Lokales

Taxifahren wird teurer

Kunden zahlen ab morgen rund 20 Prozent mehr – Mindestlohn als Begründung

Zum 15. Januar steigen im Landkreis Esslingen die Taxipreise. Fahrten werden bis zu 20 Prozent teurer. Aus Sicht eines Taxi-Unternehmers aus Kirchheim ein überfälliger Schritt. Allerdings fürchtet er die Reaktion der Kunden.

Kreis Esslingen. Ab dem morgigen Donnerstag müssen Taxikunden im gesamten Landkreis und in Stuttgart tiefer in die Tasche greifen. Der Grundtarif steigt von drei Euro auf 3,10 Euro. Für kürzere Strecken bis vier Kilometer sind 2,40 Euro statt 1,90 Euro pro Kilometer zu berappen. Bei längeren Fahrten sind pro Kilometer 1,90 Euro statt wie bisher 1,60 Euro fällig. Ein Euro statt bisher 65 Cent ist für jeden Kilometer zu bezahlen, den der Taxifahrer auf dem Weg zum Bestellort zurücklegen muss – allerdings nur, wenn das Taxi an Orte außerhalb seines Bereitstellungsbezirks gerufen wird. Lenningen gehört zum Beispiel zu einem anderen Bezirk als Kirchheim.

Die neuen Tarife, auf die sich Branche, Stadt und Landkreis geeinigt haben, stehen in der Rechtsverordnung des Landratsamts Esslingen. Das Taxigewerbe wird von der Behörde reglementiert, formell gehört es zum öffentlichen Nahverkehr.

Yousef Farnam, der in Kirchheim ein Taxi-Unternehmen führt, sieht die Preiserhöhung zwiespältig. Auf der einen Seite findet er sie gerecht. „Die höheren Tarife sind ehrlich verdient. Wir haben seit sieben Jahren keine Preisanpassung mehr gehabt“, sagt er. Alles sei in dieser Zeit teurer geworden – Sprit, Reparaturen, Mieten, Löhne. „Die Taxiunternehmer sind knapp bei Kasse, weil die Kosten gestiegen sind, die Tarife aber nicht.“ Allein durch den Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde habe er für seine zwölf Fahrer 5 000 Euro Mehrkosten pro Monat, rechnet Farnam vor. Außerdem kämen ständig neue Auflagen dazu, die Mehrarbeit mit sich brächten.

Auf der anderen Seite fürchtet Farnam die Reaktionen seiner Kundschaft. „Wir werden die Tariferhöhung bestimmt dadurch zu spüren bekommen, dass erst mal weniger Leute einsteigen“, sagt der Taxi-Unternehmer. Bei der letzten Tariferhöhung im Jahr 2008, als die Preise um vergleichsweise geringe fünf Prozent hochgingen, sei das auch so gewesen. Glücklicherweise seien die Fahrgäste nach ein paar Wochen wieder zurückgekommen.

Farnams Kundschaft ist bunt gemischt, seine Fahrer transportieren „jedes Alter und jede Schicht“, sagt er. Ob es die Älteren, die Nachtschwärmer oder doch eher Geschäftsleute sind, die in den nächsten Wochen erst einmal aufs Taxi verzichten, kann er nicht sagen. Allerdings weiß er auch, dass manche Kunden mehr Macht haben als andere. „Es kann sein, dass Unternehmen Druck machen und versuchen, uns zu erpressen. So nach dem Motto: Wir fahren im Monat so oft mit dir zum Flughafen, da musst du uns einen guten Preis machen“, sagt er.

Bei Krankenfahrten rechnet Yousef Farnam nicht mit Verlusten. „Die Krankenkassen sind gezwungen, die Fahrten zu bezahlen, egal wie viel sie kosten“, sagt er. Schwieriger werde es, wenn ein Patient von Kirchheim in die Uniklinik nach Tübingen gefahren werden müsse. „Da fährt man in ein anderes Tarifgebiet. Dann wird es kompliziert“, sagt er. Ansonsten kann sich Farnam vorstellen, dass Menschen, die bisher auf einen Zweitwagen verzichtet haben und lieber ab und zu Taxi gefahren sind, sich das jetzt nicht mehr leisten können.