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Viele Stellen blieben unbesetzt

Lage auf Ausbildungsmarkt ist gut – Manche Berufe gelten bei Jugendlichen als unattraktiv

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist in den Landkreisen Esslingen und Göppingen nach wie vor gut. Rechnerisch kam im abgelaufenen Ausbildungsjahr auf eine Stelle etwa ein Bewerber.

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt 2013/14 war gut. Auch in den Bereichen Produktion und Fertigung waren die  Chancen groß, einen
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt 2013/14 war gut. Auch in den Bereichen Produktion und Fertigung waren die Chancen groß, einen Ausbildungsplatz zu erhalten.Foto: Markus Brändli

Göppingen. „Die Ausbildung ist ein erster Schritt in den Beruf und wichtig zur Deckung des Fachkräftebedarfs“, betonte Bettina Münz, stellvertretende Leiterin der Göppinger Arbeitsagentur, gestern bei einer Pressekonferenz zum Ausbildungsjahr 2013/14 in der Göppinger Agentur für Arbeit, die auch den Kreis Esslingen betreut. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt sei der vom Vorjahr sehr ähnlich: Sowohl die Zahl der Bewerber als auch die der gemeldeten Ausbildungsstellen habe sich kaum verändert (siehe Kasten). „Allerdings haben wir festgestellt, dass es deutlich mehr Ausbildungsstellen gibt, die unbesetzt geblieben sind“, sagte Bettina Münz. So waren 399 Stellen zum Ende des Ausbildungsjahrs am 30. September 2014 vakant. Das ist im Vergleich zum Ausbildungsjahr 2012/13 ein Plus um 27,9 Prozent.

Diese Entwicklung liege zum einen daran, dass die Anforderungen nicht immer zu den Kompetenzen der Bewerber passen. Bemerkbar mache sich aber auch, dass die Anzahl der Schulabgänger langsam zurückgehe, informierte Bettina Münz. Dies habe zur Folge, dass bei manchen Arbeitgebern weniger Bewerbungen eingehen. „Die Ungleichgewichte bestehen in einzelnen Branchen und Berufen. Bestimmte Ausbildungsberufe werden von den Jugendlichen nicht als attraktiv gewertet.“ So seien vor allem Stellen im Hotel- und Gaststättenbereich unbesetzt geblieben. Aber auch manche Handwerker würden sich schwer tun, Nachwuchs zu finden. „Wir stellen einen Verdrängungswettbewerb fest“, fügte die stellvertretende Agenturleiterin hinzu.

Wie Volker Seitz, U 25-Teamleiter der Göppinger Arbeitsagentur, mitteilte, steht bei den jungen Leuten auf der Top-Ten-Liste der Wunschberufe der Industriemechaniker beziehungsweise die Industriemechanikerin ganz oben, gefolgt von einer Ausbildung zum Industriekaufmann oder zur Industriekauffrau. Auch der Kaufmann/die Kauffrau im Einzelhandel seien beliebt. Volker Seitz rät den Schulabgängern allerdings dazu, sich nicht auf einen bestimmten Beruf zu versteifen.

Der U 25-Teamleiter nannte zudem die Berufe, bei denen die Chance auf einen Ausbildungsplatz im abgelaufenen Ausbildungsjahr besonders gut waren: Dies sei zum Beispiel im Bereich Industriemechaniker/in und bei den Bauberufen der Fall gewesen.

Etwa 12 000 Jugendliche werden jährlich von der Agentur für Arbeit beraten, sagte Volker Seitz weiter. „Wir gehen auch an Schulen und informieren die Eltern.“ Für junge Leute mit Defiziten bietet die Arbeitsagentur außerdem sogenannte berufsförderne Maßnahmen an – sei es in Form von Betriebspraktika oder als Nachhilfeunterricht. „Wir versuchen, die Jugendlichen auf die richtige Bahn zu bringen“, verdeutlichte Volker Seitz. Die „Ausbildungsbegleitenden Hilfen“ – hinter diesem Begriff versteckt sich vor allem Nachhilfeunterricht – seien in den vergangenen zwei Jahren verstärkt eingesetzt worden. Es gebe mehr Jugendliche, die zum Beispiel wegen theoretischer Defizite in der Berufsschule Unterstützung benötigten. Die Hilfe sei aber von Erfolg gekrönt: „Viele Jugendliche bewähren sich dann in der Ausbildung.“

Wichtig sei auch das Thema Praktikum. „Wir raten den jungen Leuten dazu“, sagte Volker Seitz. Dadurch könnten sie sich selbst besser orientieren, aber auch schon vorab für sich werben.

Bettina Münz sprach darüber hinaus die Initiative der Spätstarter vom Ausbildungsjahr 2012/13 an, die nun von der Göppinger Arbeitsagentur fortgesetzt wurde. Dabei sollen 25- bis 35-Jährige qualifiziert und in den Arbeitsmarkt integriert werden. Hintergrund ist der Fachkräftebedarf. Hinter der Initiative stecke eine intensive Beratungsarbeit, verdeutlichte die stellvertretende Agenturleiterin. Aber diese lohne sich.

Zum Ausbildungsbeginn im Herbst 2014 haben von den 25- bis 35-Jährigen 59 eine Ausbildung begonnen, informierte Bettina Münz. Sie betonte: Eine Ausbildung sei nicht nur für Schulabgänger, sondern auch für junge Erwachsene sehr sinnvoll.