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Spukt es im Kirchheimer Schloss?

Geisterjäger legten sich in der Nacht zum Samstag auf die Lauer – „Am Schluss hatte ich Herzrasen“

Anhand von unterschiedlichen Tests machten die Geisterjäger die Probe aufs Exempel.Fotos: Natalie Becker
Anhand von unterschiedlichen Tests machten die Geisterjäger die Probe aufs Exempel.Fotos: Natalie Becker

Kirchheim. Dämonen, Vampire, Geister – seit jeher beschäftigen dunkle Wesen und Spukgestalten die Menschen. Das Kirchheimer Schloss war bislang jedoch weder für Gespenster noch für nächtliches Kettenrasseln bekannt. Allenfalls die breite Treppe, die

"GeisterjŠger" im Kirchheimer Schloss, das Team der Ghosthuntersagency legt sich auf die Lauer und sucht im Schloss nach "Wesenh
"GeisterjŠger" im Kirchheimer Schloss, das Team der Ghosthuntersagency legt sich auf die Lauer und sucht im Schloss nach "Wesenheiten"
Herzogin Henriette von der Kutschenhalle hoch zu ihren Gemächern einbauen ließ, knarrt zuweilen. Bei einer mehr als 200 Jahre alten Stiege ist das jedoch nichts Ungewöhnliches. „Uns ist bisher noch nichts weiter aufgefallen“, sagt Petra Weigand schmunzelnd, die Führungen durch das Schoss anbietet und mit ihrer Familie seit 1997 im ehemaligen Dienstbotentrakt lebt.

Michael Böhm, genannt Micha, und die drei anderen des „Ghosthunter-Explorer-Teams“ machen dennoch die Probe aufs Exempel. Hinweise hätten sie von Personen, die lieber im Hintergrund bleiben möchten, zur Genüge erhalten. Mehr sagen sie zu ihren Beweggründen, ausgerechnet im Witwensitz Württembergs nach paranormalen Vorkommnissen zu forschen, nicht. Das mag an der großen Skepsis liegen, die den selbst ernannten „Ghosthuntern“ in der Regel entgegenschlägt.

Micha und die anderen sind trotz aller Kritik an den wenig reproduzierbaren Ergebnissen ihrer grenzwissenschaftlichen Exkursionen in alte Gemäuer davon überzeugt, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die man nicht rational erklären kann. So hatte der Leiter des Teams – die Mitglieder gehen seit Mitte September zusammen auf Jagd nach Geistern – ein einschlägiges Erlebnis im Haus seiner Schwester: „Es gab Schritte, und das Licht wurde an- und ausgeschaltet“, erzählt er. Da habe er angefangen, zu dem Thema zu recherchieren. Auf Geisterjagd geht er nun seit eineinhalb Jahren.

So recht an Geister glaubt Janna Weitkamp, Leiterin der Klosterverwaltung Bebenhausen, zwar nicht. Dennoch hatte sie keine Probleme damit, den „Ghosthuntern“ die Türen zum Kirchheimer Schloss zu öffnen. „Ich bin gespannt, was dabei rauskommt“, sagt die junge Finanzwirtin. Pläne, wie sie die Geisterjagd fürs Marketing nutzen kann, hat sie bereits: Das Publikum darf sich auf neue Specials freuen, wenn das Museum im Frühjahr wieder seine Tore öffnet.

Inzwischen schleppen die beiden Männer des Teams Kabeltrommeln auf den alten Wehrgang hinauf bis vor die großen Flügeltüren, die zu den ehemaligen Gemächern der Herzogin Henriette führen. Mit dabei haben sie außerdem einen Laptop, eine Nachtkamera und ein Stativ. Claudi, die sensitive Ermittlerin des Teams, führt eine Puppe und einen kleinen Puppensessel mit sich. Beides positioniert sie in der Flucht zwischen Terrassentür und Salon. Diese Utensilien gehören – ebenso wie der Strandball, den Gast-Ermittlerin Nicki gerade aufbläst – zu den sogenannten Move-Tests, mit denen die Gruppe paranormalen Phänomenen nachstellt.

Auf einem Tablett werden zudem Uhren und ein Bewegungsmelder aufgestellt – und natürlich der sogenannte Ferrit-Test. Dazu streut Claudi feines Eisenpulver auf einem Blatt Papier aus. „Es reagiert auf elektromagnetische Felder. Manchmal sieht es später wie eine Hügellandschaft aus“, erklärt Micha. Die „Wesenheiten“ wie die Ermittler sie nennen, würden gerne mit ungewohnten Gegenständen spielen und zum Beispiel Uhren verstellen. „Wir hatten schon Unterschiede von zehn Minuten“, erzählt Peps, die Fachfrau für Stimmphänomene im Team.

Alle Tests werden stets per Video überwacht. Eine spezielle Nachtkamera ist ständig auf den Versuchsaufbau gerichtet. „Wir protokollieren alles möglichst genau, damit wir Lichtreflektionen oder Geräusche zuordnen können“, erklärt Micha. Vorab werden Messungen vorgenommen, um die Grunddaten zu den untersuchten Räumen zu haben.

Dann geht es in die dunklen Kasematten zum „Sit in“. Der Laserpointer wird ausgerichtet. Er soll später etwaige Bewegungen und Schatten auf den Bildern der Nachtkamera besser sichtbar machen. Etliche Zaungäste drücken sich an die rauen Steinwände im Dunklen – neugierig, was nun passiert. Von draußen dringen Verkehrslärm und Stimmen herein, drinnen ist es bis auf ein Räuspern und ein Husten mucksmäuschenstill. „Peps Husten“, meldet die Ermittlerin prompt für das Diktiergerät, das fortan mitläuft und Stimmphänomene auffangen soll.

Anschließend beginnt Micha mit der „aktiven Befragung“. „Ist hier außer uns jemand?“ fragt er in das tiefe Gewölbe hinein. Doch diese Frage bleibt – wie alle anderen Aufforderungen zur Kontaktaufnahme – unbeantwortet. Dazwischen blitzen immer wieder die kleinen Digitalkameras auf, die alles dokumentieren sollen. „Druck auf dem Kopf“ vermeldet zuerst Peps, dann auch Claudi. Doch weder das „Gauss-Messgerät“ noch das Infrarot-Thermometer zeigen irgendeine Veränderung. „Am Schluss hatte ich Herzrasen“, sagt Andy, an sich der Skeptiker im Team. Aber eigentlich, so lassen die Ermittler durchblicken, seien viel zu viele im Raum gewesen.

Bis 2.30 Uhr erkundet das „Ghosthunter-Explorer-Team noch das Fürstenzimmer und die Kasematten. Ob die Geisterjäger Ungewöhnliches im Kirchheimer Schloss entdeckt haben, bleibt jedoch abzuwarten. Denn das Team muss das gesammelte Material zunächst in aller Ruhe auswerten. Allein bis zu 400 digitale Fotos sind es pro paranormaler Untersuchung. Hinzu kommen Videos und Tonaufzeichnungen. Das alles bedeutet rund zwei Wochen Arbeit für die ehrenamtlichen Geisterjäger. „Es ist ein Puzzle. Wir versuchen erst mal alles rational zu erklären“, sagt Micha. Nur wenn sich für eine Messung, eine Empfindung oder eine Reflektion keine Erklärung findet, spricht das Team von einem paranormalen Phänomen.

So viel ist an diesem Abend aber schon zu erfahren: In den unterirdischen Kasematten hatte ein Teil des Teams offenbar eine Begegnung der unheimlichen Art. „Der eine kam totenbleich zurück und hatte Schmerzen in der Seite“, erzählt Petra Weigand. Ein schwarzer Schatten soll den Mann angegriffen haben . . .

 

Info

Die Ergebnisse der Geisterjäger erfährt man voraussichtlich in zwei Wochen auf www.ghosthunter-explorer-team.de im Internet.