Allegro mit seinem kniffligen Fugato gelang elanvoll und sicher, die Adagio-Sätze wurden im Kontrast zum „eingebetteten“ Allegro klangprächtig abgeliefert, das Vivace wurde als tänzerisch betontes Menuett mit apart gesetzten Trillern gestaltet, das abschließende Allegro brachte gut eingepasste, huschende Sechzehntel der Solovioline. In wiegend fließendem Siciliano-Rhythmus erklang schließlich die betörende „Ohrwurm“-Melodik der abschließenden Pastorale, die die weihnachtliche Krippenidylle geradezu beschwor. Ein Lob allen Streichersolisten, vor allem auch Katharina Sigel, die ihren rhythmisch und klanglich anspruchsvollen Solopart souverän absolvierte.

Nach der Pause hatte das Oktett von „Teckbrass“ mit drei Werken von Thomas Morley (1557 – 1602) und John Dowland (1562 – 1626) mit mehrstimmigem Bläsersatz seinen eindrucksvollen Auftritt. Sauber gestoßene Tonfolgen und ein strahlender Klang, gepaart mit Rhythmussicherheit, waren hier zu vernehmen. Besonders gelungen erschien Mor­leys vorwärts drängendes und mit seinen schnellen Einwürfen rhythmisch anspruchsvolles „Now is the Month of Maying“.

Erweitert um eine große Blech- und Holzbläserriege sowie Pauken, Becken und Triangel und andere, trat das Symphonische Orchester nun an, um zwei veritable sinfonische „Brocken“ zu stemmen. Aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis „Schwanensee“ im Arrangement von David Stone wurden zunächst die Werkteile „Szene“, „Tanz der Schwäne“ und „Walzer“ mit Herz und Enthusiasmus dargeboten, wobei es bei der gezeigten musikantischen Begeisterung gar nicht so wichtig war, ob jeder Ton punktgenau „saß“ oder nicht. So gefielen im „Tanz der Schwäne“ zum Beispiel die fulminanten Crescendi, die exakt „getimten“ Streichersynkopen und der markant effektvolle Abschluss, im „Walzer“ war es vor allem die eingängige Melodik mit den klanglichen Tupfern durch die Triangel.

Den anhaltend beklatschten Abschluss des Konzertabends bildete der Finalsatz aus Tschaikowskis zweiter Sinfonie in C-Dur in der Bearbeitung von Sandra Dakow – mit dem nicht zufälligen Beinamen „Die Russische“, werden in ihr doch eine Reihe russischer Volkslieder thematisch verarbeitet. Die diversen klanglichen und rhythmischen Herausforderungen konnten vom Ensemble naturgemäß noch nicht in allen Verästelungen bewältigt werden, doch der imposante Gesamteindruck blieb bestehen: langer und dankbarer Beifall des Publikums, der als Einladung für weitere „Gastspiele“ in den kommenden Jahren verstanden werden konnte.