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Vive l‘amitié! – Es lebe die Freundschaft!

Kirchheim würdigt deutsch-französischen Freundschaftsvertrag mit Karikaturenausstellung

50 Jahre ist der deutsch-französische Freundschaftsvertrag alt, seit 46 Jahren wächst und gedeiht die Städtepartnerschaft zwischen Rambouillet und Kirchheim – Anlass genug, mit einer humorvollen Karikaturenausstellung im Kirchheimer Rathaus der deutsch-französischen Annäherung zu gedenken.

Treffsicher, hintersinnig und humorvoll erzählen Karikaturen vom deutsch-französischen Verhältnis im vergangenen halben Jahrhund
Treffsicher, hintersinnig und humorvoll erzählen Karikaturen vom deutsch-französischen Verhältnis im vergangenen halben Jahrhundert.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. „Sie alle beglückwünsche ich! Ich beglückwünsche Sie zunächst, jung zu sein!“ Mit diesen Worten begann Charles des Gaulle seine legendäre Rede am 9. September 1962 im Ludwigsburger Schlosshof. Damit prägte er viele Zuhörer fürs Leben und legte in ihren Herzen den Keim für einen europäischen Gedanken. Wenige Monate später unterzeichneten de Gaulle und Adenauer in Paris den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Den historischen Moment im Ludwigsburger Schlosshof hatten eine Reihe von Kirchheimern miterlebt.

Einige dieser Zeitzeugen werden am Montag, 15. April, bei der Eröffnung der Ausstellung „50 Jahre deutsch-französische Freundschaft“ um 19.30 Uhr im Kirchheimer Rathaus zugegen sein. Für die musikalische Untermalung sorgt der Moskauer Musiker Anjrej Mouline mit seinem Bajan, einer Art Akkordeon.

Speziell die Freundschaft zwischen Rambouillet und Kirchheim beleuchtet am Montagabend Karl-Heinz Rieforth. Er kennt die fast 50-jährige Geschichte der Städtepartnerschaft wie kein anderer, ist er doch fast seit Beginn dabei. Zunächst fungierte er als Übersetzer, seit 1978 als Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses, und längst kann er mit Fug und Recht als Motor der Städtepartnerschaft bezeichnet werden.

Waren es anfangs vor allem die Sportler, allen voran die Basketballer und die Tennisspieler, die erste freundschaftliche Bande mit ihresgleichen aus Rambouillet knüpften, so sind es heute Jahr für Jahr etwa 400 Personen, die sich in Rambouillet oder Kirchheim im Rahmen der Partnerschaft begegnen. Beteiligt sind Gymnasiasten wie Grundschüler, Sportler wie Musiker und Sänger, ganze Familien und alljährlich auch der Bürgerbus. Die Schüler nehmen mit etwa 150 Begegnungen pro Jahr einen großen Anteil ein. „Französisch lernt an den Kirchheimer Gymnasien so gut wie jeder“, freut sich Rieforth. Die Schüler nutzen die Chance, das Nachbarland aus erster Hand kennenzulernen begeistert und unvoreingenommen.

Das war beileibe nicht immer so. „Mich rührt besonders an, dass die Partnerschaft aus den Reihen der ehemaligen Kriegsgefangenen he­raus entstanden ist“, erinnert Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Hei­de­cker an das aufgrund langjähriger kriegerischer Auseinandersetzungen ausgesprochen angespannte deutsch-französische Verhältnis. De Gaulle und Adenauer, zwei damals schon nicht mehr ganz junge Männer, hätten jedoch schon damals den heute noch modernen europäischen Gedanken der Versöhnung verfolgt. Sie stellten die politischen Weichen. „Die ehemaligen Kriegsgefangenen gaben den entscheidenden Anstoß von der menschlichen Seite her“, ergänzt Karl-Heinz Rieforth.

Ressentiments zwischen Franzosen und Deutschen sind heute, fast 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, selten. – Garantiert mit ein Verdienst der zahlreichen Städtepartnerschaften, die in den 60er-Jahren zwischen Deutschland und Frankreich entstanden sind.

Freundschaften und selbstverständlicher Umgang miteinander machen es möglich, sich auch in lockerer Weise mit Geschichte ausei­nanderzusetzen. Dies soll durch die aktuelle Karikaturen-Ausstellung im Rathaus geschehen. Es handelt sich dabei um eine Wander-Ausstellung der Firma Helmut Schmidt Medien, die unter der Regie der Stadt und des Partnerschaftsausschusses nun nach Kirchheim geholt wurde und hier bis 30. April zu sehen ist.

50 Karikaturen zeigen die Geschichte der wahrlich nicht immer einfachen Freundschaft. Bei aller Res­pektlosigkeit, die Karikaturen oft eigen ist, gegenüber den politischen Protagonisten beider Länder bleibt die übergeordnete Botschaft glasklar: „Vive l‘amitié! – Es lebe die Freundschaft!“