Beide Piloten hatten Fallschirme angeschnallt, berichtete „Sieger“ Maier. Diese wirken aber erst ab einer Höhe von rund 300 Metern, und zwar nachdem der Pilot die Maschine verlassen hat. Im Falle des Unglücksflugs befand sich das Kunstflugzeug in einer Höhe zwischen 200 und 300 Meter über Grund. Da nützen die Schirme nichts mehr, und Schleudersitze besitzen zivile Propellerflugzeuge nicht.
Die über 400 Stundenkilometer schnelle Extra 300 L kann sowohl vom hinteren Pilotensitz als auch vom vorderen Sitz gesteuert werden. Bei dem Einweisungsflug saß Klaus Lenhart vorne und der 24-jährige Pilot auf dem rückwärtigen Sitz.Das Kunstflugzeug besitzt zu den Flächentanks noch einen weiteren Tank zwischen Motor und erstem Sitz. Dieser versorgt den Flieger vor allem während der Startphase. Im Falle eines Motorausfalls über dem Wald drückt der Pilot die Maschine an und versucht sie auf den Baumwipfeln zu landen. Dadurch fällt sie nicht mit der Nase voran nach unten, sondern sackt mit der ganzen Fläche ab, was über dem Talwald offensichtlich auch so geschehen ist. Das Unglück nahm seinen Lauf, als der Motor zu brennen begann.
Dass der 300 PS starke Flugzeugmotor aussetzte, kann vielerlei Gründe haben, etwa ein Aussetzer der elektrischen Benzinpumpe oder der Zündung. Im Falle des Unglücksflugzeuges wird laut Polizeisprecher Bellmer die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BfU) die genaue Ursache ermitteln. Doch das kann erfahrungsgemäß Wochen dauern.
Weshalb das Flugzeug in Brand geriet, lässt sich nur vermuten. Siegmund Maier mutmaßt, dass durch den Aufschlag am Boden der Tank einen Riss erhielt oder die Benzinleitung brach. Dadurch könnte sich Flugbenzin am heißen Motor entzündet und den vorderen Tank zur Explosion gebracht haben.
Übereinstimmend sagten Maier und Bellmer, dass sich der 24-jährige Pilot auf dem Weg der Besserung befindet. Er wird psychologisch betreut.
Die Extra L geriet das erste Mal in die Schlagzeilen, als Klaus Lenhart mit ihr aufgrund einer Motorstörung nach einem Durchstartmanöver während des Oldtimer-Fliegertreffens im vergangenen Jahr in einem Maisfeld neben dem Flugplatz notlanden musste. Anschließend wurde das zehn Jahre alte Flugzeug im Herstellerwerk Walter Extra generalüberholt.
Übrigens fliegt auch die jordanische Kunstflugstaffel „The Royal Jordanian Falcons“ ihre Flugmanöver auf der Extra 300 L, wie zum Beispiel beim Oldtimer-Fliegertreffen 2011 auf der Hahnweide.