Lokales

Schwarzes Apfeljahr

Hagel hat einen großen Teil des Tafel- und Streuobsts in der Region vernichtet

Es ist ein düsteres Jahr für Obstbauern und Besitzer von Streuobstwiesen. Nach einem kühlen, nassen Frühling und einem heißen, trockenen Sommer hatten ohnehin nicht allzu viele Äpfel an den Bäumen gehangen. Der Hagel gab dem Obst dann den Rest. Erzeuger fürchten nun, dass die Äpfel aus der Region knapp werden.

Streuobstwiese , Äpfel mit Hagelschaden,Apfel
Streuobstwiese , Äpfel mit Hagelschaden,Apfel

Kirchheim. Die Apfelernte in der Region rund um die Teck ist in vollem Gange. Viel zu ernten gibt es allerdings nicht. Die Obsterzeuger aus der Region klagen unisono, dass der Hagelsturm Ende Juli etliche Früchte vom Baum geholt hat. „Was oben geblieben ist, hat Schäden, fault oder ist unansehnlich“, ist ihre traurige Bilanz

„Dieses Jahr verliert man wirklich die Lust an der Apfelernte“, sagt Karl Nägele, Obstbauer aus Bissingen und zweiter Vorsitzender des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins. „Wir haben 85 bis 95 Prozent Schaden bei unserem Tafelobst“, nennt er die frustrierenden Zahlen. Rund die Hälfte der Äpfel in seiner Obstanlage seien beim Hagelsturm Ende Juli zu Boden gegangen. Aber damit nicht genug: „Auch die restlichen Äpfel haben fast alle Hagelschäden abbekommen“, sagt er. „Da ist nur noch ein ganz kleiner Teil verkaufsfähig.“

Für ihn ist es nur ein schwacher Trost, dass er gegen Hagelschaden versichert ist. Zwar erhalte er eine finanzielle Entschädigung – die Äpfel bringe das aber nicht zurück. „Die Kunden kaufen ja bei uns in der Direktvermarktung, weil sie Äpfel aus der Region statt aus Neuseeland wollen“, schildert Nägele. Er fürchtet, dass das Obst aus der Region dieses Jahr tatsächlich knapp werden könnte.

„Große Ausfälle“ beklagt auch Tobias Schmid. Der Owener, der im Nebenerwerb Obst anbaut, ist aber noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. „Über einen Teil meiner Obstbäume habe ich Hagelnetze gespannt“, begründet er. Der Obstertrag dort sei jedenfalls durchschnittlich. „Bei den anderen Bäumen habe ich aber auch bis zu 80 Prozent Schaden“, so Schmid.

Die 30 Tafelobst-Spindeln im Garten von Manfred Schweizer, dem Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins Oberlenningen, hat es ebenfalls erwischt. „Und sie hatten dieses Jahr gerade zum ersten Mal getragen“, erzählt er. Von den Äpfeln ist nun wenig übrig – ebenso wie von seinen anderen Früchten: „Auch bei den Zwetschgen und Mirabellen sieht es nicht gut aus“, sagt er.

Wenig und schlechte Qualität– so fasst Fritz Class die Lage beim Streuobst in diesem Jahr zusammen. „Die Haltbarkeit lässt sehr zu wünschen übrig“, sagt der Vorsitzende des Dettinger Obstbaurings. „Einlagern lassen sich die Äpfel schlecht.“ Bereits am Baum hätten viele Früchte begonnen zu faulen – was zum einen an den Hageldellen, zum anderen aber auch an der Witterung in diesem Jahr liegt.

„Mangels Insektenflug im kühlen, nassen Frühjahr sind zu wenige Blüten befruchtet worden“, erläutert Angelika Kuch vom Sulzburghof in Unterlenningen. „Dann war der Sommer auch noch zu trocken und zu heiß – für die Bäume bedeutet das doppelten Stress.“ Auf den Streuobstwiesen der Familie Kuch hätten einige Bäume fast gar keine Früchte getragen. Und der Anblick dessen, was in den Erntekisten landet, stimmt Angelika Kuch regelrecht traurig. „Da will man nicht mal Saft draus machen.“ Einen Apfelsaft-Engpass befürchtet sie für ihren Hof aber nicht so schnell: „Wir haben letztes Jahr glücklicherweise mehr eingelagert als gebraucht.“

Ein schwaches Apfelsaft-Jahr zeichnet sich auch bei der Fruchtsaft-Kelterei Blankenhorn in Dettingen ab. „Die Leute bringen nichts – zumindest noch nichts“, berichtet Ingrid Blankenhorn. Sie hofft, dass das Geschäft noch anzieht. Sonst müsse sie womöglich Obst oder Saft aus Gebieten zukaufen, wo der Hagel nicht so schlimm zugeschlagen hat.

Schwer beschädigte Früchte: Karl Nägele demonstriert, was der Hagel seinen Äpfeln zugefügt hat. Fotos: Deniz Calagan
Schwer beschädigte Früchte: Karl Nägele demonstriert, was der Hagel seinen Äpfeln zugefügt hat. Fotos: Deniz Calagan