Lokales

Neues Leben für ein altes Haus

Im Freilichtmuseum wird ein 200 Jahre altes Bauernhaus Wand für Wand wiederaufgebaut

Es ist ein imposantes Gebäude, das in diesen Tagen im Freilichtmuseum Beuren in den Himmel wächst. Wand für Wand wird in nur anderthalb Monaten ein 200 Jahre altes Bauernhaus aus dem Landkreis Böblingen wiederaufgebaut. Besucher können die Fortschritte live miterleben.

Freilichtmuseum Beuren, Wiederaufbau Haus BühlerNeuer Eingangsbereich für das FreilichtmuseumWiederaufbau des Bauerhauses aus Gä
Freilichtmuseum Beuren, Wiederaufbau Haus BühlerNeuer Eingangsbereich für das FreilichtmuseumWiederaufbau des Bauerhauses aus Gäufelden-Öschelbronn und Neubau des Empfangsgebäudes

Antje Dörr

Beuren. „Jetzt, wo es so schön hergerichtet wird, können wir ja wieder einziehen“, sagt Heinz Bühler und lacht. Der letzte Bewohner des Hauses aus Öschelbronn bei Herrenberg, das im Freilichtmuseum wieder zum Leben erweckt wird, ist mit seiner Frau Brigitte gekommen, um sein Elternhaus noch einmal zu begutachten. Bis 1975 hat der heute 62-Jährige darin gewohnt, und er hat wenig gute Erinnerungen an das imposante Bauernhaus. „Im Winter war es oft bitterlich kalt, die Küche war der einzige warme Raum“, erinnert er sich. „Außerdem war es einfach viel zu groß.“

Was für Heinz Bühler ein Nachteil war, ist für das Freilichtmuseum Beuren ein großer Pluspunkt. Nicht nur ergänzt das Doppelwohnstallhaus aus dem Jahr 1799, das in Teilen museal hergerichtet wird, die bestehende Ausstellung. Die Museumsleiterin hat auch endlich Platz, um den Besuchern den Service zu bieten, den sie verlangen. „Im Dachgeschoss bekommen wir einen 100 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum, außerdem Seminarräume und Ausstellungsflächen“, sagt Steffi Cornelius. Das habe bisher gefehlt, durch fehlende Räumlichkeiten sei man schlechtem Wetter oft ausgeliefert gewesen. Das Dachgeschoss und der Keller, in dem Sanitäranlagen untergebracht werden, sind künftig durch einen Aufzug barrierefrei erreichbar. Ergänzt durch ein modernes Eingangsgebäude, das daneben gebaut wird, wird das Haus Bühler zum neuen repräsentativen Eingangsportal des Freilichtmuseums.

Das alte Gebäude hat lange auf seinen großen Auftritt warten müssen. Als Steffi Cornelius Museumsleiterin wurde, versicherte man ihr, dass das soeben abgebaute und auf dem Museumsgelände eingelagerte Haus aus Öschelbronn schon bald wieder aufgebaut werden würde. Das war 1991.

Jetzt allerdings geht alles ganz schnell. Nachdem die Firma Jako die Gebäudeteile im Mai 2012 Stück für Stück in ihre Werkstatt in Rot an der Rot gebracht und dort restauriert hatte, wird das Haus nun in nur anderthalb Monaten vor Ort wieder zum Leben erweckt. Seit dem 15. Juli pendeln die Tieflader zwischen Werkstatt und Freilichtmuseum, um die Gebäudeteile auf die Baustelle zu transportieren. 160 Pakete mit kompletten Wänden und anderen Bauteilen müssen nach Beuren gebracht und dort originalgetreu wieder aneinandergefügt werden. Das schwerste Einzelteil, eine mächtige Kalksteinwand, wiegt zehn Tonnen. „Momentan sind wir bei Paket Nummer 17“, sagt Bauleiter Thorsten Wiest. „Das war ein 4,50 Meter breiter Sondertransport mit Polizeibegleitung.“

Der Keller, das Erdgeschoss und das Obergeschoss stehen bereits. Nun wird die Deckenplatte montiert. In den kommenden zwei Wochen soll das Dachgeschoss fertiggestellt werden, das immerhin noch mal drei Stockwerke umfasst. „Insgesamt wird das Haus 15 Meter hoch“, sagt Thorsten Wiest. Ende August sollen die Arbeiten an der Gebäudehülle abgeschlossen sein. Dadurch, dass die Gebäudeteile bereits die Fenster enthalten und geputzt und gestrichen sind, seien die Arbeiten dann zu 85 Prozent abgeschlossen, sagt der Bauleiter. Es fehlten dann nur noch die Elektrik, Sanitäranlagen und der Bodenbelag. Und natürlich die Inneneinrichtung, für die das Freilichtmuseum zuständig sein wird.

Die Einweihung des Hauses Bühler ist für das Frühjahr 2015, zum 20-jährigen Geburtstag des Museums, geplant. Restaurierung und Wiederaufbau des alten Gebäudes kosten 2,4 Millionen Euro, das Land Baden-Württembergs steuert etwa 1,4 Millionen Euro bei. Zusammen mit dem Bau des neuen Eingangsgebäudes summieren sich die Kosten auf drei Millionen Euro.

 

Am Mittwoch, 18. September, um 15 Uhr beginnt eine öffentliche Baustellenführung mit Steffi Cornelius, bei der auch die Haus- und Bauforschung thematisiert wird. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.