Lokales

Schüler sollen mehr wandern

Gerlinde Kretschmann Patin für Initiative – Präsident Rauchfuß wirbt für Gesundheitswandern

Das Wandern, von vielen Lehrern als unliebsames, weil zeitraubendes Anhängsel betrachtet, soll an den Schulen im Land eine größere Bedeutung bekommen. Dafür macht sich der Schwäbische Albverein in seinem Jubiläumsjahr stark.

Für sein Vorhaben, das Wandern an Schulen stärker zu verankern, fand der Albverein mit Gerlinde Kretschmann eine prominente Fürs
Für sein Vorhaben, das Wandern an Schulen stärker zu verankern, fand der Albverein mit Gerlinde Kretschmann eine prominente Fürsprecherin. Das Bild zeigt sie mit Präsident Rauchfuß (links) und seinem Vize Reinhard Wolf. Foto: Bulgrin

Plochingen. Mit Gerlinde Kretschmann, der Frau des Ministerpräsidenten, hat der Albverein eine prominente Fürsprecherin gefunden. Sie wünsche sich, dass das Wandern künftig einen festen Platz im Schulleben bekommt, sagte die pensionierte Lehrerin gestern in Plochingen.

„Das Schulwandern sollte aus der Beliebigkeitsecke herauskommen“, wünscht sich Kretschmann, die zusammen mit ihrem Mann selbst pro Jahr mindestens zwei Touren in ihrer Albvereins-Ortsgruppe leitet. Die Kinder könne man für diese Art der Bewegung leicht begeistern, so ihre Erfahrung. „Sie wandern gern in Gruppen.“ Auf diese Weise lernten sie auch ihre Heimat kennen. „Und nur was man kennt, kann man auch lieben und schützen.“

Gerlinde Kretschmann schlägt vor, dass Obmänner des Albvereins in die Schulen gehen und Lehrern Tourenvorschläge machen sollten, um ihnen die Angst vor Schulwandertagen zu nehmen. Ihrer Ansicht nach sollte sich der Albverein generell mehr als „Dienstleister auf dem Sektor Wandern“ verstehen.

Hans-Ulrich Rauchfuß, der Präsident des Schwäbischen Albvereins, ist dankbar für die prominente Schützenhilfe. „Wir wollen Lehrern Mut machen, mit den Kindern regelmäßig in die Natur zu gehen“, sagte er im Jubiläumsturm auf dem Plochinger Stumpenhof. Er hatte bewusst den geschichtsträchtigen Ort für die Vorstellung der Aktivitäten anlässlich des 125-jährigen Bestehens gewählt. Den Turm hatte man 1938 zur 50-Jahr-Feier errichtet, zudem wurde der heute 110 000 Mitglieder zählende Traditionsverein am 13. August 1888 in Plochingen gegründet. In der Stadt am Neckarknie soll am 8. und 9. Juni zum runden Geburtstag deshalb das große Landesfest des Albvereins stattfinden. Rauchfuß warb bei dieser Gelegenheit auch für eine zweite Initiative: das Gesundheitswandern. Eine zusammen mit dem Deutschen Wanderverband in Auftrag gegebene Studie habe eindeutig erwiesen, dass sich Wandern positiv auf die Gesundheit auswirke und vielen Krankheiten wie Bluthochdruck vorbeuge. Deshalb werde der Albverein dieses Jahr in jedem Gau dreiteilige Schnupperkurse anbieten. Die Strecken sind drei bis fünf Kilometer lang, zwischendurch werden immer wieder Übungen gemacht. „Das macht Riesenspaß“, sagt Karin Kunz, die Geschäftsführerin der Heimat- und Wanderakademie. Sie lässt sich selbst gerade zur Gesundheitswanderführerin ausbilden.

Die Termine für die Schnupperkurse sind auf der Homepage des Albvereins abzurufen. Nicht nur diese hat nach den Worten des Präsidenten eine Auffrischung erfahren. „Wir sind ein moderner Verein.“ Rauchfuß verwies darauf, dass der Albverein auch im Naturschutz sehr aktiv sei. Diese Arbeit wurde erst jüngst mit dem Landesnaturschutzpreis gewürdigt. Großen Zuspruch fänden die Blumenwiesenfeste, bei denen vor allem junge Menschen die Schönheit der Natur kennenlernten. Eine wichtige Rolle spiele die Kulturarbeit. In Balingen betreibt der Albverein eine private Kunsthochschule, wo beispielsweise Volkstanz, der Bau alter Instrumente oder die schwäbische Kochkunst gepflegt werden. Volkstanz zählt zu den Völker verbindenden Aktivitäten des Vereins, denn seit vielen Jahren gebe es einen regen internationalen Austausch. Auch wenn der Altersdurchschnitt sehr hoch sei, lege man großen Wert auf die Jugendarbeit. „Alle Generationen sollen bei uns mitmachen können“, sagt Rauchfuß.