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„So langsam glaub‘ ich doch, dass ich‘s verdient habe“

Martha Bernecker hat für ihr unermüdliches Engagement das Bundesverdienstkreuz erhalten

Besondere Ehrung: Martha Bernecker (rechts) erhält von Staatssekretärin Marion von Wartenburg das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Besondere Ehrung: Martha Bernecker (rechts) erhält von Staatssekretärin Marion von Wartenburg das Bundesverdienstkreuz am Bande.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Dass Martha Bernecker keine ist, die gerne großes Aufheben um sich macht, zeigt eine Anekdote, die die Preisträgerin bei ihrer Feierstunde im Sitzungssaal des Rathauses zum Besten gab. Weil die Augen

der 87-Jährigen nicht mehr so stark sind, hatte sie ihre Nachbarn darum gebeten, ihr den Brief des Bundespräsidenten vorzulesen. „Das erzählen wir aber niemandem“, lautete ihr Kommentar, nachdem sie von der anstehenden Verleihung des Bundesverdienstkreuzes erfahren hatte.

Irgend jemand muss geplaudert haben. Zu der Feierstunde im Rathaus waren viele Familienmitglieder, Weggefährten, Freunde und politische Vertreter aus Stadt und Land gekommen. Musikalisch umrahmt wurde die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes vom Saxofonquartett der Stadtkapelle, das für Martha Bernecker quasi zur Familie gehört. Schließlich bläst ihre Enkelin Melanie Kapp das Tenorsaxofon.

Marion von Wartenberg, Staatssekretärin im Kultusministerium, überreichte Martha Bernecker das Bundesverdienstkreuz am Bande im Namen von Bundespräsident Gauck und im Auftrag des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann. Diese Ehrung werde Menschen zuteil, „die sich in besonderer Weise um unsere Gesellschaft und das Gemeinwohl verdient gemacht haben“, so Marion von Wartenberg.

Die Liste des ehrenamtlichen Engagements ist lang: Martha Bernecker gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Kirchheimer Kinderschutzbunds, wachte als Kassiererin über den optimalen Einsatz der finanziellen Mittel. „Dank Ihrer guten persönlichen Kontakte zur Justiz kam der Kirchheimer Kinderschutzbund nicht selten in den Genuss von Geldbußen, ohne die viele Aktivitäten und Projekte nicht zu schultern gewesen wären“, so die Staatssekretärin in ihrer Laudatio.

Auch ihr Engagement im Eingliederungskreis für Aussiedler, in dem Martha Bernecker „Pionierin und treibende Kraft“ gewesen sei, hob Marion von Wartenberg hervor. Als Ansprechpartnerin für Zugezogene aus der ehemaligen UdSSR half sie mit, die neuen Bürger rasch zu integrieren. Bemerkenswert ist auch Martha Berneckers kirchliches Engagement. Lange war sie Vorsitzende des Kirchengemeinderats der Thomasgemeinde. Noch heute arbeitet sie bei der Vesperkirche mit. Die Anliegen älterer Menschen lägen Martha Bernecker besonders am Herzen, so Marion von Wartenberg. Ob im „Ökumenischen Treff Südstadt für Senioren“, als Seniorenvertreterin des Evangelischen Kirchenbezirks Kirchheim oder im Vorstand des GEW-Ortsverbands, in dem sie für die Seniorenarbeit verantwortlich ist: Martha Bernecker, der man ihr eigenes fortgeschrittenes Alter nicht anmerkt, mischt mit.

In diesem Zusammenhang erheiterte die Staatssekretärin die Festgesellschaft mit einer kleine Anekdote: Als Marion von Wartenberg vom Alter Martha Berneckers erfuhr, wies sie ihre Mitarbeiter an, aus Rücksichtnahme einen Vormittagstermin zu vereinbaren. Keine Chance, lautete die Antwort der Mitarbeiter. Tagsüber sei die Dame stets gebunden, wenn überhaupt gehe es nur am Abend. „Da wusste ich, dass ich es mit einer aktiv im Leben stehenden, bürgerschaftlich engagierten Frau zu tun habe“, so Marion von Wartenberg.

Für Kirchheims Oberbürgermeisterin ist Martha Bernecker eine „Institution der Menschlichkeit“. Solidarität und Kontaktfreude hätten für die Ehrenamtliche einen hohen Stellenwert. Nicht zuletzt hob Angelika Matt-Hei­decker Martha Berneckers „Tun als bewusst lebende Christin“ hervor. „Gäbe es das ehrenamtliche Engagement der Kirchen nicht, könnte der Staat nicht funktionieren“, so Matt-Heidecker.

Martha Bernecker selbst zitierte einen Satz aus dem ersten Korintherbrief, der sie kürzlich bei einer Taufe tief berührt hat: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ Gott habe ihr für alle ihre Aufgaben Gesundheit gegeben, auch im Alter noch einen klaren Verstand und viele gute Mitarbeiter. Am Ende der Feierstunde schien selbst ihr, die nicht gerne im Mittelpunkt steht, die Bedeutung ihres Tuns klar geworden zu sein. Mit den Worten „So langsam glaub‘ ich auch, dass ich‘s verdient habe“ dankte Martha Bernecker für die Feierstunde.