Kreis Esslingen. Jörg Maier vertritt die Ansicht, dass sich die Baukultur im Kreis Esslingen positiv entwickelt. „Das ist auch eine Folge der Wettbewerbe, mit denen wir seit Jahrzehnten für gute Architektur werben“, sagt der Architekt aus Ostfildern, der sich als Vorsitzender der Kammergruppe I für seinen Berufsstand einsetzt. Mit fünf Verfahren sei es seit 1980 gelungen, guten Beispielen die verdiente Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die Erfahrungen hält auch Landrat Heinz Eininger als Schirmherr für so ermutigend, dass die Abstände zwischen den Wettbewerben deutlich verkürzt worden sind. Tagte die Jury anfangs nur alle zehn Jahre, so sind es inzwischen nur noch sechs.
Alle Fortschritte können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Architektur nach wie vor im Schatten der Kunst steht. Das weiß auch Carmen Mundorff, die Pressesprecherin der Architektenkammer Baden-Württemberg. Sie sieht in der Neuauflage des Wettbewerbs für beispielhaftes Bauen folglich eine Chance, die Öffentlichkeit stärker für die Baukultur zu interessieren.
Dieses Ziel lässt sich allerdings nur erreichen, wenn die Ausschreibung das erhoffte Echo findet. Vor sechs Jahren haben sich 94 Teilnehmer der Jury gestellt. Wie Mundorff und Eininger gestern vor der Presse erklärten, setzen sie bei der Neuauflage auf ein ähnliches Ergebnis. Für Eininger wäre es ein Erfolg, wenn 100 Arbeiten eingereicht würden. Stichtag für die Abgabe ist 11. September.
Solche Hoffnungen stützen sich auf die Tatsache, dass die Architektenkammer im Kreis Esslingen mehr als 1 400 Mitglieder zählt. Gute Voraussetzungen für eine ansprechende Beteiligung dürfte auch die rege Bautätigkeit der vergangenen Jahre bilden. Allein der Landkreis hat seit 2006 rund 200 Millionen Euro in Schulen, Krankenhäuser und einen Anbau des Landratsamts investiert. Offen bleibt vorerst, ob auch die neue Messe für eine Auszeichnung infrage kommt. Obwohl im Kreis Esslingen angesiedelt, haben Architekten und Bauherren sie im Kammerbezirk Stuttgart eingereicht – ein Vorgehen, das bei Eininger ungläubiges Kopfschütteln auslöst.
Eininger weiß, dass es auf die Frage nach guter Architektur keine abschließenden Antworten gibt. Einige Kriterien für ein fundiertes Urteil hat der Landrat aber schon einmal genannt. Ökologische Aspekte müssen für ihn ebenso berücksichtigt werden wie demografische Entwicklungen und die Wirtschaftlichkeit. Matthias Grzimek, Vorsitzender des Kammerbezirks Stuttgart, teilt diese Ansicht. Neben gestalterischen Fragen, die früher den Schwerpunkt gebildet haben, kommt für ihn heute vor allem auch auf die Nachhaltigkeit eines Bauwerks an.