Kirchheim. „Man sollte sich möglichst bald um die Umrüstung kümmern und sich von einem Experten beraten lassen“, betont Georg Kobler, Inhaber des Geschäfts „Ton und Bild“. Denn derzeit und in den kommenden Sommermonaten sei es aufgrund des Wetters besonders günstig, die Satellitenanlagen, die sich oft auf Hausdächern befinden, von analogem auf digitalen Empfang umzustellen. Im Herbst und Winter hingegen sei das schon problematischer. Ein weiterer Grund, sich zeitnah mit dem Thema digitales Fernsehen zu beschäftigen, sei die Tatsache, dass es – je näher der 30. April 2012 rückt – womöglich zu Lieferengpässen bei den benötigten Geräten kommt, warnt Georg Kobler. Außerdem sei damit zu rechnen, dass die Industrie die Preise anhebt, fügt Norbert Nöpel, Inhaber des Fernsehhauses Dreilich, hinzu.
Sowohl an ihn als auch an Georg Kobler wenden sich bereits seit einigen Wochen zahlreiche oft verunsicherte Kunden. Auch der „Media Markt“ verzeichnet eine verstärkte Nachfrage, informiert ein Mitarbeiter der dortigen TV-Abteilung. „Viele wissen gar nicht, ob sie von der Umstellung betroffen sind oder nicht“, erzählt Norbert Nöpel. Um das herauszufinden, gibt es einige ganz einfache Mittel: So haben zum Beispiel die Sender „Das Erste“ und ZDF die Videotext-Seite 198 eingerichtet. Hier werden all‘ diejenigen, die eine analoge Sat-TV-Empfangsanlage besitzen, darauf hingewiesen, auf digitalen Empfang zu wechseln. Wer bereits digitales Satellitenfernsehen empfängt, erfährt hingegen, dass er sich gelassen im Fernsehsessel zurücklehnen kann und kein Fachgeschäft aufsuchen muss.
Ein weiteres Indiz dafür, dass man sich bereits im digitalen Fernsehzeitalter befindet, ist die Bildqualität, betont Georg Kobler. „Bei digitalem Fernsehen ist die Qualität wesentlich besser.“ Aber auch die Anzahl der Sender, die man empfängt, gebe einen Anhaltspunkt, fügt ein „Media Markt“-Mitarbeiter hinzu. Bis zu 50 Sender bedeuten analog, alles darüber hinaus sei digital.
Von der Umstellung betroffen sind zunächst nur Haushalte mit Sat-Anlagen – nicht die mit Kabelanschluss. Die Arbeiten selbst laufen normalerweise relativ schnell und unkompliziert ab, betonen die Experten. Dabei werde an der „Schüssel“ der Kopf, der die Signale empfängt – der sogenannten Low-Noise-Converter (LNC) – ausgewechselt. Eventuell seien neue Kabel zu verlegen. Darüber hinaus müsse man sich, wenn nicht bereits vorhanden, einen neuen Receiver oder gleich ein neues Fernsehgerät mit integriertem Digital-Empfänger anschaffen.
Schwieriger wird das Ganze hingegen bei Gemeinschaftshaushalten zum Beispiel in Mehrfamilienhäusern, Hotels oder Seniorenwohnanlagen. „Hier können die Arbeiten sehr aufwendig sein, weil man die verschiedenen Verteiler austauschen muss“, erklärt Georg Kobler. „Alles steht und fällt mit den Kabeln: Wenn sie im gesamten Gebäude veraltet sind, dann kann man den ganzen Tag beschäftigt sein“, fügt Norbert Nöpel hinzu. Die örtlichen und technischen Gegebenheiten seien aber an jedem Gebäude anders. Deshalb könne man nicht pauschal sagen, wie viel Zeit eine Umrüstung in Anspruch nimmt – und wie viel sie kostet.
Christof Schweiss vom Lichthaus Schweiss, der sich hauptsächlich um die Umrüstung in Mehrfamilienhäusern beziehungsweise bei Wohnungseigentümergemeinschaften kümmert, sieht hier „ein Dilemma auf uns zukommen“. „Die meisten Hausverwaltungen haben noch nicht umgerüstet. Die wachen erst auf, wenn es vorbei ist“, befürchtet der Unternehmer. „Das Hauptproblem bei Anlagen mit mehreren Teilnehmern ist, dass keiner den Geldbeutel aufmachen will. Da ist Streit programmiert.“ Christof Schweiss rechnet damit, dass die meisten Hausverwaltungen erst im Februar oder März die Umrüstung angehen. „Das kommt schlagartig. Dann könnte es Engpässe bei den Geräten geben – und das geht Hand in Hand mit den Preisen. Billiger wird‘s nicht.“
In ganz Deutschland gibt es übrigens zahlreiche Haushalte, die noch analoges Fernsehen schauen: Norbert Nöpel spricht von etwa sechs Millionen. Auf sie alle kommt die Umrüstung zu – wenn sie nicht am 30. April 2012 ab 3 Uhr in die Röhre schauen wollen . . .