Lokales

Offene Stalltüren und Scheunentore

Zehn landwirtschaftliche Betriebe veranstalten Ende Juli gemeinsam das erste „Open Owen“

Am letzten Juli-Wochenende gibt sich Owen ganz offen: „Open Owen“ nennt sich der Termin, an dem sich zehn Owener Bauernhöfe im Zeichen der Gläsernen Produktion präsentieren. Ihr gemeinsamer Tag der offenen Tür ist also ein Tag der offenen Stalltür oder des offenen Scheunentors. Für die Besucher ergeben sich dadurch viele ungewohnte Einblicke.

Oft und intensiv haben sich die Betreiber von zehn Bauernhöfen bereits im Vorfeld zusammengesetzt, um gemeinsam die Leistungssch
Oft und intensiv haben sich die Betreiber von zehn Bauernhöfen bereits im Vorfeld zusammengesetzt, um gemeinsam die Leistungsschau „Open Owen“ am Sonntag, 27. Juli, veranstalten zu können. Zur Vorbereitung gehörte auch ein gemeinsamer Fototermin, bei dem dieses Bild entstanden ist.Foto: Aline Fähnle

Owen. Den ungewöhnlichsten Einblick hat wahrscheinlich ein Film zu bieten, der am Sonntag, 27. Juli, bei Familie Munk auf dem Lauterhof in Dauerschleife laufen soll. Da fährt eine „Action-Kamera“ auf einem Ei mit und zeigt dabei den Weg des Hühnerprodukts – „von der Henne in den Karton“ – mehr als anschaulich. Aber auch Informationen über die Kartoffelproduktion will Andreas Munk vermitteln: „Wir wollen zeigen, wie man Lebensmittel produziert, und dass das nicht ganz einfach ist. Es ist mit viel Mühe, Arbeit und Fleiß verbunden, eine Kartoffel zu produzieren, die ein anderer dann ganz einfach in der Tüte kauft.“

Das war die Grundidee, mit der Andreas Munk und sein Kollege Jörg Schmid vor etwa einem Jahr zu Bürgermeisterin Verena Grötzinger kamen und anfragten, ob die Stadtverwaltung sich daran beteiligen könne, möglichst viele Landwirte an einen Tisch zu bringen, um eine gemeinsame Leistungsschau zu organisieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zehn verschiedene Höfe präsentieren sich, ihre Arbeit und ihre Produkte nun beim ersten „Open Owen“. Für Verena Grötzinger ist dabei außer der gemeinsamen Vermarktung regionaler Produkte auch der Aspekt der Landschaftspflege von besonderer Bedeutung.

Zur Landschaftspflege durch Landwirtschaft trägt nicht nur der Obstanbau bei, der die traditionellen Streuobstwiesen nach wie vor pflegt, kultiviert und erhält. Ein anderer Aspekt der Landschaftspflege ist beispielsweise die Tierhaltung, wie sie Jörg Schmid betreibt. „Bei uns gibt es keine Eiersortiermaschine zu besichtigen“, erzählt er beim Pressevorgespräch und fügt launig hinzu: „Das liegt aber nur daran, dass Ziegen so wenig Eier legen.“

In Owen gibt es viele Hangflächen, beispielsweise am Teckberg. Familie Schmid beweidet diese Flächen mit ihren Schafen und Ziegen und sorgt somit dafür, dass unter anderem „eine kleine Wacholderheide wieder freigegrast wurde“. Die Beweidung vertrage sich entgegen anfänglicher Befürchtungen seitens der Behörden nämlich sehr gut mit dem Pflanzenschutz. So berichtet Jörg Schmid auch mit großer Begeisterung von verschiedenen Orchideen-Standorten, die es auf Owener Markung trotz oder gerade wegen seiner Tiere gebe. An besonderen Pflanzen dieser Art zählt er die Hummel- und die Bienen-Ragwurz auf.

Schafe und Ziegen ergänzen sich übrigens perfekt: „Das Schaf ist schleckig“, sagt Jörg Schmid. „Aber was das Schaf nicht frisst, das frisst dann die Geis.“ Zur regionalen Produktion gehört für Jörg Schmid selbstverständlich dazu, das Futter für seine Tiere selbst anzubauen. Und genau da kommt für ihn auch „die Streuobstgeschichte“ dazu: „Es ist so schade zu sehen, wie viele Wiesen einfach gemäht werden. Dabei wächst dort gutes Futter.“ Er verspricht sich von dem gemeinsamen Tag der offenen Tür deshalb unter anderem, dass er mit Besitzern von Streuobstwiesen ins Gespräch kommen und mit ihnen vereinbaren kann, die eine oder andere Wiese einmal durch seine Schafe abgrasen zu lassen. Das wäre dann eine rein biologische Art des Mähens.

Die Gelegenheit zu Gesprächen könnte sich gleich zu Beginn von „Open Owen“ ergeben: Auftakt ist nämlich ein ökumenischer Gottesdienst, der um 10 Uhr im Schafstall anfängt. Dort erfolgt auch der gemeinsame Startschuss zum Tag der offenen Stalltüren und Scheunentore. Angemeldet haben sich dazu Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider und Landrat Heinz Eininger. Von 11 bis 18 Uhr haben alle zehn beteiligten Höfe ihre Tore geöffnet. Sie alle haben sich entschieden, die gemeinsame Leistungsschau dezentral zu gestalten, sagt Bürgermeisterin Grötzinger: „So kann jeder seine Arbeit, seine Technik, seine Maschinen und seine Produkte direkt vor Ort zeigen, an der eigenen Hofstätte.“

Nicht alle Höfe lassen sich bis zum Scheunentor mit dem Auto erreichen. „Es gibt Parkplätze in der Nähe, und dann muss man eben die letzten paar Meter zu Fuß zurücklegen. Aber dafür hält man sich ja in der Natur auf, und man kann zur Natur schon auch zu Fuß gehen“, meint Verena Grötzinger. Zwischen Tennisplatz und Schafstall pendelt aber eigens ein Shuttle-Bus, sodass möglichst viele Leute ohne große Schwierigkeiten zur Auftaktveranstaltung gelangen können.

Zu sehen gibt es am 27. Juli außer „Ackerbau und Viehzucht“ auch verschiedene Methoden der Weiterverarbeitung und Veredelung der Erzeugnisse. Dazu gehören der Obstanbau und die Brennerei, auch die Produktion von Whisky samt Verkostung, sowie Produkte rund um den Honig. Besichtigungen und Maschinenausstellungen bieten die zehn Betriebe ebenso an wie spezielle Kinderprogramme, Musik sowie Speis und Trank.

„Zehn Akteure ziehen hier an einem Strang“, stellt Bürgermeisterin Grötzinger abschließend fest. Veranstaltungen zur Gläsernen Produktion gebe es „landauf, landab.“ Aber „dass hier zehn Betriebe so etwas gemeinsam machen, das ist schon etwas Besonderes.“ Andreas Munk ergänzt: „Alle sitzen hier im gleichen Boot und wollen das Gleiche vermitteln.“ Was es zu vermitteln gilt, fasst er noch einmal am Beispiel seines Kollegen Jörg Schmid zusammen: „Viele denken, dass Schäfer einfach den ganzen Tag auf der Wiese rumlaufen. Aber kein Mensch schaut in einen Schafstall und weiß, was man da eigentlich macht.“ Und genau das soll sich am letzten Sonntag vor den Sommerferien ändern.