Lokales

Schwere Schäden im Streuobstbau

Hagel zerstört junge Generation an Streuobstbäumen

Die Unwetter haben auch vor dem Schwäbischen Streuobstparadies nicht Halt gemacht. Die Superzelle, die Hagelkörner in der Größe von Golfbällen mitbrachte, hinterließ eine Schneise der Zerstörung im größten zusammenhängenden Streuobstgebiet Mitteleuropas, das sich von der Zollernalb im Westen, ­entlang des Albtraufs bis zum Filstal im Osten erstreckt.

Der Hagel hinterließ schwere Schäden an den Streuobstbäumen.Foto: la
Der Hagel hinterließ schwere Schäden an den Streuobstbäumen.Foto: la

Kreis Esslingen. Nachdem der lange Winter und die durchwachsene Witterung im Frühling eine späte Blüte und schlechte Bestäubungsleistung mit sich brachten, haben die Bewirtschafter nun mit enormen Hagelschäden zu kämpfen. Zerfetzte Blätter, abgefallene Früchte und zerstörte Jungbäume bedeuten nicht nur eine schlechte Streuobsternte, sondern wirken sich auch auf kommende Jahre aus: „Der Streuobstbau ist im Gegensatz zu den meisten landwirtschaftlichen Kulturen mehrjährig. Während in vielen anderen Kulturen nur der diesjährige Ernteausfall verschmerzt werden muss, wurden im Streuobstbau ganze Generationen an Jungbäumen und bei den erwachsenen Bäumen die fruchttragenden Äste für die kommenden Jahre zerstört“, erläutert die Geschäftsführerin des Schwäbischen Streuobstparadieses Maria Schropp. „Wir können nur hoffen, dass die geschwächten und beschädigten Bäume in den nächsten Jahren Krankheiten, wie beispielsweise dem Feuerbrand, trotzen können“, sagt sie weiter.

In einigen Bereichen des Streuobstparadieses ist mit einem Ernteausfall von bis zu 100 Prozent zu rechnen. „Die Schäden sind so massiv, wir können in diesem Jahr keine Äpfel ernten – noch schlimmer sind die langfristigen Schäden an den Obstgehölzen“, berichtet Anne Gönninger aus Metzingen-Glems, die nach dem starken Hagel die Existenz ihres Obsthofes infrage stellen muss. Neben Blättern und Ästen liegen rund 90 Prozent der Früchte am Boden. Die restlichen Früchte, die noch am Baum hängen, sind so stark beschädigt, dass weitere Ausfälle zu erwarten sind. Nach einem solchen Unwetter wird die Angst vor weiteren Rückschlägen immer größer. Eine Hagelversicherung haben die Obstbauern in der Regel nicht. „Die Versicherung ist so teuer, dass sie für einen Nebenerwerbsbetrieb, geschweige denn für den Hobby-Streuobstbau, nicht tragbar ist“, erklärt Martin Frech, der ebenfalls starke Schäden verzeichnet.

Solch ein Wetterereignis trifft das Streuobstparadies besonders hart, da der Streuobstbau auf das Herzblut und das Engagement der Bewirtschafter angewiesen ist. Zu viele Streuobstwiesen werden aufgrund der Unwirtschaftlichkeit aufgegeben, und die starken Hagelschäden haben vielen Streuobstwiesen-Besitzern nicht nur die Ernte, sondern auch die Motivation ordentlich „verhagelt“.

Trotzdem ist für die Geschäftsführerin des Streuobstparadieses klar: „Wir werden nicht müde, auf die he­rausragende ökologische und landschaftsprägende Bedeutung der Streuobstwiesen hinzuweisen und hoffen auf gesunde Ernten in den kommenden Jahren“. pm