Lokales

Standortfragen sind bis Juli geklärt

In fünf Wochen entscheidet der Kirchheimer Gemeinderat über Real- und Werkrealschulen

In die Kirchheimer Schullandschaft kommt Bewegung: Die Jahrgänge werden einerseits kleiner, andererseits gibt es immer weniger Anmeldungen an den Werkrealschulen. Deshalb wird die Stadt Kirchheim gewisse Schulstandorte aufgeben. Die Frage ist bislang nur, welche Schulen dann an welchen Standorten noch bleiben sollen.

Abkühlung tut not - nicht nur wie hier an der Konrad-Widerholt-Schule, sondern auch in der Debatte um die Schulentwicklungsplanu
Abkühlung tut not - nicht nur wie hier an der Konrad-Widerholt-Schule, sondern auch in der Debatte um die Schulentwicklungsplanung.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Die Zahlen sprechen für sich: Während die Anmeldungen künftiger Fünftklässler für die beiden Kirchheimer Gymnasien konstant bei knapp über 300 liegen und für die beiden Realschulen nur leicht rückläufig sind, haben sie für die drei derzeitigen Werkrealschulen schon wieder um ein Drittel abgenommen. Statt 67 neuer Fünftklässler, wie noch im aktuellen Schuljahr, sind für 2013/14 nur noch 45 neue Werkrealschüler angemeldet.

Realschulen und Werkrealschulen zusammen kommen in Kirchheim somit nicht einmal mehr ganz auf 200 neue Fünftklässler. In der bisherigen Planung war die Stadt Kirchheim aber von 250 Neuanmeldungen für beide Schularten ausgegangen, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker gestern in einem Gespräch mit dem Teckboten über die Schulentwicklungsplanung: „Statt zehn Zügen brauchen wir also nur noch acht Züge.“ Das bedeutet, dass für Real- und Werkrealschulen in Kirchheim drei Standorte genügen.

Welche drei Standorte aber tatsächlich übrigbleiben werden, das soll sich im Lauf der nächsten fünf Wochen entscheiden. Was bislang sicher zu sein scheint, ist, dass die Freihof-Realschule als solche erhalten bleibt. Schließlich hat sie erst kürzlich ihren Neubau bezogen. Ebenso sicher ist, dass die Werkrealschule Jesingen nicht mehr lange als solche existieren wird: Dort gibt es jetzt bereits Kombiklassen, weil für eine komplette Klassenstufe nicht mehr genügend Kinder angemeldet wurden. Aktuell ist es noch ein halbes Dutzend, das neu an die Werkrealschule Jesingen kommen soll. Ein letztes Mal wird für das kommende Schuljahr eine solche Kombilösung – also die Zusammenlegung von zwei Klassenstufen – genehmigt.

Was schließlich schon längst klar war, das war die Tatsache, dass es an der Eduard-Mörike-Schule in Ötlingen keine weiterführende Schule mehr geben wird. Neue Fünftklässler, die dort in die Hauptschule gehen würden, werden an die Alleenschule weitergeleitet. Der Standort Ötlingen müsste also außen vor sein.

Was bleibt, das sind die Teck- Realschule, die Raunerschule und die Alleenschule. Dadurch, dass eine Schließung der Freihof-Realschule nicht zur Debatte steht, geht es darum, eine von diesen drei Schulen zu schließen. Dabei sind aber nicht nur die Schülerzahlen zu betrachten, sondern auch der bauliche Zustand der Schulen. Der spricht zunächst gegen die Teck-Realschule, die für neun Millionen Euro saniert werden müsste. Andererseits aber gibt es an der Teck-Realschule noch eine Dreizügigkeit, während es an beiden Werkrealschulen zusammen gerade noch für eine knappe Zweizügigkeit reicht.

Das sind die Fakten. Was nun passieren soll, dafür hat die Stadtverwaltung zwei Modelle vorgelegt. Das erste Modell sieht vor, die Teck-Realschule an den Standort Raunerschule zu verlegen und dort die baulichen Voraussetzungen für einen dritten Zug zu schaffen. Die Raunerschule als Werkrealschule wiederum soll an die Alleenschule wechseln und dort gemeinsam mit der bisherigen Alleenschule eine zweizügige Gemeinschaftsschule entwickeln. Die jeweiligen Grundschulen wären von diesem Modell nicht betroffen – abgesehen davon, dass das Gebäude der beiden Konrad-Wider­holt-Schulen immer noch für rund sieben Millionen Euro zu sanieren wäre.

Das zweite Modell geht von größeren Rochaden aus: Demnach würde die Teck-Realschule nach Ötlingen wandern und dort gleichfalls Räume für einen dritten Zug erhalten. Die Raunerschule wäre dann Standort für alle Werkrealschüler, um dort die zweizügige Gemeinschaftsschule zu etablieren. Die Alleenschule wiederum könnte die Konrad-Wider­holt-Förderschule beherbergen, während die KW-Grundschule aufgelöst werden würde. Die Schüler kämen an anderen Grundschulen unter. Unter anderem sollte die Teck-Grundschule dann ausgebaut werden. Ohne dass dieses Modell bereits beschlossen wäre, regt sich nun aber schon Protest von Seiten der Konrad-Wider­holt-Schule, die bereits Hunderte von Unterschriften gegen eine mögliche Schließung gesammelt hat.

Im Lauf der kooperativen Schulentwicklungsplanung habe Stadtrat Dr. Thilo Rose aber noch ein drittes Modell ins Spiel gebracht, sagte Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker gestern. Nach diesem Modell solle die Teck-Realschule an die Raunerschule wandern. Die Werkrealschulen der Rauner- und der Alleenschule sollten dagegen in Ötlingen zusammengefasst werden. Das Schicksal der Konrad-Widerholt-Schulen wäre dasselbe wie beim zweiten Modell.

Angelika Matt-Heidecker macht im Gespräch deutlich, dass die Stadtverwaltung Modell eins bevorzugt. „Ich bin der Meinung, dass man nicht zu viel auf einmal bewegen kann“, sagt sie. Modell eins würde bereits bedeuten, dass rund 700 Schüler ihre Schule oder ihren Schulstandort wechseln. Bei Modell zwei dagegen wären 1 200 Schüler betroffen. Auch das Thema einer weiterführenden Schule in Ötlingen wolle gut überlegt sein. Einerseits stünden hinter dem Standort rund 8 000 Bürger aus Ötlingen und Lindorf. Aber andererseits gebe es in absehbarer Zeit eben nur eine einzige Gemeinschaftsschule in ganz Kirchheim. Und da bleibe die Frage, ob dieser Standort dann nicht besser in der Kernstadt aufgehoben sei als in einem Ortsteil.

Die Teck-Realschule nach Ötlingen zu verlegen, hält sie ebenfalls nicht für sinnvoll – und zwar wegen der Schüler aus Dettingen und Nabern sowie wegen der Sozialraumanalyse für den Stadtteil „Dettinger Weg“. Demzufolge braucht es dort eine weiterführende Schule, was aber am Standort Raunerschule genauso möglich wäre wie am bisherigen Standort der Teck-Realschule.

Was für die Oberbürgermeisterin wichtig ist, das ist der Erhalt einer Realschule: „Solange unser Schulgesetz eine Realschule vorsieht, müssen wir auch eine anbieten.“ Ohnehin glaubt sie nicht, dass sich die Realschulen so schnell in Richtung Gemeinschaftsschule entwickeln werden wie die Werkrealschulen.

Bevor im Juli die Entscheidung im Gemeinderat fällt, gibt es noch viele Gespräche: Nicht nur der Gemeinderat und dessen Finanz- und Verwaltungsausschuss beschäftigt sich damit. Auch die Kirchheimer Schulleiter setzen sich noch einmal zusammen, um nach der bestmöglichen Lösung zu suchen. Wichtig ist aber, dass im Juli eine Entscheidung fällt. „Das muss sein, damit Ruhe einkehrt“, sagt Angelika Matt-Heidecker. Dann wüssten alle, welche Standorte übrigbleiben. Und dann ließen sich auch für alle Schulen Masterpläne entwickeln, ob oder wie es in Richtung Gemeinschaftsschule weitergehen soll.