Lokales

Seit 40 Jahren eine gescheite Idee

Ein Grund zur Freude: Der Kirchheimer Seniorentreff feierte im Mehrgenerationenhaus Linde seinen 40. Geburtstag

„Dr Schwob wird mit 40 g‘scheit, und andere ed in Ewigkeit“ – diesen Spruch kann man für den 40. Geburtstag des Seniorentreffs wohl nicht anwenden, denn es war schon damals eine gescheite Idee, für ältere Menschen in Kirchheim eine Begegnungsstätte anzubieten.

40 Jahre Seniorentreff -Jubiläumsfeier im Mehrgenerationenhaus Linde
40 Jahre Seniorentreff -Jubiläumsfeier im Mehrgenerationenhaus Linde

Kirchheim. Feierlich ging es zu, als der Seniorentreff im Kirchheimer Mehrgenerationenhaus Linde sein Jubiläum feierte. „Es ist ja kein Jubiläum im eigentlichen Sinne – dennoch sind 40 Jahre ein würdiger runder Geburtstag, den wir heute gebührend feiern dürfen“, erklärte Heike Kunz, die stellvertretend für Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker den Senioren die Glückwünsche der Stadt überbrachte.

David Flegel, Leiter des Seniorentreffs, freute sich sichtlich über die zahlreich erschienenen Gäste. Darunter waren auch Weggefährten aus vergangenen Jahrzehnten des Seniorentreffs, wie beispielsweise Walter Herbst, der den Seniorentreff wesentlich mitgeprägt hatte. „Ich finde es großartig, hier so viele bekannte Gesichter zu sehen“, erklärte er zu Beginn der Feierlichkeiten im Kirchheimer Mehrgenerationenhaus Linde, die mit Musik und Gesang einen würdigen Rahmen bekamen.

Wer Jubiläen feiern kann, erinnert sich natürlich auch, wie es begann: Als nämlich vor 40 Jahren die Initiatorin des Seniorentreffs, Charlotte Koch, mit den ersten Treffen des Seniorenclubs „Frohes Alter“ in Kirchheim begann, betrat sie damit absolutes Neuland. Damals beschränkte sich das Angebot für Senioren auf Altennachmittage, die meist von den Kirchen veranstaltet wurden. Die Gruppe traf sich anfangs noch in der Thomaskirche im Dettinger Weg. Um aber auch den Senioren in der Innenstadt eine Möglichkeit zu bieten, sich zu treffen, sich nach dem Einkauf auszuruhen oder gemeinsam auf den Bus zu warten, wurden bald neue Räumlichkeiten notwendig. Nach längerem Suchen bot die Stadt Kirchheim den Senioren den ehemaligen Kiosk in der Max-Eyth-Straße 59 an.

Zur Eröffnung des Seniorentreffs 1973 wurde von Charlotte Koch und Gustav Gökel sowie ihren ehrenamtlichen Mitarbeitern mit viel Mühe, aber auch mit großer Begeisterung eine gemütliche Begegnungsstätte geschaffen, die schon bald ein beliebter Treffpunkt für die Senioren war. Bald darauf gesellte sich Lore Maier zu dem Team, die 1977 schließlich die Leitung des Seniorentreffs übernahm. Die umtriebige Lore Maier arrangierte für die Senioren nicht nur zahlreiche Ausflüge, Besuche von Faschingsveranstaltungen und Kegelabende, sondern veranstaltete auch Altennachmittage in der Konrad-Widerholt-Halle mit bis zu 400 Besuchern. „Für die heutige Zeit eine unvorstellbare Zahl“, betonte Sybille Köber vom Bürgerbüro in ihrer umfassenden Rückschau auf die Geschichte des Seniorentreffs, den sie selbst ebenfalls seit Langem unterstützt. Unvergessen bleiben auch das Bürgerseefest, das gemeinsam mit den Bürgerseefreunden abgehalten wurde und viele Jahre Bestand hatte, sowie die Besuche der Senioren auf der Hahnweide – entstanden aufgrund der guten Beziehungen von Lore Maier zur Fliegergruppe Wolff Hirth.

Der kleine Kiosk platzte bald aus allen Nähten, weshalb Lore Maier die Stadtverwaltung um größere Räume bat. Als im Vogthaus Räume frei wurden, konnte man im August 1988 ins Erdgeschoss des Vogthauses ziehen, wo endlich auch nachmittags Angebote gemacht werden konnten. Nach dem Tod von Lore Maier 1989 übernahm ihre Tochter Ursel Rätzer das Ruder des Seniorentreffs. Mit ebenso viel Unternehmungsgeist wie ihre Mutter ihn hatte, führte sie den Seniorentreff in ihrem Sinne weiter. Tatkräftige Unterstützung bekam sie dabei von Walter Herbst, jahrelang Stellvertreter schon unter der Leitung ihrer Mutter. „Umso mehr freut es mich, ihn heute bei uns begrüßen zu dürfen“, freute sich David Flegel, der mittlerweile gemeinsam mit Renate Dräger die Leitung des Seniorentreffs nach Ursel Rätzer übernommen hat.

2006 begann dann ein neues Kapitel in der Geschichte des Seniorentreffs: Da die Stadt Kirchheim die Räumlichkeiten im Vogthaus anders nutzen wollte, war erneut ein Umzug nötig. „Nach anfänglichem Widerstand“, resümierte Jutta Ziller vom Mehrgenerationenhaus Linde mit einem Schmunzeln, „kamt ihr dann schließlich zu uns in die Linde.“

Jutta Ziller kann sich noch sehr gut an den Neuanfang des Seniorentreffs 2006 im Mehrgenerationenhaus erinnern, war es doch schließlich auch das Geburtsjahr ihres Sohnes: „Wenn ich mir meinen Sohn so angucke und sehe, was aus ihm geworden ist, dann bin ich genauso stolz wie heute, wenn ich zurückblicke und merke, wie sehr wir alle zusammengewachsen sind. Ich finde es schön, dass ihr ein Teil der Linde geworden seid“, verkündete sie und hatte den versammelten Senioren neben einem Festgedicht auch noch ein Geschenk vom Team der Linde zu überbringen: Mehrere „Plätze an der Sonne“ in Form von Bänken zum Aufstellen auf dem Balkon. Dass sich die Senioren heute in der Linde so wohlfühlen, ist natürlich auch den vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfern vom Team des Mehrgenerationenhauses zu verdanken, die den Seniorentreff zusätzlich auch mit Auszubildenden, Freiwilligen und Schülern im Praktikum seit Jahren unterstützen. Auch viele Senioren haben sich im Laufe der letzten 40 Jahre als Helfer um die Verantwortlichen des Seniorentreffs geschart, und manche von ihnen sind bereits verstorben. „Aber sie leben in der Erinnerung weiter, haben sie sich doch mit dem Seniorentreff ein Denkmal gesetzt“, sagte Sybille Köber und fügte hinzu: „Ich hoffe sehr, dass es auch weiterhin Menschen gibt, die bereit sind, für ihre älteren Mitmenschen da zu sein. Der Seniorentreff ist schon seit Jahren aus der Soziallandschaft Kirchheims nicht mehr wegzudenken.“