Lokales

Nougatherzen und andere Leckereien

Der neue Roman von Ingrid Geiger aus Albershausen spielt auch in Kirchheim

Die Nudel- und Feinkostmanufaktur „Pasta Fresca“ in Kirchheim, die von Mirijam Pasquini (links) betrieben wird, stand Pate für d
Die Nudel- und Feinkostmanufaktur „Pasta Fresca“ in Kirchheim, die von Mirijam Pasquini (links) betrieben wird, stand Pate für den neuen Roman „Nougatherzen“ der Autorin Ingrid Geiger. Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Mirijam Pasquini, Inhaberin der Nudel- und Feinkostmanufaktur „Pasta Fresca“ in Kirchheim, ist ganz aus dem Häuschen: Denn ihr Geschäft stand Pate für den neuen Roman „Nougatherzen“ der Autorin Ingrid Geiger aus Albershausen. „Zuerst war ich völlig sprachlos“, erzählt Mirijam Pasquini, die mit dem Sohn von Ingrid Geiger gut befreundet ist. Dieser sei eines Tages auf sie zugekommen und habe sie im Namen seiner Mutter um Erlaubnis gebeten, das „Pasta Fresca“ für ihren Roman „verwenden“ zu dürfen. „Natürlich habe ich Ja gesagt“, erzählt die 37-Jährige. Als sie dann das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, sei sie vor Stolz „durch die Küche geschwebt“, ergänzt sie schmunzelnd.

Das Pendant zum „Pasta Fresca“ heißt im Roman von Ingrid Geiger „feli(c)xità“. Den Part des Inhabers übernimmt keine Frau, sondern ein Mann: Felix. Ansonsten aber ist das meiste so wie im richtigen Leben: Beim Lesen sieht man sogleich die Glastheke vor seinem inneren Auge, gefüllt mit selbst gemachten Nudeln und weiteren Leckereien. Auch die dunklen Holzregale mit Öl-, Essig- und Weinflaschen und das Schild über der Küchentür mit der Aufschrift „Viele Köche verderben die Köchin“ kommen dem Leser unweigerlich bekannt vor. Außerdem wird auf die Geschichte des Hausweins von „Pasta Fresca“ eingegangen, die Mirijam Pasquini regelmäßig ihren Gästen erzählt. Und Felix wechselt, genauso wie Mirijam Pasquini, mühelos zwischen den Sprachen: Er unterhält sich mit seinen Mitarbeitern und Gästen auf Schwäbisch, Hochdeutsch und Italienisch.

Ingrid Geiger hatte es eigentlich gar nicht geplant, das „Pasta Fresca“ in ihr Buch aufzunehmen. Zunächst dachte sie vielmehr an das Lokal „Buccone“ in Rom. Doch plötzlich habe sie gemerkt, dass eine Mischung aus dem „Pasta Fresca“ und dem „Buccone“ entstanden ist, „wobei ich überwiegend durch das ,Pasta Fresca‘ beeinflusst wurde“. Das habe sich beim Schreiben im Unterbewusstsein irgendwie ergeben, erzählt sie.

Da ihr Sohn in Kirchheim lebt, zieht es Ingrid Geiger regelmäßig in die Teckstadt und dort auch auf den Wochenmarkt. Dieser hat es der Autorin besonders angetan. Deshalb beschreibt sie in ihrem Buch auch einen Besuch des Markts: „Kirchheim mit seinen hübschen Fachwerkhäusern und dem schmucken Rathaus bot eine wunderbare Kulisse für das bunte Treiben“, ist zum Beispiel zu lesen. Besonders erwähnt wird der Blumenstand der Mönche, an dem die Hauptfigur der Geschichte, die 83-jährige Elly, nie vorbeikommt, ohne etwas zu kaufen. Ingrid Geiger ergeht es übrigens genauso, verrät sie. „Ich bin einfach ein Blumenfreak.“

Auch auf die Stadt Esslingen geht die 61-Jährige in ihrem Roman näher ein. Sie beschreibt unter anderem die Kirche Sankt Dionys mit den beiden markanten Türmen, das Rathaus und den Hafenmarkt. Gewürzt werden die Erzählungen mit schwäbischen Dialogen sowie Sprüchen und Zitaten – und auch der einen oder anderen schwäbischen Weisheit, wie zum Beispiel: „Oiner, der alles grüßt, was sich bewegt, und alles putzt, was sich net bewegt – des isch en Schwob“ oder „Ein Mann ohne Ränzle ist wie ein Garten ohne Pflänzle“.

Außerdem entdeckt der Leser am Ende der unterhaltsamen Geschichte einige Rezepte, die Mirijam Pasquini zur Verfügung gestellt hat. Da gibt es zum Beispiel Scampi in Weißweinsoße, Ravioli primavera, Fischsuppe mit Safrannudeln und Fladenbrot nach Großvaterart.

Schon der Vorgängerroman „Hefezopf im Buchcafé“ enthielt Rezepte – und zwar für unterschiedliche Kuchen. „Das kam bei den Lesern sehr gut an. Ich habe deshalb viele Rückmeldungen erhalten“, erzählt Ingrid Geiger. Aus diesem Grund entschied sie sich dafür, auch in ihren neuen Roman Rezepte aufzunehmen. Das Buch „Nougatherzen“ und der Vorgängerroman lassen sich übrigens unabhängig voneinander lesen; es handelt sich nicht um eine direkte Fortsetzung.

Die in Reutlingen geborene Autorin hat schon als Grundschülerin Gedichte verfasst, mit 17 schrieb sie ihr erstes Buch. „Dieses hat jedoch nie das Haus verlassen und verschwand in irgendeiner Schublade“, erzählt sie. Ihre Jugend- und Studienjahre zur Lehrerin verbrachte sie in Köln. Der Liebe wegen zog es sie schließlich in den Kreis Göppingen.

Nach der Kindererziehung stieg Ingrid Geiger nicht mehr ins Berufsleben als Grundschullehrerin ein, sondern erfüllte sich ihren Kindheitstraum: Sie begann zu schreiben – zuerst Kinderbücher, dann schwäbische Gedichte und schließlich Romane. Mittlerweile hat sie zwei Gedichtbände, vier Kinderbücher und sechs Romane veröffentlicht. Bekannt wurde sie durch Bücher wie „Huckepack im Ländle“ und „Altweibersommer im April“.

„Ich schreibe, wenn ich Lust und Zeit habe und wenn mir etwas einfällt – ganz ohne Druck“, sagt sie. Ideen holt sie sich aus dem Alltag und aus Erzählungen von Freunden, Bekannten und Verwandten. Was dabei he­rauskommt, ist keine hoch anspruchsvolle Literatur, sondern leichte Unterhaltung.

Zusammen mit Mirijam Pasquini plant Ingrid Geiger derzeit eine Lesung in Kirchheim. Diese soll irgendwann im Herbst stattfinden – natürlich mit Verköstigung durch die Inhaberin von „Pasta Fresca“.

 

Ingrid Geiger: Nougatherzen, Silberburg-Verlag, 12,90 Euro, ISBN 978-3-8425-1276-4. Weitere Informationen gibt es auf www.ingrid-geiger.de im Internet.

„Nougatherzen“

Ins Leben der 83-jährigen Elly tritt eines Tages ein unbekannter Mann, der nach einem Unfall sein Gedächtnis verloren hat. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch; und so beschließt Elly, den Unbekannten bei sich aufzunehmen – zumindest so lange, bis er sich wieder an seinen Namen und seine Herkunft erinnern kann. Zwischen Elly und dem Unbekannten, der kurzerhand den Namen Alexander erhielt, entwickelt sich – wie könnte es anders sein – eine anrührende Liebesbeziehung. Doch keine Angst, es handelt sich keineswegs um eine Liebesschmonzette à la Rosamunde Pilcher – die Geschichte ist sehr humorvoll erzählt, zumal es nicht nur um Elly und Alexander geht. Da ist zum Beispiel die neugierige Nachbarin Frau Häfele, die lustige Rentner-WG und Ellys Enkelin Pia, deren bester Freund Felix das „feli(c)xità“ betreibt. Auch sie erlebt das eine oder andere Abenteuer. Genau das Richtige (Frauen-)Buch für lange Sommertage – unterhaltsam, erfrischend und entspannend. Ein Buch, das leicht zu lesen ist und das man nicht mehr zur Seite legen will. alm