Lokales

Platz für große Sprünge

Einweihung der Skateranlage in Holzmaden – Wettbewerb am heutigen Samstag

Gestern Abend ist der Jugendtreffpunkt Skateranlage in Holzmaden offiziell eingeweiht worden. Von dem Zwist, der die Planungsphase begleitet hatte, war bei der Eröffnung nichts mehr zu spüren. Stattdessen gab es Lob für das generationsübergreifende ehrenamtliche Engagement und die Spendenbereitschaft der Bevölkerung.

Einweihung und Übergabe des Skaterplatzes in Holzmaden .  Skateboard - Skatepark
Einweihung und Übergabe des Skaterplatzes in Holzmaden . Skateboard - Skatepark

Holzmaden. Kaum war das Band durchschnitten, sausten schon die ersten Skateboarder, Inline-, Roller- und BMX-Fahrer die Anläufe hinunter und nahmen Speed Ramps, Rails und Fun Box in Beschlag. Jungfräulich ist der Platz zwar längst nicht mehr gewesen. Schon seit dem Frühjahr lockt die kleine, aber feine Anlage Kinder und Jugendliche aus Holzmaden und den umliegenden Gemeinden an. Im Sommer konnten nun auch noch – früher als erhofft – die Geräte installiert werden.

Holzmadens Bürgermeister Jürgen Riehle sprach von einer Anlage, die musterhaft sei für bürgerschaftliches Engagement. „Es hat sich eine Stamm-Mannschaft aus Jüngeren und Älteren eingebracht – mit Muskelkraft, aber auch mit einer Spendenbereitschaft, die vorbildlich ist“, lobte der Schultes – auch wenn er den verwirklichten Standort in Ortsnähe nach wie vor kritisch betrachtet.

Insgesamt 22 000 Euro Spendengelder sind bislang in die Skateranlage geflossen. Firmen und Privatleute, hatten teils tief in die Taschen gegriffen, um die Skateranlage voranzubringen. Das Organisationsteam rund um Markus Ocker, Gemeinderat und Leiter der Offenen Jugendarbeit in Holzmaden, war nie müde geworden, mit Aktionen für die Anlage zu kämpfen. „Markus Ocker ist als Motor ständig vorangegangen“, lobte Jürgen Riehle den Initiator und Projektleiter. Aber auch die Jugendlichen selbst hatten sich kräftig ins Zeug gelegt, um ihren Traum vom Skaterplatz verwirklichen zu können. So fand die von Gemeinderat Gert Hauschild initiierte Aktion „Vom Apfel zum Skaterplatz“, bei dem Jugendliche durch Obstauflesen und -abgeben über 1000 Euro erschufteten, auch über den Ort hinaus Anerkennung.

„Diese Aktion hat wesentlich zum Stimmungsumschwung in der Bevölkerung beigetragen“, zeigte sich Markus Ocker in seiner Rede überzeugt. Damit spielte er auf die Konflikte an, die das Projekt mit sich gebracht hatte. „Es hat die Dorfgemeinschaft aufgewühlt, wie es schon lange nicht mehr der Fall gewesen ist“, so Ocker. Eine Zeit lang habe er sogar befürchtet die Skateranlage werde Holzmadens „Stuttgart 21“. „Aber das ist jetzt glücklicherweise Geschichte“.

Statt dessen lobte er die Zusammenarbeit der Generationen und nannte Zahlen. „Weil ich kein Fachmann vom Bau bin, geht es in meiner Statistik nicht um die Tonnen an Beton und Asphalt, die verbaut wurden“, sagte er. „Es geht um die Menschen, die mitgeholfen und dazu beigetragen haben, dass dieser Platz entstehen konnte“. Rund 120 Personen aus über 100 Holzmadener Haushalten haben in der Bauphase ehrenamtlich mitgearbeitet.

Keinen Hehl machten Bürgermeister Jürgen Riehle und Markus Ocker daraus, dass der neue Jugendtreffpunkt auch die Gemeinde etwas gekostet hat. 45 000 Euro stellte der Gemeinderat für die Anlage bereit. „Aus meiner Sicht sind das hier aber keine wirklichen Kosten, sondern sinnvolle Bildungs- und Erziehungsinvestitionen“, sagte Markus Ocker. „Wir haben in unsere Kinder und Jugendlichen und ihre Zukunft investiert.“ Zudem sei der Mehrwert enorm: Inklusive aller Spenden und Eigenleistungen verfüge Holzmaden nun über eine Skateranlage im Wert von rund 100 000 Euro.

Auch die Zukunft thematisierte Markus Ocker: „Jetzt beginnt das Leben mit und auf dem Platz, und das muss erst eingeübt werden.“ Dabei sollten die Jugendlichen nicht alleine gelassen werden. Angedacht ist eine Patenschaft von Erwachsenen oder auch Vereinen und örtlichen Organisationen für den Platz. „Von Seiten der Jugendlichen ist die Bereitschaft für so ein Modell da“, betonte Ocker.

Eine weitere Besonderheit hob Matthias Kohl, Skater aus Kirchheim und „Architekt“ des Holzmadener Platzes hervor: „Das Problem bei vielen anderen Skateparks ist, dass die Jugendlichen beim Bau kein Mitspracherecht hatten und die Plätze jetzt nicht genutzt werden.“ In Holzmaden sei das anders gewesen: „Hier wurden die Skater integriert.“

Die Einweihungsfeierlichkeiten gehen heute übrigens weiter: Ab 14 Uhr findet der erste Holzmadener Skate Contest statt.

Chronik der Skateranlage in Holzmaden

2007: Der lang gehegte Wunsch, eine Skateranlage in Holzmaden zu bauen, wird erstmals konkret. 2008: Brigitte Meisriemler und Heike Habermann übergeben den Erlös des von ihnen organisierten Kinderkleiderbasars als Spende für den Skaterplatz an Bürgermeister Riehle. Ab dem Zeitpunkt wird das Projekt „Jugendtreffpunkt – Skaterplatz“ immer öfter und konkreter diskutiert. 2009: Im Februar trifft der Gemeinderat die Entscheidung, die Skateranlage auf der Sport- und Freizeitanlage Brühl zu bauen. 2011: Nach einer zweijährigen Planungs- und Genehmigungsphase gibt das Landratsamt grünes Licht. Spatenstich ist am 13. Mai, der erste Baueinsatz der Freiwilligen am 21. Mai. 2012: Im Frühjahr wird der Platz in Betrieb genommen, im Sommer kommen die Geräte. Im September wird die Anlage dann offiziell eingeweiht.bil