Lokales

Parkplatz muss Müll weichen

Nachbarschaft nahm keine Rücksicht – Weitere Wege für behinderte Menschen

Regelmäßig kochte Bernhard Heitz vor Wut: Gegenüber der Kreissparkasse in Weilheim blockierten Mülleimer und Gelbe Säcke den städtischen Behindertenparkplatz. Sein beharrliches Nachhaken beim Ordnungsamt wurde letztlich zum Bumerang: Der Parkplatz ist aufgelöst.

Ein Anblick, der Bernhard Heitz auf die Palme brachte: Mülleimer blockierten häufig einen nicht gerade glücklich angelegten Behi
Ein Anblick, der Bernhard Heitz auf die Palme brachte: Mülleimer blockierten häufig einen nicht gerade glücklich angelegten Behindertenparkplatz in Weilheim. Inzwischen sind die Schilder abmontiert.Foto: privat

Weilheim. „Wir haben alle betroffenen Haushalte angeschrieben und sogar bei den Leuten geklingelt“, erklärt Weilheims Ordnungsamtsleiter Helmut Burkhardt. Doch alle Appelle an die Einsicht der Nachbarn hätten nichts genutzt. „Sie haben sich nicht geäußert und ihre Mülleimer bei der nächsten Leerung wieder dorthin gestellt“. Über den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises zu recherchieren, wem die jeweili­gen Mülleimer gehören, habe die Stadt für zu aufwendig gehalten. Letztlich sei deshalb entschieden worden, den Behindertenparkplatz aufzulösen. Bernhard Heitz habe die Stadt im Übrigen zugesagt, dass sie sich um einen zusätzlichen Behindertenparkplatz bemühe wolle.

Bernhard Heitz ärgert die Haltung der Stadt gewaltig: „Wenn alle mit 60  durch eine Ortschaft rasen, obwohl eigentlich eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 gilt, werden Sie ja auch kaum die Tempo-30-Zone aufheben, weil sie angeblich nicht durchsetzbar ist.“ Im Frühsommer hatte der gehbehinderte Weilheimer das Ordnungsamt per E-Mail auf den Missstand aufmerksam gemacht und damit die städtischen Bemühungen ins Rollen gebracht. Dass die Stadt das Problem nicht in den Griff bekam und schließlich kapitulierte, stößt bei Heitz auf völliges Unverständnis. Was ihn besonders auf die Palme bringt, ist der Hinweis Burkhardts, dass ersatzweise in der Tiefgarage ein Behindertenparkplatz eingerichtet worden sei. „Den gab es doch schon vorher. Das würde ja eine Kürzung der zur Verfügung stehenden Behindertenparkplätze bedeuten.“ Außerdem helfe das behinderten Menschen nicht wirklich viel. Je nach Ziel verdreifache sich der Weg unter Umständen. Den Parkplatz aufzugeben, sei sicherlich eine einfache, aber keine sinnvolle Lösung, so Heitz. Um allen Parteien – behinderten Menschen wie Mülltonnenbesitzern – gerecht zu werden, lautete sein Vorschlag, neben dem ursprünglichen Behindertenparkplatz einen neuen einzurichten. Das allerdings lehnte die Stadt mit dem Hinweis ab, dies sei mit größeren Umbauarbeiten verbunden.

Bürgermeister Züfle stellt sich hinter Burkhardt: „Der aufgelöste Stellplatz war baulich nie richtig als Behindertenparkplatz hergestellt und nicht eindeutig als solcher erkennbar.“ Dabei verweist der Rathauschef auf den Durchfahrtsverkehr zum dahinterliegenden „Schupfen“. Zudem gebe es für den öffentlichen Verkehrsraum keine verbindliche Regelung, die die Zahl der Behindertenparkplätze vorschreiben würde. Anders sei dies bei Bauvorhaben wie dem Rathaus oder dem Bürgerhaus. „Dort bieten wir zwei ausgebaute Behindertenparkplätze an“, so Züfle. Den aufgelösten halte er deshalb für entbehrlich.

„Mir geht es um die Rollstuhlfahrer“, betont Heitz, der Vorsitzender des Vereins Phoenix Deutschland – Hilfe für Brandverletzte ist. Wahrscheinlich könne sich jemand, der gesund sei, gar nicht in einen behinderten Menschen hineinversetzen. „Ich hätte auch damit leben können, wenn die Mülleimer zeitlich begrenzt auf dem Parkplatz hätten abgestellt werden dürfen.“ Sie seien oft tagelang nicht weggeräumt worden.

Heitz würde sich wünschen, dass behinderte Menschen eine bessere Lobby hätten. „In den USA zahlt man 380 Dollar, wenn man beim unzulässigen Parken auf einem Behindertenparkplatz erwischt wird, beim zweiten Mal über 700. Bei uns nur 35 Euro.“