Lokales

Storchenbrunnen in neuem Glanz

Akribisch richten Ohmdener Bürger Kleindenkmal vor dem Rathaus wieder her

Weit über 600 Stunden haben Walter Richter, Willi Schindler und weitere Ehrenamtliche aus Ohmden bereits gewerkelt, um den Storchenbrunnen in der Ortsmitte herzurichten. Für den 13. September ist ein ­Einweihungsfest geplant.

Auch von brütender Hitze lassen sich Willi Schindler (links) und Walter Richter bei der Sanierung des Storchenbrunnens in der Oh
Auch von brütender Hitze lassen sich Willi Schindler (links) und Walter Richter bei der Sanierung des Storchenbrunnens in der Ohmdener Ortsmitte nicht von der Arbeit abhalten.Foto: Jean-Luc Jacques

Ohmden. „Eigentlich wollten wir nur den oberen Rand des Brunnens und den Turm reparieren“, sagt Walter Richter. „Aber dann ist der Brunnen immer kleiner geworden“, schiebt er lachend hinterher. Schicht um Schicht musste der zerfallende Schiefer abgetragen werden, bis am Schluss lediglich noch der Betontrog übrig blieb. „Im Grund ist Schiefer für die Verwendung im Außenbereich nicht gut geeignet“, gibt Richter zu bedenken. In einer Schiefergemeinde wie Ohmden konnte er sich aber auch nicht vorstellen, von dem Traditionsbaustoff für den markanten Brunnen im Ortskern abzuweichen.

Die „neuen“ Mauerquader stammen teils aus dem Kromerschen Schieferbruch in Ohmden, teils von Pfeilern am Eingang zum ehemaligen, zwischen Holzmaden und Aichelberg gelegenen Steinbruch Gotthilf Fischers. Während der Abbau der Pfeiler im Herbst rasch über die Bühne ging, war das Behauen des Schiefers eine regelrechte Sisyphusarbeit. „Der Stein platzt ab wie er will, aber das macht auch seinen Charakter aus“, erklärt Richter, der bei der Arbeit von seiner Erfahrung als Fliesenlegermeister profitierte, gehörte der Umgang mit Naturstein doch zu seinem Berufsalltag. Auch wenn es sehr aufwendig war, den Brunnen herzurichten – das Resümee des Ruheständlers fällt positiv aus: „Wir haben es gerne gemacht.“ Richter geht davon aus, dass die Gemeinde durch den Einsatz der Freiwilligen 30  bis 40 000 Euro gespart hat.

„Ohne die Unterstützung von Ralf Kromer hätten wir die Sanierung so nicht hingekriegt“, betont Richter. Der Besitzer des Ohmdener Schieferbruchs hatte die Steine vorbereitet und eine Säge zur Verfügung gestellt. Das Bossieren, also das Behauen des Schiefers, übernahm die ehrenamtliche Crew. Zu dem Bautrupp, der sich bei der Brunnensanierung einbrachte, gehörten neben Walter Richter und Willi Schindler auch Walter Ziegelin, Karl Fode und Roland Greiner.

Das zeitintensive Herrichten des Ammoniten, der nun die Front des abgerundeten dreieckigen Brunnens ziert, hatte wiederum Kromer erledigt. „Kleben, warten, schneiden, kleben, warten, schneiden. . .“, so beschreibt Richter die sich abwechselnden Arbeitsgänge. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Durch die Versteinerung wird das Gesicht des Brunnens erheblich aufgewertet.

Noch ist Richter mit dem letzten Feinschliff, sprich der Imprägnierung des Schiefers, beschäftigt. Erreicht wird dadurch ein Nasseffekt, doch dient die Schicht insbesondere dem Schutz vor erneutem Verwittern. „Das muss jedes Jahr gemacht werden, sonst gehen die Steine wieder kaputt“, sagt Richter.

Der Storch aus Bronzeguss thront nun auf sicherem Untergrund auf dem Turm des Brunnens und reckt seinen Schnabel wieder in den Himmel. „Allerdings guckt er jetzt in eine andere Richtung als vorher. So wird er von der Straße aus besser gesehen“, verrät Richter.

Am Freitag, 13. September, ist eine kleine Einweihungsfeier für den sanierten Brunnen vorgesehen. „Dann ist er auch wieder mit Wasser gefüllt“, meint Bürgermeister Martin Funk. Wasserleitung und Filteranlage sind bereits erneuert. Was noch fehlt, ist ein aus Sicherheitsgründen notwendiges Gitter.

Der Ohmdener Storchenbrunnen

Um den Storchenbrunnen vor dem Ohmdener Rathaus rankt sich folgendes Histörchen: Ob aus Versehen, aus einem Anflug von Übermut oder gar aus Boshaftigkeit – das lässt sich heute nicht mehr genau ergründen –, hatte der Ohmdener Bürger Adolf Linsenmayer in den 1920er-Jahren den letzten im Ort lebenden Storch erschossen. Später war Adolf Linsenmayer nach Brasilien ausgewandert. Dort brachte er es als Unternehmer in der Textilbranche zu Geld. 1956 spendierte er als Zeichen später Reue und der Wiedergutmachung für den geplanten Brunnen vor dem Rathaus einen aus Bronze gegossenen Storch. Die Gestaltung der Bronzefigur übernahm die Stuttgarter Künstlerin Hanne Schorp-Pflumm (1921–1990). Der Brunnen selbst war aus Spendengeldern der Lenninger Papierfabrik Scheufelen finanziert worden. Heute gehört der Storchenbrunnen zu den insgesamt 15 Kleindenkmalen in der Trinkbachgemeinde, die Altbürgermeister Walter Kröner vor vier Jahren im Auftrag des Landkreises Esslingen aufgestöbert und detailliert beschrieben hat.ank