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Tolle Geschichten

Vorweihnachtlicher Abend in der Verbundschule Dettingen

Dettingen. Was tut man, wenn man ein Schaf beleidigt hat? Die etwa 200 Besucher, die im Foyer der Verbundschule Dettingen bei Punsch,

Peter Dietrich

Mandarinen und Lebkuchen gemeinsam Bläsermusik und Texte zur Weihnachtszeit genossen, wissen es. Sie lernten zudem, dass man solche Schafe durchaus auch in der Stadt findet.

Um es den anderen auch zu verraten: Am besten, man sagt dem Schaf etwas Nettes, streichelt ihm den Rücken. Und sollte dieses beleidigte Schaf etwas menschlich geraten sein, das soll ja hin und wieder vorkommen, so gilt auch hier: Ein gutes Wort ist nie verkehrt.

Pfiffig und locker waren dieser und die anderen Texte, die während des festlichen Abends zu hören waren. Von vier Schülerinnen der Berufsschulstufe bei allen ihren Einschränkungen mit großer Begeisterung und Gespür für Witz gelesen, wirkten sie nochmals einen Schuss pfiffiger.

Etwa die Geschichte vom 6. Dezember: Da dachten die Kinder schon, sie wüssten, wer hinter dem Nikolaus steckt. „Ob er es wohl weiß, dass wir es wissen?“, fragten sie sich. „Er tut es uns zu Gefallen und bringt immer klasse Geschenke mit“, befand der Älteste, also sei es in Ordnung. Doch dann hat Papa sie alle überlistet, die Spur des ausgefransten Schnürsenkels führte gar nicht zu ihm. Da hatten die Kinder schon ein wenig Mitleid mit ihrem Vater gehabt, der ihnen immer liebevoll den Nikolaus vorspielte, und dann das.

Dann war da die Geschichte vom kleinen Benedikt, der den Unterschied zwischen Ton und Knetmasse nicht verstand und dem Vorbild der großen Schwester folgend versuchte, sein Knetauto für Papa im Backofen zu brennen. Mit den Folgen des misslungenen Versuchs hatte dann eher die backblechputzende Mama zu tun. Okay, so entstand das Auto eben neu aus Streichholzschachteln und Pappe. Dazu gab es auch Nachdenkliches, etwa zur Frage, wann eigentlich Weihnachten anfängt. Es beginnt unter anderem da, wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt, wenn der Laute bei dem Stummen verweilt, wenn mitten im Nebel ein Licht scheint.

Richtig aufgeregt waren Rebecca, Doro, Sandra und Cordelia, bevor sie nacheinander mit dem Rolli zum Mikrofon fuhren und zu lesen begannen. Ein bisschen Spannung gehöre dazu, erfuhren sie, damit es nachher gut gelingt. Die Lehrerin Manuela Brand, die mit ihnen die Texte mühsam einstudiert hatte, hatte individuelle Vorlagen mit Symbolen vorbereitet, die den Schülerinnen den Vortrag erleichterten. Unter dem Wort „wichtig“ war das Bild von jemandem, der der Vortragenden besonders wichtig war, unter dem Wort „unbedeutend“ ein Mann, der am Rednerpult steht und labert. Weil die Schülerinnen mit dem gesamten Text am Stück überfordert gewesen wären, wurde ein Teil der Lesung vorher aufgezeichnet.

Zu den vier Leserinnen kamen, inklusive dem Dirigenten Walter Hasart 17 Musiker. Aber was für welche: Das Bläserensemble des Evangelischen Jugendwerks Bezirk Esslingen (eje) begeisterte durch große musikalische Vielfalt. Sie reichte vom klassischen „Ich steh‘ an deiner Krippen hier“ bis zum markigen „Gloria in excelsis Deo“ und zum herrlich jazzigen „Go Tell It on the Mountain“. Bei „Tochter Zion“ wurden die moderne und die klassische Version gar in einem einzigen Stück vereint. Mehr Abwechslung, ausnahmslos exakt und mit viel Schwung gespielt, wäre kaum möglich gewesen. Zum Programm gehörten auch sehr schöne ruhige Stücke, etwa ein weihnachtliches Wiegenlied von John Rutter.

Das routinierte Bedienpersonal der acht Trompeten, sechs Posaunen, einem Horn und einer Tuba kam aus Esslingen, Stuttgart, Plochingen, Köngen, Nürtingen und weiteren Orten der Region. Beim Schlusslied „O du fröhliche“ war nach so viel konzentriertem Zuhören das Mitsingen erlaubt. „Ich glaube, das Lied ist bekannt“, meinte Hasart. Als Zugabe ließ er sich anschließend noch zu einem ruhigen Abendlied bewegen. Heimgehen war für viele dennoch nicht angesagt, dazu waren im Schulfoyer zu viele Bekannte zu treffen.

Wann beginnt Weihnachten? „Für uns fängt Weihnachten an, wenn in der Verbundschule Bläsermusik erklingt“, meinte eine Zuhörerin. Sie ist bei der jährlichen Veranstaltung, die nun ihr fünfjähriges Bestehen feiern konnte, zum Stammgast geworden.