Stabwechsel in Bissingen

Bissingen. „Wolfgang Kümmerle ist nicht ein Meister der Bürger, sondern ein Meister für die Bürger gewesen“, sagte Landrat Heinz Eininger in der Bissinger Gemeindehalle. Rund 450 Gäste – darunter Vertreter aus Politik, Vereinen und Wirtschaft – waren am Freitag zu einem Festakt gekommen, um der Verabschiedung des langjährigen Bissinger Bürgermeisters Wolfgang Kümmerle und der Vereidigung seines Nachfolgers Marcel Musolf beizuwohnen.

Landrat Heinz Eininger zeichnete Wolfgang Kümmerle für sein Wirken mit der goldenen Landkreismedaille aus, der höchsten Auszeichnung, die der Kreis zu vergeben hat. Wolfgang Kümmerle sei stets ein Bürgermeister gewesen, der vorangegangen sei, der mit viel Einsatz und einer engagierten Art seine Ziele erreicht habe. Er habe Akribie, Nachdruck und in manchen Punkten durchaus auch Hartnäckigkeit bewiesen.

„Wolfgang Kümmerle hat das Thema Familien stets in den Mittelpunkt gerückt“, ging der Landrat auf inhaltliche Schwerpunkte des Bissinger Schultes ein. Schon früh habe er sich – auch überörtlich – für Verbesserungen bei Bildung und Kinderbetreuung stark gemacht. Es sei ihm gelungen, für die Gemeinde die richtige Balance zwischen Leben und Arbeiten zu finden und dabei auch der Natur ihren Raum zu geben: „Wolfgang Kümmerle hat die Landschaft begriffen als wesentlichen Bestandteil der Lebensqualität.“ Die Zukunftszugewandtheit Wolfgang Kümmerles zeige sich nicht zuletzt darin, dass er als „prägende Bürgermeisterpersönlichkeit nun noch etwas Neues wagt“, so Eininger. Wolfgang Kümmerle wird künftig als Handelsvertreter für zwei Firmen tätig sein, die Kommunen betreuen.

Gemeindetagspräsident Roger Kehle beschrieb Wolfgang Kümmerle einerseits als kollegialen Teamplayer und andererseits als starke Führungspersönlichkeit mit unkonventioneller Denkweise. Wolfgang Kümmerle ist von 1998 an in verschiedenen Gremien des Gemeindetags aktiv gewesen. Ganz besonders habe sich der langjährige Bissinger Schultes auch durch seine hohe soziale Kompetenz ausgezeichnet, so Roger Kehle.

Genau diese bescheinigte auch der stellvertretende Bürgermeister Siegfried Nägele. Es sei eine von Wolfgang Kümmerles Stärken gewesen, mit Kritik gut umzugehen: „Sie haben es geschafft, die Gemeinschaft auch in schwierigen Zeiten zusammenzuhalten“, sagte Nägele. Im Gemeinderat und im Gemeindeleben sei Wolfgang Kümmerle nicht nur als ausgewiesener Finanzexperte aufgefallen, sondern auch durch sein besonderes soziales Engagement – „eine nicht alltägliche Kombination“. Auch baulich habe Wolfgang Kümmerle die Gemeinde in seiner Amtszeit vorangebracht, ob es nun das neue Rathaus, die neu gestaltete Ortsmitte Ochsenwangs oder der moderne Wasserhochbehälter sei.

Stellvertretend für die Bürgermeis­ter aus dem Raum sprach Johannes Züfle: „In der Verwaltungsgemeinschaft Weilheim verlieren wir einen Kollegen mit großem Fachwissen und großer Hilfsbereitschaft.“ Auch Vertreter von Schule, Kirche, Vereinen und Personalrat lobten in ihren Grußworten die gute Zusammenarbeit mit Wolfgang Kümmerle. Der Musikverein Bissingen und der Männergesang­verein sorgten für die musikalische Umrahmung.

Nicht ganz ohne Abschiedsschmerz überreichte Wolfgang Kümmerle seinem Nachfolger Marcel Mu­solf den Rathausschlüssel. Er übergebe damit auch ein Amt, das seinen Inhaber voll ausfüllen und viel Zufriedenheit bringen könne, gleichzeitig aber auch einen Stressfaktor bedeute, so der 57-Jährige. Er betonte, dass er davon überzeugt sei, Marcel Musolf werde den Bissingern ein guter Schultes.

„Bissingen bekommt einen Spitzenmann“, bestätigte Landrat Heinz Eininger, nachdem Marcel Musolf vom Zweiten stellvertretenden Bürgermeister Joachim Maszurim vereidigt worden war. Marcel Musolf sei Spitzensportler, so der Landrat, habe die Verwaltungshochschule Ludwigsburg als Jahrgangsbester abgeschlossen und sei mit seinen 25 Jahren nun auch noch der jüngste Bürgermeis­ter Baden-Württembergs. Eininger zeigte sich überzeugt davon, dass Marcel Musolf genügend Talent, Trainingsfleiß und Willen für seine neue Aufgabe mitbringe. Das tragende Element in einer Gemeinde seien aber die Bürger. Und für die sei es wichtig, dass ein Bürgermeister stets Verlässlichkeit und Berechenbarkeit zeige. Der junge Neustarter müsse die „Vorschusslorbeeren“ der Wahl nun einlösen. Marcel Musolf, zuvor Kämmerer in der Seegemeinde, hatte im Januar im ersten Wahlgang 96 Prozent der Stimmen auf sich vereint.

Marcel Musolf betonte, dass er dem großen Vertrauensvorschuss in den nächsten acht Jahren gerecht werden wolle. „Ich stehe hier in Dankbarkeit, aber auch in Demut und Respekt vor den Aufgaben der nächsten acht Jahre.“ Er sehe seine Aufgabe darin, den Herausforderun­gen zu begegnen – und zwar zusammen mit den Bürgern und dem Gemeinderat. „Alleingänge liegen mir nicht“, versicherte der 25-Jährige.